Abramowitsch womöglich Ziel von Giftanschlag
Der russische Milliardär Roman Abramowitsch und zwei ukrainische Unterhändler sind möglicherweise Ziel eines Giftanschlags geworden. Das „Wall Street Journal“ berichtete am Montag unter Berufung auf informierte Kreise, Abramowitsch und die Ukrainer hätten in diesem Monat nach einem Treffen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew „Symptome einer mutmaßlichen Vergiftung“ aufgewiesen. Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak bestätigte den Vorfall nicht.
„Alle Mitglieder des Verhandlungsteams arbeiten heute wie gewohnt“, meinte er. „Es gibt eine Menge Spekulationen über die Informationen in den Medien und verschiedene Verschwörungstheorien“. Es sei besser, „nur den offiziellen Informationen“ zu folgen.
Im Gegensatz dazu bestätigte eine mit den Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau vertraute Quelle der Nachrichtenagentur AFP die Informationen des „Wall Street Journals“. Die drei Männer litten dem Bericht zufolge unter geröteten Augen, schmerzhaftem Tränenfluss und sich ablösender Haut an Gesicht und Händen. Die Symptome hätten sich dann aber wieder verringert. „Das hat leider tatsächlich stattgefunden“, sagte die informierte Quelle zu AFP.
Die Quellen des „Wall Street Journals“ verdächtigen der Zeitung zufolge Hardliner in Moskau hinter dem Vorfall. Diese wollten die Gespräche zwischen Russland und der Ukraine für ein Ende des Ukraine-Kriegs sabotieren. Ein Vertrauter Abramowitschs sagte dem „Wall Street Journal“, es sei unklar, wer hinter dem Vorfall stehen könnte. Auch hätten westliche Experten keine Erklärung für die Symptome liefern können.
Medienberichten zufolge ist Abramowitsch in die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine involviert. Er soll in den vergangenen Wochen mehrmals zwischen den beiden Ländern und weiteren Orten, an denen verhandelt wurde, hin und her gereist sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Sonntag gesagt, seine Regierung habe Unterstützungsangebote von russischen Geschäftsleuten erhalten, darunter auch Abramowitsch.
Der Milliardär mit guten Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin war nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine von der EU und Großbritannien mit Sanktionen belegt worden, nicht aber von den USA. Das „Wall Street Journal“ hatte vergangene Woche berichtet, Selenskyj habe US-Präsident Joe Biden gebeten, den als Besitzer des englischen Fußballclubs Chelsea bekannten Oligarchen von den Sanktionen auszunehmen, weil er eine wichtige Vermittlerrolle einnehmen könnte.
Der Experte für Vergiftungen der Investigativ-Plattform Bellingcat, Christo Grozev, ging davon aus, dass es nicht Ziel des Angriffs war, die Unterhändler zu töten. „Es war nur eine Warnung“, betonte er. Laut Bellingcat hat Grozev Bilder der Auswirkungen der mutmaßlichen Vergiftung der drei Männer gesehen.