Orthodoxer Priester beschimpfte Papst als „Häretiker“
Auf der Papstreise hat es am Samstag in Athen einen Zwischenfall gegeben. Bei der Ankunft des Papstes am Sitz des orthodoxen Erzbischofs Hieronymos II. Samstagnachmittag beschimpfte ein älterer orthodoxer Priester Franziskus lautstark als „Häretiker“ - also Irrlehrer, berichtete Kathpress. Sicherheitskräfte führten den Mann umgehend ab. In der Griechisch-orthodoxen Kirche gibt es teils Vorbehalte gegenüber dem katholischen Kirchenoberhaupt bzw. allen nicht-orthodoxen Kirchen.
Der Vorfall am Samstag war nicht die einzige Unmutsäußerung orthodoxer Geistlicher. Erzbischof Hieronymos hatte im Vorfeld des Papstbesuchs sogar den öffentlichen Protest eines Diözesanbischofs entschieden zurückweisen müssen. Der Metropolit von Konitsa an der Grenze zu Albanien, Andreas Trembelas, hatte in einem amtlichen Schreiben an die Leitung der Orthodoxen Kirche von Griechenland „aufs Heftigste gegen das Kommen des Erzketzers Franziskus“ protestiert. Er schloss seine Auslassungen mit der Feststellung: „Für mich jedenfalls ist dieser Bösewicht unerwünscht. Er wird Griechenland nur Unheil bringen“.
Über einen längeren Zeitraum betrachtet dürfte die ökumenische Offenheit in der Orthodoxen Kirche Griechenlands in den vergangenen Jahren aber zugenommen haben. So waren dem Besuch von Johannes Paul II. 2001 viel massivere Gegenkundgebungen von Klerus und Volk sowie eine deutlichere Abwehrhaltung des damaligen Erzbischof Christodoulos Paraskevaidis vorausgegangen, auch wenn der Besuch selbst dann recht positiv verlief.
Der Heilige Vater lobte bei seinem Griechenland-Besuch die Errungenschaften der Politik und warnte zugleich vor den Feinden der Demokratie. „Hier wurde die Demokratie geboren“, erinnerte der Pontifex in Athen, nachdem er von Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou empfangen worden war. Franziskus war Samstagfrüh für den zweiten Teil einer Reise in die östliche Mittelmeerregion von Zypern nach Griechenland geflogen.
Unterdessen würdigten Auschwitz-Überlebende die jüngsten Worte des Papstes im Umgang Europas mit Flüchtlingen und Migranten. „Überlebende des Holocaust und der deutschen Konzentrations-und Vernichtungslager sind in diesen Tagen mit ihren Herzen und ihren Gedanken Papst Franziskus sehr nah. Sie verfolgen seine Reise nach Zypern und nach Griechenland mit großer Zustimmung und seine spontanen und deutlichen Worte bei der Begegnung mit Flüchtlingen in Nikosia sind auch aus ihren Herzen gesprochen. Erneut hält dieser Papst mit seinen Worten Europa einen Spiegel vor: Einem Europa, das angesichts der Not von Flüchtlingen und der Kälte, die ihnen an den Grenzen und auf den Meeren Europas entgegenschlägt, seine eigene Geschichte verliert und seine humanistischen Werte mit Füßen tritt. Dass der Papst diesen fortwährenden menschlichen und politischen Skandal immer wieder benennt und vor die Augen der Welt bringt, ist für die Auschwitz-Überlebenden gerade in der Erinnerung an ihre eigene Geschichte ein wichtiges Zeichen der Hoffnung“, erklärte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Samstag.