Tödliche Explosion in Liverpool: Polizei geht von Terror aus

Die mysteriöse Explosion eines Autos in Liverpool mit einem Toten gibt weiter Rätsel auf. Die Polizei stufte den Vorfall als terroristisch ein und bestätigte, dass die Detonation am Sonntag von einem Sprengsatz ausgelöst wurde. Es gebe Hinweise, dass der Getötete diesen bei sich getragen habe, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Zu einem möglichen Motiv und dem Ziel des anscheinend fehlgeschlagenen Anschlagversuchs konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen.

Der britische Premierminister Boris Johnson berief noch für Montag eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats ein. Die Terrorwarnung in dem Land wurde auf die zweithöchste Stufe erhöht. Ein Anschlag in dem Land gilt nun als „sehr wahrscheinlich“. Der Vorfall in Liverpool sei eine „deutliche Erinnerung, dass wir alle äußerst wachsam bleiben müssen“, so Johnson.

Der bei der Explosion getötete Mann hatte sich den Polizeiangaben zufolge von einem Taxi zu einer Frauenklinik in der nordwestenglischen Stadt bringen lassen. Als das Ziel erreicht war, explodierte der Sprengsatz und setzte das Auto in Brand. Der Fahrer habe sich retten können und sei mit Verletzungen behandelt worden, teilte die Polizei weiter mit. Er sei bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der Fahrgast starb noch vor Ort.

Die Anti-Terror-Einheit veröffentlichte am Abend den Namen des Umgekommenen. Es handle sich um einen 32-Jährigen namens Emad Al S., so die Ermittler. Der Mann habe Verbindungen zu zwei Wohnungen in Liverpool gehabt, die von der Polizei durchsucht wurden. Im Zusammenhang mit dem Fall wurden zudem vier Männer im Alter zwischen 20 und 29 Jahren festgenommen.

Es werde davon ausgegangen, dass der Fahrgast den improvisierten Sprengsatz selbst hergestellt habe, so Sprecher weiter. Unklar sei aber noch, warum er diesen zu der Klinik gebracht habe und warum die Bombe so unvermittelt explodiert sei.

Spekulationen, Ziel eines Anschlagversuchs sei womöglich eine Gedenkveranstaltung für Gefallene am sogenannten Remembrance Sunday gewesen, wollte die Polizei nicht bestätigen. Man sei sich der räumlichen und zeitlichen Nähe zu den Gedenkzeremonien bewusst, aber man könne hier noch keine Verbindung herstellen, so der Polizeisprecher. In diese Richtung werde aber unter anderem auch ermittelt.

Auch zur Rolle des Taxifahrers äußerte sich die Polizei zunächst nicht. Medien hatten zuvor unter Berufung auf Freunde des Mannes berichtet, er habe den mutmaßlichen Attentäter in dem Auto eingesperrt, nachdem er sich in Sicherheit gebracht hatte.

Die Tageszeitung „Sun“ feierte den Fahrer daher bereits als „Helden“. Regierungschef Johnson lobte die „unglaubliche Geistesgegenwärtigkeit und den Mut“ des Taxifahrers. Auch Liverpools Bürgermeisterin Joanne Anderson lobte den Mann in einem Interview mit der BBC für „seine heroischen Anstrengungen“. Ihm sei gelungen, abzuwenden, was zu „einer absoluten Katastrophe an dem Krankenhaus hätte führen können“.

Johnson hatte den Betroffenen des „fürchterlichen Vorfalls“ bereits per Twitter sein Mitgefühl ausgesprochen. „Ich möchte mich bei den Rettungskräften für ihre schnelle Reaktion und ihre Professionalität sowie der Polizei für ihre andauernden Ermittlungen bedanken“, schrieb Johnson .

Die Ermittlungen wurden von der Anti-Terror-Einheit geleitet. Berichten zufolge wurde auch der Inlandsgeheimdienst MI5 eingeschaltet.

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