Salzburg „mutig und frech“ in wegweisende Wolfsburg-Partie
„Frech und mutig“ will Serienmeister Salzburg am Mittwoch (18.45/ServusTV, Sky) die wegweisende Champions-League-Heimpartie gegen den leicht angeschlagenen VfL Wolfsburg in Angriff nehmen. Ein Sieg und dann 7 Punkte würden die Elf von Matthias Jaissle dem erstmaligen Aufstieg deutlich näher bringen. Und während gerade die deutschen Medien ihren Fokus auf „ihren“ Stürmerstar Karim Adeyemi richten, sitzt die Überraschung auf der Bank: Roko Simic könnte sein Profidebüt geben.
Weil mit Benjamin Sesko ein anderer Offensiv-Jungstar am Samstag beim 1:1 in Altach einen Muskelfaserriss im Oberschenkel erlitt, zog Jaissle den 18-jährigen Simic von Liefering kurzerhand nach oben. Dabei war der Sohn des kroatischen Ex-Teamspielers Dario Simic erst im Sommer von Lok Zagreb nach Salzburg gekommen. „Eine richtig schöne Geschichte. Er hat im Training schon gezeigt, was er in der Box kann“, meinte Jaissle über den 1,90-m-Mann, der in 10 Zweitligapartien 7 Treffer erzielte und an dem gerüchteweise Großclubs vom Kaliber Real Madrids großes Interesse zeigen.
Ähnlich ist es beim 19-jährigen Adeyemi, der u.a. von Bayern München, Borussia Dortmund, Leipzig und Liverpool umworben werden soll. Klar ist derzeit nur, dass Adeyemi am Mittwoch spielt, wie Jaissle bestätigte. Am Wochenende war der Doppeltorschütze beim 2:1 über Lille Ende September geschont worden. „Das Thema ist medial etwas heißer als intern. Er hat noch viele Schritte, die er hier gehen kann, vor sich“, betonte Jaissle.
Von den Wolfsburgern erwartet er eine leicht adaptierte Herangehensweise. „Ich bin gespannt, ob sie ihr Muster genauso auf den Platz bringen, wenn der Sturmtank vorne fehlt“, meinte Jaissle. „Sie sind physisch sehr stark, spielen viel über Verlagerungen und versuchen im letzten Drittel frühzeitig zu flanken. Wir müssen frühzeitig Druck drauf kriegen und das gut wegverteidigen“, erläuterte der 33-Jährige.
Neben Sesko fehlen ihm weiterhin Routinier Zlatko Junuzovic, Sekou Koita, Oumar Solet, Albert Vallci und Kamil Piatkowski. Kein Grund zur Sorge, wie der bisherige Saisonverlauf bewies. Ausfälle wurden stets aufgefangen, der Jugend zum Trotz. „Die Mannschaft wirkt für ihr Alter sehr reif. Das wird morgen wieder sehr wichtig sein“, meinte Jaissle. Die Startelf am Mittwoch dürfte ein Durchschnittsalter von knapp 23 Jahren haben.
Wolfsburg tritt die Reise statt in Festspielstimmung mit Sorgen an: Sportlich befindet man sich nach drei Liga-Niederlagen en suite bzw. sechs sieglosen Pflichtspielen in Folge im Tief, hat in der Meisterschaft magere neun Treffer am Konto. Der verletzte Ex-Salzburger Xaver Schlager ist ebenso wie Ersatzgoalie Pavao Pervan nicht für defensive Unsicherheiten und mangelhafte Chancenverwertung verantwortlich. Neo-Coach Mark van Bommel steht jedenfalls vor seinem ersten Härtetest in der Autostadt. VfL-Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke sprach gegenüber dem deutschen „Sportbuzzer“ jüngst von einer „komplizierten Situation“ und stellte fest: „Die Darbietungen genügen nicht unseren Ansprüchen.“
Van Bommel haderte mit dem Schicksal. „Es ist nicht so, dass wir schlecht spielen. Im Gegenteil: Wir bestimmen die Spiele, aber wir gewinnen sie nicht“, erklärte der Nachfolger von Oliver Glasner, dessen Truppe in der CL zweimal remisierte. Für Schmadtke ist angesichts des Salzburger Spielstils das Bremspedal gefragt. „Du musst versuchen, die Mannschaft zum Stehen zu bringen, weil sie eben extrem hohes Tempo in ihren Reihen haben. Da musst du kompakt auftreten und solltest vernünftig verteidigen - möglichst im Verbund.“
Auf der Abschluss-Pressekonferenz am Dienstagabend lächelte Van Bommel, scherzte mit den Journalisten und ließ sich das aktuelle sportliche Tief auch sonst nicht anmerken. „Ruhig bleiben“ und weiter „das Gleiche machen“ lautet die Devise des Trainers. „Das haben wir nach den vier Spielen gemacht, wo wir Bayernjäger waren, und das machen wir jetzt auch.“
In Salzburg will der VfL den Ligafrust nach zuletzt drei Niederlagen in Serie vergessen machen. Dabei müssen die Niedersachsen allerdings unter anderen auf ihren besten Stürmer verzichten. Wout Weghorst kann wegen eines positiven Corona-Tests nur aus der Quarantäne zuschauen. Es gehe ihm „den Umständen entsprechend gut“, sagte van Bommel über seinen niederländischen Landsmann.
Es gelte jetzt, „nicht den Kopf in den Sand zu stecken“, sagte Mittelfeldmann Maximilian Arnold und forderte: „Wir müssen schon mal anders auftreten in der Defensive, weil dann kommt das in der Offensive von ganz allein.“