EU fordert Einlenken Großbritanniens im Fischereistreit
Im Fischereistreit zwischen London und Paris hat der EU-Kommissar für den Binnenmarkt, Thierry Breton, Großbritannien zum Einlenken aufgefordert. „Die britische Seite zeigt keinen guten Willen“, sagte er im Sender Franceinfo. „Ich glaube, es wäre gut, wenn man jetzt wieder etwas zur Vernunft kommt.“ Es fehlten noch ungefähr die Hälfte der an französische Fischer zu erteilenden Lizenzen. Zuvor hatte Großbritannien mit der Festsetzung weiterer französischer Boot gedroht.
Der Fischereistreit schwelt seit langem und eskalierte zuletzt immer weiter. Hintergrund ist die Frage, wie viel ausländische Fischer nach dem Brexit in britischen Gewässern fangen dürfen. Paris ist der Meinung, Großbritannien habe französischen Fischern unrechtmäßig zu wenige Fischfang-Lizenzen erteilt, London bestreitet das. Nachdem Frankreich am Mittwoch Strafmaßnahmen gegen Großbritannien angekündigt hatte - etwa schärfere Kontrollen von britischen Booten und Anlandeverbote für sie in den meisten französischen Häfen -, bestellte London für Freitag die französische Botschafterin ein.
Bereits in den Verhandlungen über den Handelspakt der Briten mit der EU war die Frage nach Fischfang-Lizenzen besonders heftig umstritten. Sie schien eine Einigung zeitweise fast unmöglich zu machen. Auf EU-Seite waren es vor allem die Franzosen, die sich unnachgiebig zeigten - das Thema wird seit jeher äußerst emotional behandelt und spielt mit uralten Ressentiments gegen das jeweils andere Land.
Unterdessen schien die Lage am Freitag weiter zu eskalieren. London drohte damit, weitere französische Boote festzusetzen. Ein solches Vorgehen sei der britischen Regierung immer möglich, sollte Frankreich seinerseits dies weiterhin mit britischen Schiffen tun, betonte Umweltminister George Eustice gegenüber der BBC. „Wir behalten uns natürlich vor, angemessen zu reagieren.“ Die britische Regierung konzentriere sich aber darauf, das Problem mit der EU-Kommission und der französischen Botschafterin in London zu lösen, so Eustice.
Der französische Agrarminister Julien Denormandie sagte dem Fernsehsender France 2, es habe keine Fortschritte bei den Gesprächen mit Großbritannien über Fischerei-Lizenzen für die Zeit nach dem Brexit gegeben. Es sei richtig, dass Frankreich Sanktionen gegen Großbritannien in Betracht ziehe, postulierte er.