Kulturveranstaltungen bis 2.000 Plätze mit 2G und FFP2

Wenn der allgemeine Lockdown endet, kann auch der Kunst- und Kultursektor wieder loslegen. Voraussetzungen dafür sind bei Indoor-Veranstaltungen zugewiesene Sitzplätze, das Tragen von FFP2-Masken auch während den Vorstellungen sowie die 2G-Regel, um bis zu maximal 2.000 Besucher begrüßen zu können. Bei Outdoor-Veranstaltungen ist die Obergrenze 4.000 Besucher. Ohne Sitzplätze liegt die Grenze indoor bei 25 Personen. Auch für Museen und Ausstellungshäuser gelten 2G und FFP2.

Bei Kulturveranstaltern wurde die Ankündigung positiv aufgenommen. „Die Kultureinrichtungen sind mit Sicherheit von allen Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, die sichersten. Der Kultursektor ist nicht der Pandemietreiber“, unterstrich Matthias Naske, Direktor des Wiener Konzerthauses, gegenüber der APA. Auch seien Institutionen wie das Konzerthaus, die sich primär über den Markt finanzierten, besonders schwer von Schließungen betroffen. „Im jetzt auslaufenden Lockdown mussten wir 50 Veranstaltungen streichen“, so der Konzerthaus-Chef. Hier belaufe sich alleine der Wert der verkauften Karten auf 1,2 Millionen Euro. Man werde deshalb nun sobald als möglich den Spielbetrieb wieder aufnehmen, also am 12. Dezember. Die Bedeutung der Kultureinrichtungen zum Zusammenhalt der Gesellschaft sei jetzt wichtiger denn je: „Und wir können und wir werden liefern.“

Die Bundestheater starten am 13. Dezember ihren Spielbetrieb in den großen Häusern, im Vestibül des Burgtheaters soll am 12. Dezember die Premiere von David Greigs „Monster“ gespielt werden. Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher zeigte sich gegenüber der APA zufrieden: „Das Versprechen der Öffnung hat gehalten.“ Auch die gemeinsame Initiative zahlreicher großer heimischer Kulturbetrieb scheint gefruchtet zu haben: Die Test-Pflicht wurde ebenso abgewendet wie größere Platzbeschränkungen. So verfügt sogar die Staatsoper über weniger als 2.000 Sitzplätze.

Die IG Autorinnen Autoren sieht angesichts der gleichzeitigen Öffnungsschritte ein „Durchbrechen der bisherigen Aufsperrstrategie“ und wertete dies positiv. Zwar seien die Einschränkungen bei Stehplätzen und Nachtprogrammen für die Kultur ein „Wermutstropfen“, so IG-Geschäftsführer Gerhard Ruiss in einer Aussendung. Aber: „Das ist alles in allem fast umfassend erfreulich.“ Vor allem der Wegfall von zusätzlichen PCR-Tests sei eine „große Erleichterung und Hilfestellung“, bedeute das doch „für Kunst- und Kulturveranstalter und das Publikum eine wesentliche Hürde weniger und ermöglicht wieder kurzfristige Besuchsentscheidungen“.

Stella Rollig, Belvedere-Generaldirektorin, begrüßte die Öffnungsschritte: „Wir sind natürlich froh, dass der Lockdown für uns Museen nicht verlängert wurde“, erklärte sie der APA. Mit den Vorgaben könne man gut leben. „2G und FFP2 ist bei uns schon gelernt und gut eingeführt - wenn es so weitergeht, sind wir sehr zufrieden.“ Etwas Sorge bereite ihr aber der Blick in die nahe Zukunft. „Der Winter dauert ja noch eine Weile, und wir kehren jetzt zu Maßnahmen zurück, die wir bereits hatten. Ich persönlich hoffe daher sehr, dass die Menschen in ihrer individuellen Lebensgestaltung mehr Vorsicht walten lassen - sonst könnten wir vor Ende des Winters noch einen Lockdown haben.“ Im Belvedere habe man aus kaufmännischer Vorsicht keine Blockbuster-Ausstellungen für diesen Herbst angesetzt, „um dieses unbeliebte Wort zu verwenden“, so Rollig. „Aber Ende Jänner startet unsere „Dalí - Freud“-Ausstellung, außerdem eröffnen wir das Untere Belvedere nach der Renovierung. Da würde uns ein neuerlicher Lockdown natürlich sehr treffen.“

