Tränengaseinsatz gegen Demonstranten im Sudan

Im Sudan haben Sicherheitskräfte am Donnerstag Tränengas gegen mehrere Zehntausend Demonstranten eingesetzt. Die Brückenverbindungen in die Hauptstadt Khartum wurden gesperrt und erstmals alle Telefonverbindungen ins In- und Ausland gekappt, seit es die Proteste gegen den Militärputsch vom 25. Oktober gibt. Auch Internetverbindungen wurden blockiert. Polizei und Militär patrouillierten überall in Khartum. Auch aus anderen Städten wurden Proteste gemeldet.

Die Demonstranten in Khartum gelangten bis auf wenige hundert Meter an den Präsidentenpalast heran, das Hauptquartier von Militärchef Abdel Fattah al-Burhan. Sie skandierten „Nein zur Militärherrschaft“ und „Militärs in die Kasernen!“. Dann wurden sie von Soldaten, Polizisten und para-militärischen Milizen mit Tränengas zurückgedrängt. Mehrere Verletzte wurden von den Demonstranten in Sicherheit gebracht.

Ähnliche Proteste gab es nach Berichten von Augenzeugen auch in Madani, südlich der Hauptstadt, sowie in den Städten Kassala und Port Sudan. Mit ihren Protesten trotzten die Demonstranten auch einer Ausgangssperre, die von den Behörden verhängt worden war.

Vor den Demonstrationen am Donnerstag waren neue Überwachungskameras an den Routen in Khartum installiert worden. Die Internet-Gruppe NetBlocks berichtete, dass seit der Früh auch mobile Internetverbindungen abgeschaltet wurden, über die Aktivisten ihre Aktionen live übertragen und zu Demonstrationen aufrufen.

Die US-Botschaft rief zur Zurückhaltung auf und bekräftigte „ihre Unterstützung für die friedliche Äußerung demokratischer Bestrebungen“ und den Schutz der Meinungsfreiheit. Sie forderte die Behörden zudem auf, „von willkürlichen Festnahmen abzusehen“.

Bei den andauernden Protesten gegen die Militärjunta in den vergangenen Wochen sind bisher nach Angaben eines Ärzte-Komitees mindestens 48 Menschen getötet worden. Zuletzt waren die Nil-Brücken in Khartum am 26. Dezember gesperrt worden, als es Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmern gegeben hatte.

Aktivisten haben auch sexuelle Übergriffe auf Frauen bei den Protesten vom 19. Dezember angeprangert. Damals wurden nach UNO-Angaben mindestens 13 Frauen und Mädchen zum Opfer von Vergewaltigungen oder Gruppen-Vergewaltigungen. Die EU und die USA verurteilten den Einsatz sexueller Gewalt „als eine Waffe, um Frauen von Demonstrationen fernzuhalten und ihre Stimmen zum Schweigen zu bringen“.

Sudans oberster General Burhan hatte am 25. Oktober den Ausnahmezustand verhängt und die Regierung abgesetzt, die nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Bashir im April 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen hatte leiten sollen.

Nach Massendemonstrationen und internationalem Protest setzte Burhan Regierungschef Abdallah Hamdok vier Wochen später wieder ein. Wie viel Macht Hamdok seit seiner Wiedereinsetzung tatsächlich besitzt, ist jedoch unklar.