Acht Lawinentote am Freitag in Vorarlberg und Tirol
In Vorarlberg und Tirol sind am Freitag zahlreiche Lawinen abgegangen, drei davon forderten acht Todesopfer. In Spiss in Tirol kamen fünf Menschen ums Leben: Vier Schweden zwischen 43 und 47 Jahren und ein einheimischer 42-jähriger Bergführer gerieten unter eine fast 400 Meter breite Schneebrettlawine. In Auffach in der Tiroler Wildschönau wurden zwei Wintersportler in einer nächtlichen Suchaktion tot aus den Schneemassen geborgen, in Vorarlberg verunglückte ein Freerider.
Der 43-Jährige war Teil einer vierköpfigen Gruppe - darunter auch ein staatlich geprüfter Snowboardführer -, die am Berg Knödelkopf vom Gipfel aus über freies Gelände in Richtung Albonabahn-Talstation abfuhr. Beim Start des zweiten Skifahrers löste sich ein Schneebrett und riss ihn mit. Es gelang ihm noch den Airbag seines Rucksackes auszulösen, ehe er komplett verschüttet wurde. Der Mann konnte zwar innerhalb von 20 Minuten ausgegraben werden, er starb dennoch trotz Reanimationsmaßnahmen noch an der Unfallstelle.
In Spiss an der tirolerisch-schweizerischen Grenze wurde die gesamte sechsköpfige Gruppe mitgerissen. Kurz nachdem sie in einen Hang eingefahren waren, löste sich ein massives Schneebrett. Der Bergführer und vier Tourengeher wurden zur Gänze von den Schneemassen begraben. Ein 43-Jähriger wurde nur zum Teil verschüttet und konnte mittels Handy einen Freund in Schweden verständigen. Dieser informierte einen in Landeck verbliebenen Freund, der die Polizei verständigte.
In Auffach war eine 61-jährige Frau und ein 60-jähriger Mann nach einer nachmittäglichen Meldung von ihrer Skitour auf die Breitenegg Spitze in Auffach nicht mehr erreichbar. Von den Angehörigen verständigt, nahm die Alpinpolizei Kufstein zusammen mit der Bergrettung Auffach die Suche auf. Aus einem Hubschrauber wurde einer Schneebrettlawine entdeckt. Kurz nach Mitternacht bargen die Einsatzkräfte die beiden bereits toten Wintersportler.
Vergleichsweise glimpflich verlief ein Lawinenabgang für eine vierköpfige Gruppe aus Österreich in Fieberbrunn (Bezirk Kitzbühel). Sie überlebten einen Lawinenabgang bei einer Abfahrt im Hörndlinger Graben. Ein 24-Jähriger musste aber schwer verletzt mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus Zell am See - und von dort weiter ins LKH Salzburg - gebracht werden.
Ein weiteres größeres Lawinenunglück hat sich am Freitag am Rettenbachferner in Sölden im Tiroler Ötztal ereignet. Insgesamt sieben Wintersportler, die zwischen 23 und 33 Jahre alt und aus Dänemark, Deutschland und Schweden stammen, fuhren am Gaislachkogel vom sogenannten Roten-Karle in Richtung Rettenbachtal ab und lösten die Schneebrettlawine aus. Fünf Personen gerieten unter die Schneemassen - zum Teil konnten sie noch ihre Lawinenairbags auslösen und wurden nicht zur Gänze verschüttet. Eine Person wurde aber komplett vom Schnee begraben. Alle konnten jedoch ausgegraben werden.
Das Schneebrett verschüttete aber auch eine darunter liegende Piste des Skigebietes auf einer Breite von rund 100 Metern sowie mehrere Meter hoch. Der gesamte Lawinenkegel wurde mehrmals von den Einsatzkräften nach weiteren Skifahrern abgesucht, es gab aber keinen Hinweis auf weitere Verletzte.
Auch am Samstag blieb die Lawinensituation noch kritisch, in ganz Tirol herrschte mit der Lawinenwarnstufe 3 erhebliche Gefahr. Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol, warnte vor der „teils heiklen Lawinensituation“: Lawinen können verbreitet schon von einzelnen Wintersportlerinnen und -sportlern ausgelöst und in weiterer Folge immer größer werden“, sagte er in einer Aussendung am Samstag. Seine Mitarbeiter würden sich „aktuell im Dauereinsatz“ befinden, es werden laufend Erkundungsflüge durchgeführt und die Lage stetig neu bewertet.
Auch für Sonntag werde die Lawinenwarnstufe 3 auf der fünfteiligen Skala ausgegeben. Zwei Drittel aller Lawinenunfälle passieren bei dieser Gefahrenstufe, berichtete Mair. „Diese statistische Tatsache zeigt gerade auch die Gefährlichkeit dieser Lawinengefahrenstufe auf, die an diesem Wochenende in allen Bereichen Tirols herrscht, so auch morgen, Sonntag. Teils kann sich die Lawinengefahr aufgrund vereinzelter Schneefälle sogar noch erhöhen“, sagte er. Auch Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) appellierte „an die Vernunft“ der Sportler. „Information ist das A und O - bei der kleinsten Unsicherheit sollte der gesicherte Skiraum keinesfalls verlassen werden“, warnte der Landeschef.