Thiem: „Ich bin noch nicht geimpft“ - Hoffen auf Novavax

Dominic Thiem hat sich am Montag in St. Lorenz am Mondsee einer größeren Schar österreichischer Medien gestellt. Der 28-jährige Niederösterreicher gab Auskunft über den Zustand seiner Genesung, seine nächsten Pläne und sprach auch erstmals über die Corona-Impfung, die zum Beispiel für Australien verpflichtend sein wird. Der US-Open-Sieger 2020 ist vorerst noch nicht geimpft, wird das auf jeden Fall aber bis Ende November tun. Die Frage ist nur, mit welchem Impfstoff.

„Ich bin noch nicht geimpft. Ich will eigentlich auf den Novavax-Impfstoff warten, weil ich von meinem Doktor gehört habe, dass der richtig gut sein soll“, erklärte Thiem bei dem Mediengespräch. Für den 26. November gibt es in Bezug auf Australien allerdings eine Deadline, bis dahin muss man für die Einreise vollständig immunisiert sein. „Wenn es sich ausgeht“, will Thiem sich bei rechtzeitiger Zulassung dieses sogenannten Tot-Impfstoffs mit Novavax impfen lassen. „Wenn nicht, lasse ich mich mit etwas anderem impfen.“

Nachdem er am Montag erstmals überhaupt wieder auf dem Tennisplatz gestanden ist und mit Softbällen aus dem halben Court für zehn Minuten gespielt hat, soll der Aufbau sehr vorsichtig und langsam erfolgen. Anfang November hofft Thiem, wieder richtig „hart“ zuschlagen zu können, dann auch mit normalen Bällen und von der Grundlinie.

Verläuft die Heilung seines lädierten rechten Handgelenks nach Plan, dann möchte Thiem Mitte Dezember in Abu Dhabi bei einem Exhibition-Turnier zurückkehren. Davor sind noch einige Checks angesagt, so wird er am 21./22.10 zu seinem belgischen Arzt, Frederik Verstreken reisen. Passt alles, dann „werde ich wahrscheinlich in der ersten November-Woche das erste Mal wieder voll draufhauen“. Danach werde es drei bis vier Wochen dauern, bis er wieder in halbwegs guter Form sei. Daher sei Abu Dhabi in diesem Fall realistisch und auch gut. „Das Ziel ist natürlich Australien und dafür brauche ich vorher ein paar Matches auf gutem Niveau“, so Thiem.

Durchaus möglich, dass er sich dann gleich in Abu Dhabi oder in Dubai auf die anstehende Saison, die in Australien beginnt, vorbereitet. Dort, oder eventuell auch in Monte Carlo, gebe es genügend Topspieler, mit denen er sich vorbereiten könne.

Aktuell steht aber das langsame Herantasten an ein wieder voll funktionsfähiges rechtes Handgelenk im Vordergrund. Darum hält sich Thiem seit zwei Wochen und noch eine weitere im Salzkammergut auf und trainiert im APC (Athlete Performance Center), dem Trainingszentrum von Red Bull in Thalgau. Dafür gibt es laut Thiem mehrere Gründe. „Die Infrastruktur ist sensationell und auch die Handbehandlung, das ist alles perfekt kommuniziert. Wir haben auch einmal in der Woche ein Telefonat mit dem Doktor in Belgien und der hat auch genaue Therapieanweisungen gegeben“, erklärte Thiem.

Verstreken hat sich einst auch schon um Handgelenksverletzungen von Kei Nishikori und Kim Clijsters gekümmert. „Er ist richtig erfahren, vor allem im Tennis und diesen Verletzungen.“ Ist Thiem wieder fit, wird sein Tennis-Trainingszentrum wieder in Traiskirchen sein.

