Ex-US-Außenminister Colin Powell an Covid-19 gestorben
Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist infolge von Komplikationen nach einer Corona-Infektion gestorben. Powell, ein pensionierter General und einstiger Chef des Generalstabs der US-Streitkräfte, starb am Montag im Alter von 84 Jahren, wie seine Familie in einem Facebook-Post mitteilte. Powell sei vollständig gegen das Coronavirus geimpft gewesen, hieß es. Powell hatte Medienberichten zufolge seit Längerem gesundheitliche Probleme.
„Wir haben einen herausragenden und liebevollen Ehemann, Vater, Großvater und einen großen Amerikaner verloren“, so die Familie. Powell, ein Sohn jamaikanischer Einwanderer aus New York, wurde 2001 unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush der erste afroamerikanische Außenminister der USA. Bush und seine Frau Laura erklärten am Montag, Powell habe dem Land herausragend gedient, „beginnend mit seiner Zeit als Soldat in Vietnam“. Viele Präsidenten hätten seinem Rat vertraut. Er sei ein Freund und herausragender Mann gewesen.
US-Präsident Joe Biden würdigte den Ex-Außenminister als „zuverlässigen Vertrauten in guten und schweren Zeiten“. First Lady Jill Biden und er seien „zutiefst betrübt über das Ableben unseres lieben Freundes und eines Patrioten von unübertroffener Ehre und Würde“, hieß es in einer am Montag vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung des Präsidenten. „Er wird uns als einer unserer großen Amerikaner in Erinnerung bleiben.“
„Ich bin ihm für immer dankbar für seine Unterstützung meiner Kandidatur für das Präsidentenamt und für unseren gemeinsamen Kampf um die Seele der Nation“, teilte Biden mit Blick auf Powell weiter mit. Der Republikaner Powell hatte vor der Wahl im November vor knapp einem Jahr die Kandidatur des Demokraten Biden gegen den damaligen Präsidenten Donald Trump unterstützt. Powell war von 1989 bis 1993 Generalstabschef, von 2001 bis 2005 war er Außenminister unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte während einer Reise in Georgien, die Welt habe „eine der herausragendsten Führungspersönlichkeiten verloren“. Powell sei als erster Schwarzer Generalstabschef und Außenminister geworden. Er sei seit vielen Jahren ein Freund und Mentor für ihn gewesen, sagte der ebenfalls afroamerikansiche frühere General. „Wir werden ihn definitiv vermissen. Ich fühle mich, als hätte ich ein Loch in meinem Herzen“, sagte Austin.
Powells Amtszeit als Außenminister wurde von den Ereignissen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 überschattet, also dem Kampf gegen den Terror und dem Beginn der Kriege in Afghanistan und dem Irak. Powell galt in der Bush-Regierung als Verfechter des Multilateralismus und als gemäßigte Kraft, wohingegen Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld den Ruf von Hardliner hatten.
Dies zeigte sich besonders vor dem Beginn des Irak-Kriegs: Die Hardliner drängten unter Berufung auf angebliche Erkenntnisse der Geheimdienste zu Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen auf ein militärisches Vorgehen. Im Februar 2003 warb Powell schließlich in einer Rede vor dem UNO-Sicherheitsrat unter Berufung auf die später diskreditierten Geheimdiensterkenntnisse um Zustimmung für den Irakkrieg. Im Ruhestand bezeichnete Powell diese Rede später als großen Fehler.
Powell erklärte nach Bushs Wiederwahl im November 2004 seinen Amtsverzicht. Vor der Wahl 2008 überraschte der Republikaner seine Parteikollegen, als er sich für den demokratischen Kandidaten Barack Obama aussprach.
Auch dem späteren republikanischen Kandidaten Trump stand Powell kritisch gegenüber und er sprach sich schließlich für die Demokratin Hillary Clinton aus. Vor der Wahl 2020 kündigte Powell an, für Biden zu stimmen. Trump entferne sich von der Verfassung und werde „gefährlich für unsere Demokratie, gefährlich für unser Land“, sagte Powell damals. „Er lügt über Dinge und er kommt damit durch, weil Menschen ihn nicht zur Rechenschaft ziehen“, erklärte er weiter.
Nach dem Tod des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz 2020 äußerte sich Powell auch kritisch zum Problem des Rassismus in den Vereinigten Staaten. Powell kritisierte wiederholt auch Trumps feindselige Haltung gegenüber Immigranten.
Powell schloss 1958 seine Offiziersausbildung ab und wurde Leutnant im Heer der US-Streitkräfte. Von 1962 bis 1963 kämpfte er in Vietnam, wo er verwundet wurde. Bei seinem zweiten Vietnam-Einsatz 1968 befehligte er zunächst als stellvertretender Kommandant ein Infanteriebataillon und war dann Stabsoffizier im Divisionshauptquartier. 1972 wurde er erstmals nach Washington versetzt und machte im Verteidigungsministerium Karriere.
Powell diente dem US-Militär rund 35 Jahre lang. Zeitweise war er auch in Deutschland stationiert. Unter Ex-Präsident Ronald Reagan stieg Powell zum Leiter des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus auf. Während des Irak-Kriegs 1991, unter dem damaligen Präsidenten George Bush senior, diente Powell als US-Generalstabschef. Ende 1993 ging er in den Ruhestand. Als Berater und Redner verdiente er Medienberichten zufolge jährlich Millionen US-Dollar, auch seine Biografie verkaufte sich gut.
Powell wurde mehrfach als möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner gehandelt - etwa vor der Wahl 1996. Powell schien aber nie wirklich Interesse zu haben, sich als Kandidat in die politische Arena zu begeben.
Powell hinterlässt seine Frau Alma und drei erwachsene Kinder. Powell wurden zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen verliehen, darunter die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten.