NBA startet mit Impfdebatte in die Saison
Die National Basketball Association startet mit einer Impfdebatte in die neue Saison. Gebetsmühlenartig hat die Liga die Spieler in den vergangenen Wochen aufgefordert, Corona-Schutzimpfungen durchzuführen. Mehr als 95 Prozent haben dies bereits gemacht. Um einen widerwilligen Akteur ist eine teils heftig geführte Diskussion entbrannt. Kyrie Irving bringt Meisterschafts-Favorit Brooklyn anders als erwünscht in die Schlagzeilen.
Selbst Legende Michael Jordan ergriff in der Causa eine knappe Woche vor dem Auftaktspiel zwischen Champion Milwaukee und Brooklyn in der Nacht auf Mittwoch das Wort. „Hoffentlich halten sich alle daran, was auch immer die Liga veranlasst. Wenn sich jeder daran hält, werden wir gut aussteigen“, sagte der sechsfache Meister mit den Chicago Bulls und nunmehrige Eigentümer der Charlotte Hornets.
Jordan ist mit seiner Meinung nicht alleine. Kyrie Irving schert aus. Der exzentrische 29-Jährige fehlt den Nets bis auf weiteres. Er werde weder Spiele bestreiten, noch an Trainings teilnehmen, teilte der Club zuletzt mit. Irving darf aufgrund der in New York City geltenden Corona-Regelung keine Sporthalle betreten, da er den dafür nötigen Impfnachweis nicht erbracht hat. Er betonte, zu tun, was das Beste für ihn sei. „Ich kenne die Konsequenzen und wenn das bedeutet, dass ich dafür verurteilt und verteufelt werde, dann ist das eben so.“
Prinzipiell hätte sich für die Nets ein Kuriosum ergeben: Irving dürfte in Auswärtsspielen eingesetzt werden. Da greift die Verordnung nicht, da der Club als Firma nicht in den betreffenden Städten gemeldet ist. Die Nets verzichteten jedoch darauf. Man habe versucht, Irving umzustimmen, berichtete Mitspieler James Harden. Vergeblich. „Kyrie hat seine Ansichten. Für die steht er ein. Wir respektieren das.“ Irving muss im Gegenzug auf seine Gage verzichten. Die NBA hat erklärt, dass Spieler, die lokale Impfverordnungen nicht erfüllen und damit Spiele versäumen, um ihr Gehalt umfallen. Der Guard verdient in dieser Saison 35,3 Mio. Dollar.
Ungeachtet des Trubels um ihren Star gelten die Nets dank ihrer Star-Riege um Kevin Durant und Harden als erster Anwärter auf die Meisterschaft. In der vergangenen Saison scheiterte das Team von Coach Steve Nash im Play-off-Viertelfinale an Milwaukee. Irving fehlte verletzt, Harden war alles andere als fit. Durant hätte die Nets dennoch fast im Alleingang weiter gebracht. In der Offensive ist Brooklyn laut Experten das stärkste Team der NBA.
Als erster Herausforderer gilt die Glamour-Truppe des Westens. Die LA Lakers um Superstar LeBron James haben sich im Sommer neu aufgestellt und setzen auf geballte Erfahrung. Mit Russell Westbrook (32) kam ein Topwerfer der Liga, Dwight Howard (35) und Rajon Rondo (35) kehrte zu jener Franchise zurück, mit der sie schon 2020 den Titel geholt hatten. Ebenfalls neu bei den Kaliforniern ist Carmelo Anthony, der mit 37 Jahren auf der Suche nach seinem ersten Meisterschafts-Ring ist.
Wie in New York gelten auch in Los Angeles und in San Francisco künftig strenge Corona-Regeln. Anders als die Nets haben die dort ansässigen Teams - neben den Lakers die LA Clippers, die New York Knicks und die Golden State Warriors - dem Vernehmen nach keine Probleme. James ließ sich nach eigenen „Recherchen“ impfen. „Ich hatte das Gefühl, es ist nicht nur das Beste für mich, sondern auch für meine Familie und Freunde“, betonte der 36-Jährige. Als Handlungsempfehlung wollte er seinen Entschluss jedoch nicht verstanden wissen.
Etwas unter dem Radar geblieben ist der aktuelle Meister. Milwaukee wird auch heuer hoch eingestuft. Die Bucks dürfen auf ihre Stützen Giannis Antetokounmpo, Khris Middleton und Jrue Holiday vertrauen. Middleton und Holiday reisten nach dem Finalerfolg über die Phoenix Suns nach Tokio, um mit den USA bei Olympia Gold zu holen. Das Team wird darauf achten müssen, den Stars auch nötige Pausen zu gönnen. Antetokounmpo wusste: „Die anderen Teams werden uns jagen wollen. Aber wir müssen diese Jägermentalität selbst haben.“
Vom Play-off nur träumen kann Österreichs Beitrag in der Basketball-Eliteliga. Jakob Pöltl verpasste mit den San Antonio Spurs die „post-season“ zuletzt erneut, Langzeitcoach Gregg Popovich (seit 1996 bei Spurs) hat nach dem Abgang von Topscorer DeMar DeRozan oder Rudy Gay ein junges Team ohne einen einzigen Star um sich geschart.
Pöltl wird in seiner sechsten NBA-Saison, der vierten bei den Texanern, eine noch größere Rolle einnehmen. Es wird an Spielern wie Dejounte Murray, Derrick White oder ihm selbst liegen, die Spurs zu leiten. „Wir müssen einen weiteren Schritt machen, um auch als Führungsspieler ein Team anzuführen“, sagte Pöltl. San Antonio startet in der Nacht auf Donnerstag gegen Orlando Magic in die Saison.