Neun Menschen bei Angriff auf Fernsehturm in Ukraine getötet
Bei einem Angriff russischer Truppen auf einen Fernsehturm nahe der ukrainischen Stadt Riwne sind nach Angaben örtlicher Behörden neun Menschen getötet worden. Neun weitere seien bei dem Beschuss des Turms im westukrainischen Ort Antopil verletzt worden, teilte der Leiter der Regionalverwaltung, Witalij Kowal, am Montag im Onlinedienst Telegram mit. Zwei Raketen hätten den Fernsehturm und ein Verwaltungsgebäude direkt daneben getroffen.
Die russischen Streitkräfte haben ihre Offensive in der Ukraine in den vergangenen Tagen weiter ausgebaut und den militärischen Druck auf die Hauptstadt Kiew erhöht. Eine vierte Verhandlungsrunde zwischen der Ukraine und Russland wurde am Montag gestoppt und soll am Dienstag fortgesetzt werden.
Das russische Verteidigungsministerium kündigte unterdessen weitere Angriffe gegen mutmaßliche Aufenthaltsorte ausländischer Kämpfer in der Ukraine an. „Wir kennen alle Standorte ausländischer Söldner in der Ukraine. Gegen sie werden weiterhin gezielte Angriffe durchgeführt“, so Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Montagabend. „Eine Reihe westlicher Länder fördert auf staatlicher Ebene die Teilnahme ihrer Bürger als Söldner der Ukraine an Feindseligkeiten gegen russische Truppen“, behauptete Konaschenkow.
Russlands Militär hatte am Sonntag in der Westukraine unweit der polnischen Grenze den Truppenübungsplatz Jaworiw attackiert und dabei eigenen Angaben zufolge viele ausländische Kämpfer getötet. Kiew widersprach dieser Darstellung später und sprach von „purer russischer Propaganda“. Nach ukrainischen Angaben gab es bei dem Angriff nordwestlich von Lwiw (Lemberg) mindestens 35 Tote sowie 134 Verletzte. Die Angaben der Kriegsparteien ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Freiwillige aus aller Welt aufgefordert, in die Ukraine zu kommen und als Teil einer Internationalen Legion gegen die russische Armee zu kämpfen. Nach Angaben aus Kiew wollen Tausende dem Ruf folgen. Mittlerweile hat auch Russland Ausländer in seine Reihen aufgenommen - dabei handelt es sich laut Kreml um erfahrene Männer aus Syrien, die angeblich freiwillig und kostenlos an der Seite der Russen kämpfen wollen.
Nach Einschätzung der US-Regierung macht Russland nur langsam Fortschritte beim Vorstoß auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Stellenweise seien die Soldaten weiter rund 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, betonte ein hoher US-Verteidigungsbeamter. Ein kilometerlanger, ins Stocken geratener russischer Militärkonvoi sei auch nicht wirklich vorangekommen. Die nordukrainische Stadt Tschernihiw sei im Wesentlichen isoliert. Aber auch dort gibt es dem Pentagon zufolge kaum Fortschritte des russischen Militärs, weil der Widerstand der Ukrainer demnach sehr stark ist.
Der jüngste russische Angriff auf den Militärübungsplatz Jaworiw rund 15 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt hat nach Angaben des Pentagon keine Auswirkungen auf die Lieferungen des Westens an die ukrainische Armee. Es wäre falsch anzunehmen, dass die Russen dort eine Art Umschlagplatz für Sicherheitsunterstützung getroffen hätten, so der Beamte. Seit Beginn des Krieges habe das russische Militär insgesamt mehr als 900 Raketen abgeschossen. Der Beamte betonte außerdem, dass der ukrainische Luftraum weiterhin umkämpft sei. Die Russen hätten trotz ihrer Ausrüstung nicht die Kontrolle über den Luftraum.
Nach eigenen Angaben haben die USA noch weitere Druckmittel gegen Moskau im Köcher. Die US-Regierung könnte Moskau mit einem vollständigen Handelsembargo belegen, meinte der stellvertretende US-Finanzminister Wally Adeyemo gegenüber dem Sender CNBC. Außerdem könnten die USA Russlands Zugang zu internationalen Gewässern blockieren. Die USA könnten darüber hinaus Nickel, Uran und Titan sowie die Krypto-Vermögen von russischen Unternehmen sperren, twitterte die CNBC-Reporterin Kayla Tausche unter Berufung auf ein Interview mit Adeyemo.