Seit der zweiten Entfernung der Schiene vor zwei Wochen sei zuletzt die Kräftigung und Flexibilisierung des „steifen“ Handgelenks im Vordergrund gestanden, berichtete Thiem. „Vor dem Termin vor einer Woche war ich mega-nervös“, gestand Thiem, denn auf dem Spiel stand natürlich die Entscheidung, ob eine Operation nötig ist. „Die Entscheidung war ja ein Wahnsinn, weil bei einer Operation wäre ich wahrscheinlich bis in den April nicht zurückgekommen.“

Schmerzen hat der 17-fache Turniersieger aus Lichtenwörth aktuell gar keine mehr. „Es ist nur komisch. Ich habe den Schläger jetzt acht Wochen nicht in der Hand gehabt und natürlich ist auch immer noch die kleine Blockade im Kopf bei dem Schnalzer bei der Vorhand, das wird sicher noch ein Zeiterl dauern bis das weg ist“, verriet Thiem, der auf Anraten seines Ex-Physios Alex Stober zu früh wieder mit dem Tennis-Training begonnen und dadurch einen Rückschlag erlitten hat.

Dies führte auch zur über die Medien ausgetragenen Trennung von Stober, nicht wegen der Fehlentscheidung, wie Thiem nochmals erklärte. „Es sind ein paar Fehler passiert natürlich. Mein Fehler, warum das auch über die Medien passiert ist, war, dass ich ihn nicht angerufen habe. Ich bin auch nicht der Typ, der gleich am selben oder nächsten Tag anruft und dann stundenlang über alle Probleme diskutiert. Zum Anruf hat er mir auch keine Chance geben, weil er mir dann direkt die Watschen über die Medien mitgeben hat. Natürlich war ich enttäuscht. Aber ich will das auf jeden Fall noch aussprechen, weil dazu war die ganze Zeit zu gut.“

Der Grund für die Trennung war laut Thiem die Reaktion Stobers. „Jeder macht Fehler, aber die Art und Weise, dass er es sich dann nicht eingestanden hat und irgendwie die Schuld auf mich und das andere Team zugewiesen hat. Das war dann ein Vertrauensbruch und der Grund für die Trennung.“ Schon der spanische Arzt nach der Verletzung im Juni auf Mallorca habe ihm erklärt, dass er sich einen Start bei den US Open „abschminken“ werde können.

Stober habe dann „auf eigene Faust therapiert und gesagt, die US Open sollten überhaupt kein Problem sein. Du wirst dort spielen können.“ Darauf habe er Lunte gerochen. „Ich habe dann viel zu früh die Schiene runtergegeben. Dann sind auch die anderen Therapieformen ein bisserl falsch gelaufen. Ich hab dann eineinhalb Wochen gespielt und dann ist das wieder passiert. Dass das Band wieder raushupft.“

Das erste Ziel Thiems heißt nun neben der Genesung Australien, doch dort werde man sich noch nicht so viel erwarten können. Drei, vier Wochen Auszeit hat er schon erlebt, sechs Monate sind „eine andere Hausnummer“. Zudem fehlen ihm Matches.

Genau deshalb hat er die Möglichkeit eines „geschützten Rankings“ gar nicht angenommen: Erstens weil er vorerst nicht so weit abrutschen wird und vor allem, weil er sonst keine Exhibitions wie jene in Abu Dhabi spielen könnte. Aber: „Ich traue mir zu, wenn alles gut läuft mit dem Handgelenk, dass ich richtig gut spielen werde und eine Topvorbereitung habe.“

Blickt er weiter voraus, sind die French Open das große Ziel, denn nach den Australian Open hat er noch vier Monate Zeit, genügend Matches auf höchstem Niveau zu bekommen bis Paris. Sein persönliches Team hat Thiem nun gefunden, abgesehen vom Physiotherapeuten. Sonst bleibt das Team angeführt von Headcoach Nicolas Massu gleich.

Der Turnierplan 2022 könnte wieder dichter werden als vor seiner Verletzung. „Das Ganze hat sich komplett geändert, jetzt bin ich heiß aufs Spielen und es kann jetzt sein, dass ich mehr Turniere einstreue. Ich muss aufs Ranking und darauf schauen, dass ich wieder raufkomme.“ Es gebe noch keinen richtigen Turnierplan, aber: „Ich will auf jeden Fall von Australien bis Paris so viel wie möglich spielen.“

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