Reger Zulauf zu Corona-Demos in Wien
Regen Zulauf gab es Samstag Nachmittag zu diversen Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen in Wien. Der lange Haupt-Demozug bewegte sich vom Heldenplatz über die Ringstraße, die Polizei schätzte die Teilnehmeranzahl der diversen Kundgebungen auf über 10.000 sowie die Zahl der Gegendemonstranten auf 1.500. Rund 1.200 Polizisten sind im Einsatz, es gab bereits mehrere Festnahmen wegen des Verdachts auf Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Demonstranten warfen unter anderem pyrotechnische Gegenstände, die Polizei setzte Pfefferspray ein. Wegen der zahlreichen Marschkundgebungen gibt es zahlreiche Verkehrsbehinderungen. Laut ÖAMTC muss bis voraussichtlich 18 Uhr mit zeitweisen Sperren von Franz-Josefs-Kai und Ring gerechnet werden.
Bereits am früheren Nachmittag sperrte die Polizei Schwedenbrücke und Marienbrücke, weil sich dort rechte und linke Gruppierungen gegenüberstanden - kurzfristig wurde auch eine Absperrung durchbrochen. Eine größere Abordnung der Identitären um Martin Sellner mit Transparenten wie „Uns kriegt ihr nie“ und „Wir sind das Volk“ wurde schließlich in Richtung Landstraße umgeleitet. Die linke Gegendemo war am Stephansplatz gestartet. Motto dort: „Mund-Nasen-Schutz aufsetzen. Gegen Nazis, Staat und Kapital“. Sie zog dann weiter in die Leopoldstadt.
Der Haupt-Demozug wurde um 15.15 Uhr beim Gartenbaukino gestoppt, was kurzfristig zu Unmutsbekundungen und aufgeheizter Stimmung führte. Nach einer Viertelstunde ging es dann weiter. Die lauteste Kritik der Maßnahmengegner richtete sich gegen die geplante Impfpflicht - Transparente verkündeten etwa „Impfungen sind Völkermord“ oder „Ungeimpft = natürlich gesund“. Immer wieder trennten sich kleinere und größere Abordnungen vom Demozug, was die Lage unübersichtlich machte.
Häufig gesehene Utensilien waren „Nein zum Impfzwang“-Transparente. Ein großer Teil der Teilnehmer trug Österreich-Fahnen, zu sehen waren aber auch steirische sowie ausländische Flaggen - vereinzelt auch Symbole der QAnon-Verschwörungstheoretiker. Viele Personen dürften aus den Bundesländern angereist seien, dementsprechend häufig waren diverse Dialekte zu hören. Rechte Abordnungen gehörten genauso zum Bild wie offenbar direkt aus dem Bewusstseinsseminar angereiste Trommelgruppen.
Unter den Teilnehmern befanden sich aber auch viele Familien mit Kindern - dementsprechend auch zahlreiche Transparente wie „Für die Liebe, für die Kinder und alle Menschen“ oder aus dem religiösen Lager „Jesus schützt die Kinder, nicht Impfungen“. Auch Aufschriften wie „Wir sind keine Leibeigenen und keine Untertanen“ oder „Wir denken selbst“ bzw. diverse Abwandlungen davon wurden vor sich hergetragen. Nicht ganz auf der Höhe der Zeit waren dagegen jene mit traditionellen „Kurz muss weg“-Plakaten - einer behalf sich kurzerhand mit dem Durchstreichen des „muss“ und einem darübergeschmierten „ist“.
Die Polizei hatte im Vorfeld dazu aufgerufen, Großversammlungen wegen der derzeitigen Corona-Lage und Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Am Heldenplatz wurde auch wiederholt durchgesagt, dass bei der Demo eine FFP2-Maskenpflicht gilt - die überwiegende Mehrheit hielt sich aber nicht daran.