„Wir spielen wieder, bis auf weiteres“, reagierte Brigitte Fürle, künstlerische Leiterin des Festspielhauses St. Pölten. „FFP2-Masken, Sicherheitskonzepte und Impfung garantieren, dass wir unseren Spielbetrieb wieder aufnehmen und unseren gesellschaftlicher Bildungsauftrag als Orte der Gemeinschaft und Solidarität, als Orte der Kunst, die auch ein wichtiges soziales und psychisches Wohlbefinden schaffen, erfüllen dürfen.“

Von der Geschäftsführung des steirischen Universalmuseums Joanneum hieß es nach der Bekanntgabe der Öffnung: „Wir freuen uns wirklich sehr, dass wir wieder öffnen können. Besonders erfreulich ist, dass die neuen Ausstellungen von ‚Helmut & Johanna Kandl‘ und von ‚Superflex‘ im Kunsthaus Graz sowie die Schau ‚Ich bin Photo-Amateur!‘ im Museum für Geschichte - die aufgrund des Lockdowns nur zwei Tage geöffnet war - endlich auch besucht werden können.“

Der Wiener Musikverein legt am Montag (13. Dezember) wieder los: „Ich bin sehr erleichtert, dass die Regierung dem Vorschlag der Kultur gefolgt ist, zusätzlich zum 2G-Nachweis nur das Tragen einer Maske vorzuschreiben“, so Intendant Stephan Pauly in einer Mitteilung. „Es ist gut, dass auf zusätzliche PCR-Tests verzichtet wurde - damit ist der Besuch von Konzerten problemlos möglich. Die meisten unserer Besucherinnen und Besucher tragen ohnehin eine Maske.“ Bis zum Jahreswechsel sind noch mehr als 30 Konzerte geplant.

„Wir freuen uns sehr, dass wir wieder spielen können“, hieß es aus dem Landestheater Niederösterreich in St. Pölten. Gestartet werde gleich am Mittwoch und Donnerstag kommender Woche mit „Werther!“ nach Johann Wolfgang von Goethe mit Philipp Hochmair. Das ursprünglich geplante Gastspiel „Faust I“ aus dem Schauspielhaus Zürich müsse aufgrund der Einschränkungen der Pandemie auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Das Landestheater habe bisher zusätzlich zu den vorgeschriebenen Auflagen (3G bzw. 2G) auch Maskenpflicht im Haus gehabt und darüber hinaus für Abstände zwischen den Besuchergruppen gesorgt. Für das Präventionskonzept seien „vom Publikum durchwegs positive Rückmeldungen gekommen, so gehen wir davon aus, dass es auch die aktuellen Maßnahmen mittragen wird“.

Zurückhaltender äußerte sich Christian Dörfler, Betreiber des Wiener Haydn-Kinos sowie Fachverbandsobmann für Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer. „Wir wissen es noch nicht genau, aber gehen davon aus, dass es bei der 2G-Regel bleibt - weil alles andere ist nicht handhabbar“, sagte er im Hinblick auf die Regeln für Wien. „Generell muss ich sagen, dass ich es für den Tourismus sehr kritisch sehe, dass Hotellerie und Gastronomie nicht aufsperren können. Für mich als Kino- und Kulturbetrieb ist das jetzt nicht das große Problem, aber ich glaube, dass das nicht die beste Entscheidung war“, sagte er der APA. „Da hängt irrsinnig viel Wertschöpfung für das ganze Land dran. Das sehe ich sehr kritisch.“

„Wir haben unter allen Umständen immer sofort versucht aufzusperren“, sagte Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen, so werde man es auch nach Ende des aktuellen Lockdowns halten. Ungeachtet des Usus der Montagsruhe will er alle Häuser bereits am kommenden Montag öffnen, kündigte er gegenüber der APA an. „Wir verstehen uns als regionaler Kulturdienstleister - ein Museum ist ein sehr sicherer Ort, in der Pandemie auch anregender, ein Hoffnungsort.“ Diese Haltung sei „sehr goutiert worden“, so Assmann, man habe man sogar mehr einheimisches Publikum begrüßen können, als vor Corona.

Ihren Spielbetrieb nehmen unterdessen auch die Vereinigten Bühne Wien (VBW) wieder auf: „Cats“ steht ab 14. Dezember im Ronacher auf dem Programm, am 17. Dezember folgt die Premiere von „Giulio Cesare in Egitto“ im Theater an der Wien. Die Vorstellungsserie zu „Miss Saigon“ im Raimund Theater beginnt wiederum am 18. Jänner 2022, die große Premiere ist für den 23. Jänner angesetzt. „Die Theater der Vereinigten Bühnen Wien wieder für unser Publikum öffnen zu können, erfüllt uns mit großer Freude“, so VBW-Geschäftsführer Franz Patay. „Mit magischen Musiktheaterabenden wollen wir unseren Besucherinnen und Besuchern in dieser schwierigen Zeit wieder unvergessliche Stunden live im Theater bereiten.“

Im Salzburger Landestheater, das während des Lockdowns Umsatzausfälle von etwa 400.000 Euro verzeichnete, wurden die Öffnungsschritte positiv bewertet. Die Kulturszene sei „bereit, ab dem ersten Tag wieder aufzumachen“, das Publikum habe sich bereits in den vergangenen Monaten an Maskenpflicht und Sicherheitsmaßnahmen gewöhnt, so Intendant Carl Philip von Maldeghem gegenüber der APA. Man habe alle Entscheidungen mit dem notwendigen Augenmaß getroffen und könne Kulturinteressierten versichern, „dass der Theaterbesuch ohne Risiko möglich“ sei. Den nun zu Ende gehenden Lockdown bezeichnete von Maldeghem als „bedauerlich, aber absolut nachvollziehbar“. Es gehe „nicht so sehr ums Geschäft“, sondern eher darum, „den Menschen in dieser Zeit Freude zu bereiten“.

Für das Landestheater Vorarlberg ist mit den am Feiertag verkündeten Regeln noch nicht alles klar, überraschte Intendantin Stephanie Gräve: „Wir schauen morgen Donnerstag ganz gespannt auf die Website der Bildungsdirektion!“ Hintergrund: Auf dem Spielplan bis Weihnachten stehen zahlreiche Aufführungen des „Familien-Weihnachtsstücks“ „Pünktchen und Anton“, darunter mehrere bereits ausverkaufte Vormittagsvorstellungen für Schulklassen. „Für Schulen gelten jedoch eigene Risikostufen, ob sie zum Beispiel Exkursionen durchführen dürfen oder nicht“, erklärte Gräve, „das wird immer am Donnerstag für die Woche darauf bekannt gegeben.“ Sollte von der Schulbehörde kein grünes Licht kommen, könne spätestens am Dienstag mit der Abendvorstellung wieder vor Publikum gespielt werden. „Wir freuen uns! Wir wollen, wir wollen! Und nach der Pressekonferenz heute habe ich sofort zwei Mitarbeiter beauftragt, morgen den Weihnachtsbaum fürs Foyer zu besorgen.“

„Glücklich und erleichtert, dass die heute angekündigten Öffnungsschritte ab 12. Dezember auch für die Kultur gelten“, ist Johannes Reitmeier, Geschäftsführender Intendant des Tiroler Landestheaters: Das Publikum könne darauf vertrauen, „dass wir - wie bisher auch - Bedingungen schaffen, die die Gesundheit aller Beteiligten sicherstellen. Alle Sicherheitsvorkehrungen werden selbstverständlich befolgt und kontrolliert.“ Am 19. Dezember steht noch die Premiere der Oper „L‘italiana in Algeri“ von Gioachino Rossini auf dem Programm, und mit etwas Verspätung könne man Jules Massenets Lyrisches Drama „Werther“ sowie das Tanzstück „Lorca“ vor Publikum zeigen.

Die Kultur Betriebe Burgenland gaben sich in einer ersten Reaktion abwartend. Der Bund habe „Mindeststandards“ vorgegeben, jetzt warte man auf die Verordnung des Landes, nach der die Kultur sich ausrichten müsse, hieß es auf APA-Anfrage. Ähnliches gilt für Kärnten, wo die Kulturbetriebe ebenfalls auf mögliche regionale Verschärfungen warten, die am morgigen Donnerstag verkündet werden könnten. In Oberösterreich geht der Lockdown unterdessen bis zum 17. Dezember weiter. Auch hier soll in den kommenden Tagen der weitere Öffnungsfahrplan fixiert werden.