US-Philosophin Haraway führt „Monopol“-Kunstranking an
US-Philosophin Donna Haraway steht nach einem Ranking des Magazins „Monopol“ an der Spitze der Liste mit den 100 wichtigsten Persönlichkeiten der Kunstwelt. Bestplatzierter Österreicher ist der Museumsmanager Max Hollein auf Platz 21, gefolgt von Thaddaeus Ropac mit seinen Galerien in Salzburg, London, Paris und neuerdings Seoul (Platz 57). Platz 61 belegen Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl, die 2022 auf der Kunstbiennale in Venedig den Österreich-Pavillon bespielen.
„Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit einer Neubewertung der Natur als Partner des Menschen und mit den Rechten verschiedener Spezies und zielen unter dem Stichwort des Posthumanen auf eine Überwindung der zerstörerischen Ausbeutung der Natur“, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Bewertung. Haraway sei „die meistzitierte Vordenkerin dieser Bewegung“. Die 77-Jährige beschreibe ein ideales Zusammenleben als gemeinsames Wirken von menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren und Akteurinnen und streite für hierarchiefreie Refugien der Koexistenz. In ihren Schriften gehe es um nichts weniger als das Überleben auf der Erde, schreibt das Magazin. „Haraway ist keine Protagonistin der klassischen ‚Kunstblase‘, denkt aber seit Jahrzehnten zuverlässig das vor, was in Künstlerinnenstudios und Ausstellungsräumen auf der ganzen Welt geformt und verhandelt wird.“
Erste Künstlerin auf der Liste ist auf Platz zwei erneut die in Berlin lebende Medienkünstlerin und Hochschulprofessorin Hito Steyerl. Die 55-Jährige wird von „Monopol“ wegen ihrer scharfen Kritik gegen Kunstspekulation und den Hype der Krypto-Kunst gewürdigt. Zudem erinnert das Magazin daran, dass Steyerl das ihr in diesem Jahr zuerkannte deutsche Bundesverdienstkreuz ablehnte, „weil die Politik während der Pandemie Bildung und Kultur im Stich gelassen habe“.
Unter den Top-Ten zudem: die Direktorin des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, Susanne Pfeffer („vorn an der Spitze aller Diskurse und wirksam in die breitere Gesellschaft“), das 2022 für die Documenta in Kassel verantwortliche indonesische Kollektiv Ruangrupa („produktives Abhängen statt Kunstmarkt-Turbo“) und das Wissenschaftsteam Bénédicte Savoy und Felwine Sarr („Restitution wird diesmal wohl nicht so schnell von der Tagesordnung verschwinden“).
Anne Imhof, 2017 mit dem deutschen Pavillon in Venedig Preisträgerin des Goldenen Löwen, landet für ihre Ausstellung „Natures Mortes“ im Pariser Palais de Tokyo auf Platz 14. Im kommenden Jahr wird Maria Eichhorn Deutschland bei der Biennale in Venedig vertreten. „Monopol“ sieht sie damit auf Platz 41 direkt vor Yilmaz Dziewior. Der Direktor des Kölner Museum Ludwig und Kurator in Venedig hatte Eichhorn ausgewählt. Die komplette Liste der 100 wichtigsten Persönlichkeiten der Kunstwelt erscheint in der Dezember-Ausgabe von „Monopol“.
Aber auch der K-Pop ist mit der koreanischen Truppe BTS auf Platz 29 vertreten. Laut der Liste könne man „in teenagereske Ekstase geraten oder ratlos den Kopf schütteln, ignorieren ist jedoch keine Option“. Mit der schweizerisch-österreichischen Kunstsammlerin Francesca Thyssen-Bornemisza (Francesca Habsburg) findet sich eine weitere heimische Kunstexpertin auf Platz 34 auf der Liste.
Zu Max Hollein, der das Metropolitan Museum durch die Corona-Pandemie steuerte, heißt es: „Das Parkett ist glatt, aber Hollein hält souverän die Balance, auch auf der Met-Gala zwischen Billie Eilish und Rihanna.“ Knapp vor ihm auf Platz 20 landete mit Extinction Rebellion eine Aktivisten-Gruppe in Kampf gegen den Klimawandel: „Die Bilder zur apokalyptischen Rhetorik liefern die Aktivisten von Extinction Rebellion, die sich ihre Strategien bei der Performancekunst ausleihen und wie düstere Geister über Innenstädte und Kunstinstitutionen kommen. Nebenbei entlarvt die Initiative zuverlässig Greenwashing in der Kunst.“
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