„Parsifal“ in Linz feierte großen musikalischen Erfolg
In einer musikalisch mustergültigen, sehr zufriedenstellenden Aufführung brachte das Landestheater Linz nach langen Jahren Richard Wagners Bühnenweihe-Festspiel „Parsifal“ auf die Bühne des Linzer Musiktheaters. Unter der musikalischen Leitung von Opern- und Orchesterchef Markus Poschner erhielten die Ausführenden zum Teil frenetischen Applaus. Einschränkungen der Begeisterung gab es für die Inszenierung.
Schon von der Kategorisierung des Komponisten her ist „Parsifal“ keine Oper, eher ein Oratorium. Die Handlung zieht sich über vier Stunden Spieldauer in die Länge, und wegen des „Weihespiels“ mit seiner teils sakralen Atmosphäre fehlen abwechslungsreiche musikalischen Szenen. Dazu werden eine mittelalterliche pseudo-religiöse Männerwelt und deren Fantasien geschildert, in der Frauen zu Sexarbeiterinnen und zur „Dienerin“ reduziert sind. Im „MeToo-Zeitalter“ hat man damit Probleme, wenngleich es auch heutzutage sonderliche religiöse Strömungen gibt.
Die Inszenierung des Linzer Schauspielchefs Stephan Suschke hält sich, auch mit den Kostümen von Angelika Rieck, an eine zeitlich nicht fixierte Realisierung. Bei reichlich Theaternebel gibt sich die Bühne (Momme Röhrbein) mit mächtigen eckigen Säulen im düsteren Grau. Bunter treibt es die Bühne in Klingsors Zauberreich des zweiten Aktes. In diesem Laufhaus gefällt es sichtlich auch Parsifal, bis ihm mit Kundrys Kuss Augen und Sinn für seine Berufung zur Rettung des Grals bewusst wird. Auch im abschließenden „Regierungswechsel“ auf der Gralsburg zeigt sich der Schauplatz reichlich verwüstet und die Ritterschaft demotiviert, bis Parsifal sein Amt als neuer Gralskönig übernimmt.
Musikalisch liegt die Aufführung bei Markus Poschner in den besten Händen - noch nie gab es für ihn in Linz im Theater oder Konzertsaal schlechte Kritiken. Mit seinem anstiftenden, dann aber auch zurückhaltenden Dirigat führt er das blendend disponierte, in größter Besetzung spielende Bruckner Orchester zu eindrucksvoller Gesamtleistung. Dirigent und Musiker ernteten den heftigsten Beifall.
Der Produktion steht auch ein stimmlich hervorragend gerüstetes Solistenensemble zur Verfügung - bis auf zwei Gäste alle aus dem Ensemble des Hauses. Mit Ralf Lukas, der kurzfristig als Amfortas in die Inszenierung eingesprungen ist, lernte man erstmals in Linz einen bewährten Bayreuth-Bariton kennen, mit prächtiger raumfüllender Stimme, der sich auch mit seiner Darstellung großartig einfügte. Zweiter Gast war Heiko Börner als Parsifal. Er sang in Linz bereits Tristan und den König in der „Frau ohne Schatten“. Auch in der Titelpartie überzeugte er mit hellem mühelosen Tenor und gestalterischem Können. Seine Auseinandersetzung mit Kundry im Finale des 2. Aktes geriet zum dramatischen Höhepunkt des Abends. Katherine Lerner gestaltete die mehrschichtige einzige weiblich Solopartie der „Oper“ mit faszinierendem Einsatz ihres hochdramatischen Organs.
Michael Wagner hat als Gurnemanz mit seinem noblen, den großen Saal des Musiktheaters unschwer füllenden Bass, einen persönlichen Grals-“Gipfel“ erreicht. Als Ensemble-Senior gestaltete William Mason in der Partie des alten Titurel eine Kostbarkeit der Aufführung. Ideal besetzt auch Adam Kim als Klingsor. Gralsritter, Knappen und Klingsors Zaubermädchen zeigten sich einsatzfreudig und stimmsicher. Auch die Chöre des Landestheaters trugen das Ihre zum Erfolg des Abends bei. Jubel für Poschner und das Bruckner Orchester sowie die Sängerinnen und Sänger, etwas verhaltener Applaus für Regie und Ausstattung.
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