Seiler & Speer im Konzerthaus mit „innerlichen Clownsnasen“
Unter der Leitung von Christian Kolonovits und gemeinsam mit dem Max Steiner Orchester präsentieren Seiler und Speer kommende Woche ein „Best of“ ihres Schaffens im Wiener Konzerthaus - in symphonischer Manier. Im Gespräch mit der APA erzählen die beiden zuvor von Genreeinflüssen, speziellen Zuckerln und ihren innerlichen Clownsnasen.
APA: Ursprünglich war nur ein Konzerttermin geplant, jetzt sind es drei. Denken Sie, dass Sie mit dem Konzerthaus-Rahmen Ihr Zielpublikum vergrößert haben?
Christopher Seiler: Wir haben keine Zielgruppe. Wenn wir eine hätten, würden wir nur für gezielte Personen Musik machen, um richtig viel zu verkaufen. Aber das ist uns egal. Ich bin der Meinung, dass man Musik aus Gefühlszuständen heraus macht, und, dass nur das der Grund sein darf. Musik muss echt sein, muss ehrlich sein. Das Genre ist egal. Schlager kann auch gut sein, wenn er ehrlich ist.
APA: Welche Musik hören Sie privat?
Bernhard Speer: Unser Produzent, Daniel Fellner, ist im Metal zuhause. Ich höre mehr Progressive Rock und bin mit Pink Floyd aufgewachsen. Herr Seiler kommt aus dem Hip Hop und dem Austropop. Wenn diese ganzen Einflüsse zusammenkommen, dann ist es das, was man von uns kennt. Wir fixieren uns nicht auf ein Genre: wenn eine Nummer entsteht, lassen wir uns immer offen, was das werden kann, oder darf.
Seiler: Wir haben damals als klassische Austropopformation begonnen, in einer Riege mit Wolfgang Ambros - vom Einfluss her. Mit den Jahren hat sich das aber geändert. „Herr Inspektor“ ist kein Austropop zum Beispiel.
APA: Wie nervös sind Sie vor Ihrem ersten Gig im Wiener Konzerthaus?
Seiler: Wir sind gar nicht nervös, weil wir uns so sehr darauf freuen. Weil es komplett neu und anders ist. Es ist das Schönste für einen Künstler, wenn er nicht immer dasselbe macht, sondern neue Dinge ausprobieren darf. Am liebsten würde ich heute Abend schon spielen, aber dadurch, dass wir erst heute mit den Proben anfangen, wäre das ein Blödsinn. Dann würden nur wir uns freuen, alle anderen wohl eher nicht. (lacht)
APA: Wie wurde die Auswahl der Songs getroffen? Werden Sie vorrangig das „Für Immer“-Album spielen?
Seiler: Nein, wir spielen ein „Best of“ quer durch alle drei Alben. Wir spielen unsere Songs in Verbindung mit klassischen Stücken, die dann so kombiniert werden, dass ein Stück auch gut zehn Minuten dauern kann. So wird aus einem Song etwas völlig Neues. Genau auf diese Momente freue ich mich.
Speer: Der Zuschauer bekommt ganz besondere Zuckerl an diesem Abend.
APA: Mit welchen Songs identifizieren Sie sich am meisten?
Seiler: Da gibt es einige. Die meisten, würde ich sagen. Am zweiten Album gibt es Songs, mit denen ich gar nichts mehr anfangen kann. Aber bei den Nummern für die Red Bull Symphonic Shows, stehen wir hundertprozentig dahinter.
APA: Sie spielen keinen Song, nur den Fans zuliebe?
Seiler: Nein, überhaupt nicht. Das haben wir sowieso nie gemacht. Wir waren in dem Punkt immer untypisch und so auch schwer zu handeln für jedes Management, jeden Pressesprecher. Wir machen schon seit Tag 1, was wir wollen und sind das untypischste Popprodukt, weil wir überhaupt kein Produkt sind. Es hätte ja auch sein können, dass wir sagen, wir spielen im Konzerthaus nur Schlager.
Speer: Aber wer weiß - ob das die Zuckerl sind? Man weiß es nicht... (lacht)
APA: Werden Sie Ihre komödiantische Facette in die Show einfließen lassen?
Seiler: Ja, es wird durchaus humoristische Nuancen geben. Ganz sicher sogar, sonst wäre es kein Seiler & Speer-Konzert. Wie, was, wann, weiß ich nicht. Da wird sehr viel spontan passieren. Aber, es wird keine steife Veranstaltung. Es ist eine kulturelle Veranstaltung, ich würde nicht sagen Hochkultur, weil das gibt es für mich nicht. Es gibt Kultur und das ist es. Kultur kann genauso im Bierzelt stattfinden, wie im Konzerthaus. Aber nur, weil die Leute hinter uns im Orchester schöne Anzüge tragen, heißt das nicht, dass wir uns eine Clownsnase aufsetzen. Das machen wir nicht. Wir haben innerlich die Clownsnasen an.
APA: Was sind die weiteren Pläne für Sie?
Seiler: Es wäre schön, wenn wir unsere Konzerte, die wir angekündigt haben, nach dieser langen Zeit auch spielen könnten. Aber das sind alles Dinge, die nicht in unserer Hand liegen. Ich hoffe, dass gewisse Menschen einsichtig werden und endlich ihren Job richtig machen.
Speer: Kleiner Wink.
Seiler: Wenn ich so arbeiten würde, wie gewisse Menschen, dann würden wir jetzt kein Interview machen, dann würde mich niemand kennen.
(Das Gespräch führte Maëlle Nausner/APA)
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