Weiter Kampfhandlungen und Zerstörungen in der Ukraine

Auch am 22. Tag nach dem russischen Angriff meldet die Ukraine Kämpfe und Zerstörung. Bei einem Angriff im ostukrainischen Gebiet Charkiw sind Behördenangaben zufolge 21 Menschen getötet worden. Weitere 25 Menschen seien in der Stadt Merefa verletzt worden, teilte die Bezirksstaatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Im Osten Kiews schlugen demnach in der Nacht auf Donnerstag Raketentrümmer in einem Hochhaus ein. Drei Bewohner seien verletzt worden.

Bei Angriffen auf die nordukrainische Stadt Tschernihiw kamen mehr als 50 Menschen an einem Tag ums Leben. Die ukrainischen Streitkräfte zerstörten unterdessen nach eigenen Angaben einen Kommandostand der russischen Armee. „Das bedeutet womöglich den Tod von einigen Generälen und entsprechend eine Pause und Desorganisation des Gegners bei der Führung von Kampfhandlungen“, sagte Präsidentenberater Olexij Arestowytsch am Donnerstag in einer in sozialen Netzwerken verbreiteten Videobotschaft. Es solle sich dabei um die aus dem Fernen Osten Russlands stammende 35. Armee handeln, hatte vorher das ukrainische Militär mitgeteilt.

Im von russischen Truppen eingekesselten Mariupol harren nach Angaben des Stadtrates noch immer mehr als 350.000 Menschen aus. Bisher sei es rund 30.000 Zivilisten gelungen, die Hafenstadt im Südosten der Ukraine zu verlassen. Die Stadt wird immer wieder von russischen Truppen beschossen. In den Trümmern eines Theaters, in dem Hunderte Zivilisten vor russischen Luftangriffen Zuflucht gesucht hatten, suchten Rettungskräfte weiter nach Überlebenden, erklärte der Stadtrat. Es sei noch immer unmöglich zu sagen, wie viele Opfer es gegeben habe. Russland bestreitet, das Theater angegriffen zu haben.

In Mariupol sind nach örtlichen Angaben etwa 80 Prozent der Wohnungen zerstört und davon rund 30 Prozent nicht wieder aufzubauen. „Täglich werden durchschnittlich 50 bis 100 Bomben auf die Stadt geworfen. Die Verwüstung ist enorm“, teilte der Rat der Stadt am Donnerstag bei Telegram mit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat unterdessen bei einem Besuch von Kriegsverwundeten in einer Klinik in Kiew auch eine Familie getroffen, die auf der Flucht Schussverletzungen erlitten hatte. Bald würden alle gemeinsam den Sieg gegen Russland feiern, sagte Selenskyj einer Mitteilung des Präsidialamts zufolge am Donnerstag. „Es kann gar nicht anders sein, wenn es solch starke Familien in unserem Land gibt.“

Im Osten der Ukraine hat es nach russischen Angaben wieder schwere Gefechte um die Großstadt Sjewjerodonezk gegeben. Die Einheiten der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk hätten in der Nacht zum Donnerstag Erfolge „gegen ukrainische Nationalisten“ erzielt, teilte das russische Verteidigungsministerium am Donnerstag in Moskau mit. Sprecher Igor Konaschenkow berichtete auch von Schlägen gegen ukrainische Truppen in der nahen Stadt Rubischne. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite prüfen.

Im Gebiet Donezk gehe die Offensive ebenfalls weiter, sagte Konaschenkow. Dort seien die Ortschaften Nowomajorske und Pretschystiwka eingenommen worden. Der Vormarsch habe innerhalb eines Tages zehn Kilometer betragen. Der Donezker Separatistenführer Denis Puschilin rief Moskau im russischen Staatsfernsehen auf, die Luftverteidigung in den Separatistengebieten zu verstärken.

Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge wurden auch drei Kommandostellen und sechs Munitionsdepots zerstört. Bei einem Angriff nahe der Stadt Sarny im Norden der Ukraine auf ein Munitionslager seien auch Raketen zerstört worden, hieß es.

Die Zahl der seit Kriegsbeginn am 24. Februar zerstörten ukrainischen Panzer und gepanzerten Fahrzeuge gab Moskau mit 1393 an. Zudem seien 181 Flugzeuge und Hubschrauber sowie 172 Drohnen getroffen worden. Allein am Mittwoch seien zwei ukrainische Kampfhubschrauber abgeschossen worden. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte seinen Einmarsch in die Ukraine auch damit begründet, dass er das auch vom Westen mit Waffen ausgerüstete Land „entmilitarisieren“ wolle.