Eurofighter sollen aufgerüstet werden

Das Bundesheer prüft eine Aufrüstung der Eurofighter. Entsprechende Informationen der APA hat das Verteidigungsministerium auf Anfrage bestätigt. Die Flieger sollen wieder in jenem Zustand zurückversetzt werden, den sie vor der Verstümmelung durch Minister Norbert Darabos (SPÖ) hatten. Konkret geht es um die Nachtsicht- bzw. Identifizierungsfähigkeit, den elektronischen Selbstschutz und die fehlende Hauptbewaffnung mit radargelenkten Lenkwaffen über den Sichtbereich hinaus.

Die Nachtidentifizierungsfähigkeit und der elektronische Selbstschutz wurden von Darabos 2007 für die Ersparnis von 250 Mio. Euro abbestellt. Die Mittelstreckenlenkwaffen wurden von Darabos‘ Vorgänger Günther Platter (ÖVP) storniert, damit der Preis unter der zwei Milliarden-Grenze blieb, erinnert sich Georg Mader von der Onlineplattform „militaeraktuell.at“ im Gespräch mit der APA.

Bei der Nachtsichtfähigkeit geht es um ein Infrarot-Such- und Verfolgungssystem, welches Flugobjekte in der Nacht identifizieren kann. Dafür gebe es drei Möglichkeiten, erklärt Mader: Eine Nachtsichtbrille für den Piloten für rund 15.000 Euro pro Stück, externe Zielbeleuchtungsbehälter, die unter dem Flieger montiert werden und ein paar hunderttausend Euro kosten oder Stryker-Helme für 500.000 Euro das Stück. Ob die ursprünglich vorgesehene Einrichtung, die außen vor dem Cockpit montiert gewesen wäre, noch verfügbar ist, sei fraglich, so Mader.

Der elektronische Selbstschutz ist jene Vorrichtung, die den Piloten warnt, wenn er von einem feindlichen Radar oder einer anfliegenden Rakete erfasst wird. Diese Geräte befinden sich in den Flügelspitzen und mussten bei den österreichischen Geräten durch Gewichtsdummys ersetzt werden, so Mader.

Die Hauptbewaffnung „ist seit 2003 nicht existent“, es wären vier amerikanische Allwetter-Radarlenkwaffen (BVR) vorgesehen gewesen. Diese wurden von Platter abbestellt. Übrig geblieben ist die Sekundärbewaffnung IRIS-T. Davon gebe es rund 20 Stück. Diese infrarotgelenkte Waffe sei bei Schlechtwetter und aus großer Distanz nicht einsetzbar, weil sie eine Wärmequelle braucht, erklärt Mader.

Dass Österreich die anfänglichen Jets der Tranche 1 behielt und diese nicht auf Tranche 2 auswechselte - was ebenfalls Darabos verhinderte - ist laut Mader heute wenig relevant. Allerdings hätte Tranche 2 leistungsstärkere Rechner gehabt.

Der Militärluftexperte spricht sich dafür aus, zusätzlich zweisitzige Flugzeuge von bestehenden Betreibern zu kaufen. Damit würde man sich die extrem teure Ausbildung in Italien und Deutschland ersparen. Aktuell werden künftige Eurofighter-Piloten zunächst ein Jahr lang auf der PC7 beim österreichischen Bundesheer ausgebildet, dann gehen die Piloten für die Phase 3 und 4 der Ausbildung nach Lecce in Italien. Die Phase 5 erfolgt auf Doppelsitzern in Deutschland. „Dafür stellt uns die Bundeswehr die deutsche Vollkostenrechnung, für eine Flugstunde werden angeblich 90.000 Euro verrechnet“, so Mader, der drei bis vier Zweisitzer für das Bundesheer für nötig hält.

Es brauche laut der Pilotencommunity in Zeltweg aber auch weiterhin einen Ersatz für die Saab 105, die man früher für Trainingszwecke und als Substitut in der Luftraumüberwachung verwendet hat. „Der Nicht-Ersatz der Saab hat bei den Luftstreitkräften eine riesige Lücke hinterlassen“, so Mader. Die Flugstunde kleinerer Jets sei bis zu zehnmal billigerer als die Eurofighter-Stunde und solche Flieger würden sowohl für flugsicherheitsrelevante Übungsflugstunden, geplante Luftraumsicherungsoperationen, aber auch für die Abwehr von heute - wie in der Ukraine - immer wirksamer werdenden Drohnen benötigt.

Im Vorjahr ist es laut „profil“ zu einem gefährlichen Eurofighter-Vorfall gekommen. Bei einem Anflug-Manöver auf den Fliegerhorst Zeltweg sind zwei Jets beinahe zusammengestoßen. Ursache war demnach offenbar ein Fehler eines Piloten. Laut „profil“-Informationen war der Vorfall so ernst, dass die Kommandanten der Luftstreitkräfte einen offiziellen Bericht an das Verteidigungsministerium erstellten. Dieses wollte sich unter Hinweis auf die militärische Geheimhaltung dazu nicht äußern. Generell zählen die österreichischen Luftstreitkräfte - bei freilich jährlich nur rund 100 Flugstunden pro Pilot - aber laut „profil“ statistisch zu den sichersten der Welt.

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