„Entführungs“-Abenteuer durch die Staatsoper für Kids
Oper entführt. Sie zaubert mit Musik eine Welt herbei und nimmt - im besten Fall - ganz einfach da hin mit. Damit Kinder das auch erleben dürfen, genügt es aber meist nicht, sie vor eine Bühne zu setzen. In der „Entführung ins Zauberreich“, die am Sonntagvormittag im Haus am Ring uraufgeführt wurde, muss das junge Publikum nicht still sitzen: die aufwendig gestaltete Wanderoper durch Gänge und Pausenräume serviert Mozart in kindgerechten Portionen als echtes Abenteuer.
Eigentlich wollte Danis (Daniel Ogris) die Kinder gerade durch das Opernhaus führen und ihnen etwas zu seiner Geschichte erzählen - da schlägt die „verzauberte Stunde“: Belmonte (Hiroshi Amako), der Liebestenor aus Mozarts „Entführung aus dem Serail“ steht plötzlich in voller Rokoko-Montur auf der Feststiege und möchte seine entführte Verlobte Konstanze aus den Fängen des bösen Bossmin (sic! und: Ilja Kazakov) befreien. Wer will ihm helfen? Fast alle natürlich. Und das kleine, mobile Orchester kommt einfach mit.
Der Abenteuerparcours führt zunächst in den Mahlersaal, prächtig orientalisch verwandelt, von Tänzerinnen, Ornamenten und Kissenlandschaften geziert und Schauplatz der ersten Konfrontation mit dem Bösewicht. Wir treffen die unglückliche Konstanze (Anna Nekhames stimmt ohne Verzug die „Martern aller Arten“ an) und das kampfkunstgelehrte Blondchen (Johanna Wallroth), den Zauberschüler Pedrillo (Angelo Pollak) und natürlich den gar nicht so furchtbar furchteinflößenden Bossmin. Auf einen Bassa Selim kann die von Margit Mezoglich (Text) und Gerald Resch (Musik) völlig neu gebastelte Oper genauso verzichten, wie auf große Teile der ursprünglichen Geschichte. Was bleibt sind die prägendsten musikalischen Momente zwischen Ouvertüre, Arien und Liebesquartett. Und ein bisschen Rap. Zum Mittanzen.
Was auch bleibt, ist die Mithilfe der Kinder, die in diesem von Nina Blum konzipierten Abenteuer mittendrin statt nur dabei sind. Müssen doch Rätsel gelöst, Zaubersteine gesucht und Wege abgeschritten werden: Nach einer guten Stunde ist die Staatsoper in Kleingruppen durchwandert, das magische Portal zurück in die fiktive Opernwelt gefunden, der Bösewicht bekehrt, und die Rezeptionsgeschichte der „Entführung“ um ein fröhliches Kapitel reicher. Vor allem aber haben die kleinen, staunenden und lachenden Besucher die Oper kennengelernt, wie sie wirklich ist: ein Zauberreich, das entdeckt werden möchte.