Französischer Unternehmer und Politiker Tapie gestorben

Er war ein skandalumwitterter Fußballclub-Besitzer, Schauspieler, Politiker, Zeitungsmogul und einstiger Besitzer von Adidas: Der schillernde französische Geschäftsmann Bernard Tapie ist tot. Er starb am Sonntagmorgen im Alter von 78 Jahren an einer Krebserkrankung, wie seine Familie der Zeitung „La Provence“ mitteilte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte Tapie als „Quelle der Inspiration für Generationen von Franzosen“.

„Dieser Mann, der einen Kampfgeist hatte, der Berge versetzen und nach dem Mond greifen konnte, hat nie aufgegeben und bis zuletzt gegen den Krebs gekämpft“, hieß es in einer Erklärung des Elysée-Palastes. Macron würdigte Tapies „Ehrgeiz, Energie und Enthusiasmus“.

Tapie litt seit Jahren an Krebs. In den vergangenen Monaten hatte sich sein Zustand deutlich verschlechtert. Der Redaktionsleiter der Zeitung „La Provence“, Guilhem Ricavy, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass Tapie, Mehrheitseigentümer des Verlags, „in der Nacht ins Koma gefallen“ sei. Einer seiner Söhne bestätigte den Tod auf Instagram mit der kurzen Nachricht: „Auf Wiedersehen, mein Phönix“.

Nach Angaben der Familie starb Tapie „friedlich“ in seinem Haus in Paris, „umgeben von seiner Frau, seinen Kindern, Enkelkindern und seinem Bruder“. Die Beisetzung soll demnach in seiner „Herzensstadt“ Marseille in Südfrankreich stattfinden.

Tapie wurde am 26. Jänner 1943 in Paris in einfache Verhältnisse geboren. Er war ein in Frankreich höchst umstrittener Manager und Ex-Politiker. Er begann als einfacher Fernseherverkäufer und baute sich in den 70er und 80er Jahren durch den Kauf und Verkauf von in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen ein wahres Firmenimperium auf. Der langjährige Chef des Fußballclubs Olympique Marseille, den er 1986 gekauft hatte, machte auch politisch Karriere, wurde Abgeordneter und unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand in den 90er Jahren kurze Zeit Städtebauminister.

Ein Skandal um ein gekauftes Fußballspiel 1993 brachte Tapie zwischenzeitlich ins Gefängnis. Wegen der Schmiergeldaffäre wurde er Ende 1995 zu acht Monaten Haft verurteilt, dem Verein wurde eine Meisterschaft aberkannt und er musste in die zweite Liga. Bei Olympique hatte Tapie indes bis zuletzt viel Unterstützung bei den Fans, die ihn „Boss“ nannten.

In Deutschland war er vor allem als ehemaliger Adidas-Besitzer bekannt. Der Verkauf seiner Anteile an dem deutschen Sportartikelhersteller Anfang der 90er Jahre beschäftigte jahrelang Gerichte. Tapie hatte die Anteile 1990 gekauft und 1993 an die damals staatliche Bank Crédit Lyonnais verkauft. Als diese die Anteile mit großem Gewinn weiterverkaufte, fühlte sich der zu dem Zeitpunkt in der Privatinsolvenz befindliche Geschäftsmann betrogen und zog vor Gericht. 2008 bekam er von einem privaten Schiedsgerichts gut 400 Millionen Euro Schadenersatz vom Staat zugesprochen.

Das Urteil sorgte allerdings für einen politischen Skandal. Der Verdacht stand im Raum, dass die damalige Wirtschaftsministerin und heutige Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, im Auftrag des damaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy keine Rechtsmittel eingelegt hatte. Tapie hatte Sarkozy vor seinem Wahlsieg 2007 unterstützt. Lagarde wurde 2016 wegen Beihilfe zur Veruntreuung von Staatsgeldern schuldig gesprochen, ging aber straffrei aus. Die juristische Aufarbeitung der Affäre dauert an.

Tapie hatte dennoch bis zum Schluss gute Beziehungen in die Politik. Premierminister Jean Castex lobte ihn als „Kämpfer“ und einen „sehr engagierten Mann“.

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