„Am Puls der Zeit“: Klagenfurter Ensemble startet in 2022

Das klagenfurter ensemble (ke) hat am Freitag auf einer Pressekonferenz sein Programm für 2022 vorgestellt. Laut Intendant Gerhard Lehner sei man „am Puls der Zeit“. Neben Gastspielen, die schon im Februar laufen, startet das freie Theater im März mit der Eigenproduktion „Belle Époque“. Weiters freute sich das ke über die mittlerweile dritte Einladung zum heurigen Theaterfestival in Sibiu (Hermannstadt) und eine Einladung nach Timișoara (Temeswar) für 2023.

Die Premiere von „Belle Époque“ wird am 2. März stattfinden. „Das wird eine sehr, sehr lustige Geschichte. Ganz trivial: eine grandiose Blödelei“, so Lehner. Bei der das Ensemble in die Tiefen des Weltalls eintauchen werde. Tiefe passt nicht nur in diesem Sinne, denn bei dem Stück von Alexander Widner, einem Auftragswerk für das ke, werde es natürlich auch „einen tiefenphilosophischen Hintergrund geben“, sagte der künstlerische Leiter.

Ein weiteres Stück ist „Das Liebeskonzil und die Wolke“. Es basiere auf der Himmelstragödie „Das Liebeskonzil“ von Oskar Panizza, der nach der Uraufführung 1895 wegen Gotteslästerung für ein Jahr ins Gefängnis musste. Thematisch geht es um die Zeit des moralischen Verfalls unter dem Borgia-Papst Alexander VI. am Ende des 15. Jahrhunderts. Auf die Frage, wie man diesem ein Ende setzen könne, schlägt der Teufel eine Seuche vor: die Syphilis. Hier sei man, mit Blick auf die Pandemie, „am Puls der Zeit“. Für das ke hat Dieter Kaufmann aus dem Theaterstück jedoch eine Kammeroper gemacht. Zugleich ist es als szenische Performance konzipiert, in der zum Beispiel die Verteidigungsrede von Panizza vor dem Gericht vorgelesen werde. Die Premiere ist für den 25. März geplant.

Auch zeitaktuell werde das Stück „Born to fake“. Hier wird es um Michael Born gehen, der Anfang der 1990er-Jahre die „Fake-Geschichten salonfähig gemacht hat“, stellte Lehner fest. Born hatte unter anderem an den „Spiegel“ Geschichten verkauft, die er sich ausgedacht hat: „Er brachte Ikea in Bredouille wegen Kinderarbeit in der Teppichproduktion und sorgte dafür, dass die Behörden gegen den Ku-Klux-Klan ermittelten“, heißt es im Programm. Born wollte den Medien damit ihre Sensationsgier spiegeln.

Ein weiteres Stück wird „Glock Werk Kärnten“. Eines der „erfolgreichsten Exportprodukte der Region Klagenfurt“ kenne man von den USA bis Syrien. Nur in Österreich sei darüber wenig bekannt. Auf den Einwurf einer Journalistin, das sei aber mutig, denn sie wüssten doch, „dass die Glocks alles einklagen“, entgegnete Lehner: „Das wäre mein schönster Tag.“ Er räumte jedoch ein, dem Stückentwickler Stefan Schweigert mitgegeben zu haben: „Bitte recherchiere auf jeden Beistrich.“

Wiederaufgenommen werden die Stücke „Jonke Suite“ und „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“. Mit einer Wiederaufnahme werde man auch im Juni zum Theaterfestival nach Sibiu reisen: Entweder mit dem „großen Marsch“ oder „Katzennacht“. Es ist bereits die dritte Einladung, die man bekommen habe, doch pandemiebedingt wurde das Festival 2020 abgesagt und 2021 in einen Monat verschoben, in dem das ke nicht mehr konnte. Auch für 2023 gibt es bereits eine Einladung nach Rumänien, nach Timișoara (Temeswar), im Rahmen der europäischen Kulturhauptstadt.

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