Erneuter Putschversuch im Sudan - Premier unter Hausarrest

Nach wochenlangen Spannungen zwischen dem Militär und der zivilen Übergangsregierung haben im Sudan Bewaffnete mehrere führende Regierungsmitglieder festgenommen. Premier Abdullah Hamdok wurde unter Hausarrest gestellt. Wie AFP-Journalisten berichteten, wurde das Internet im ganzen Land abgeschaltet. In der Hauptstadt Khartum versammelten sich Demonstranten und blockierten Straßen.

Eine nicht identifizierte militärische Einheit belagerte Montagfrüh das Haus des Premiers, berichtete der Sender Al Hadath TV unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Familienangehörige des Staatschefs erklärten der Nachrichtenagentur Reuters, Streitkräfte hätten das Haus von Hamdoks Medienberater gestürmt und den Ministerpräsidenten dort in den frühen Morgenstunden festgenommen.

In den vergangenen Wochen war es in dem afrikanischen Land immer wieder zu Protesten verschiedener Gruppen gekommen. Dabei war von einer Seite die Einsetzung einer zivilen Regierung, von der anderen die Absetzung der amtierenden Übergangsregierung durch das Militär gefordert worden.

Im Sudan hatte nach dem Sturz des autoritären Langzeit-Machthabers Omar al-Bashir im April 2019 ein sogenannter Souveräner Rat die Regierungsgeschäfte übernommen, in dem sich Militärs und Zivilisten die Macht teilen. Seitdem befindet sich das Land in einer fragilen Übergangsphase, die 2023 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung enden sollte. Eine hohe Inflation, wirtschaftliche Schwierigkeiten und tiefe politische Spaltungen verschärfen die Lage.

Zudem gibt es den Behörden zufolge immer wieder Versuche von Bashirs Anhängern, die Regierung zu schwächen oder zu stürzen. Im September war ein Putschversuch gescheitert. Im März vergangenen Jahres war Hamdok einem Attentatsversuch entkommen.

In den vergangenen Monaten hatte die amtierende Übergangsregierung eine Reihe von Wirtschaftsreformen auf den Weg gebracht, um sich für einen Schuldenerlass des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu qualifizieren. Im Zuge der Reformen wurden unter anderem die staatlichen Subventionen für Treibstoff gekürzt. Auch andere Maßnahmen führten zu massiven Vertrauensverlusten in die Übergangsregierung.