Macron und Le Pen in Frankreich-Stichwahl
Im Rennen um die Präsidentschaft in Frankreich können die Wähler in zwei Wochen zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der rechten Kandidatin Marine Le Pen entscheiden. Beide qualifizierten sich in der ersten Wahlrunde am Sonntag wie erwartet für die Stichwahl. Die Kandidatinnen der früheren Volksparteien, der Sozialisten und Konservativen, erlitten hingegen schwer Niederlagen.
Nach Auszählung der Stimmen aller registrierten Wähler gewann Macron demnach 27,84 Prozent und Le Pen 23,15 Prozent. Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon steht mit 21,95 Prozent auf Platz drei. Der Rechtsextreme Éric Zemmour zog nach den Angaben des Innenministeriums mit 7,07 Prozent an der Konservativen Valérie Pécresse mit 4,78 Prozent vorbei. Die sozialistische Kandidatin Anne Hidalgo lag abgeschlagen bei 1,75 Prozent. Der Grüne Yannick Jadot kam auf 4,63 Prozent.
Macron dankte seinen Wählerinnen und Wählern für ihren Rückhalt. „Euer Vertrauen ehrt mich, verpflichtet mich und bindet mich“, sagte der 44-Jährige am Sonntag vor Massen jubelnder Anhänger in Paris. Strahlend fügte er hinzu: „Sie können alle auf mich zählen, um dieses Fortschritts- und Öffnungsvorhaben umzusetzen.“
Le Pen pochte in einer ersten Reaktion auf Frankreichs Selbstständigkeit und Werte. Für die Stichwahl hätten sich „zwei entgegengesetzte Visionen der Zukunft“ durchgesetzt, sagte sie am Sonntagabend in Paris. Sie vertrete „die soziale Gerechtigkeit rund um das jahrtausendealte Konzept von Nation und Volk“. Sie werde die nationale Unabhängigkeit und die Möglichkeit der einfachen Franzosen sicherstellen, für sich selber zu entscheiden. „Ich werde Frankreich in fünf Jahren in Ordnung bringen“, meinte sie.
Nach dem Einzug Marine Le Pens in die Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl sieht ihr Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen sie bereits als Wahlsiegerin. In der Zeitung „Le Parisien“ vom Montag nannte der 93-Jährige seine Tochter bereits „die zukünftige Präsidentin der Republik“. Ihr Ergebnis sei bemerkenswert gewesen. Jean-Marie Le Pen hatte sich im Wahlkampf auf der Seite des Konkurrenten seiner Tochter, Éric Zemmour, geschlagen. Marine Le Pen hatte ihren Vater nach schweren Konflikten 2015 aus dem Front National ausgeschlossen und diesen später in Rassemblement National umbenannt.
Der rechtsextreme Kandidat Zemmour rief nach der Wahl zur Unterstützung von Le Pen auf. „Ihr steht ein Mann gegenüber, der zwei Millionen Immigranten ins Land gelassen hat und während des Wahlkampfs nie über innere Sicherheit und Einwanderung geredet hat“, sagte er am Sonntagabend mit Blick auf Präsident Macron.
Die Kandidatinnen und Kandidaten von Republikanern, Sozialisten, Grünen und Kommunisten (Fabien Roussel) gaben eine Wahlempfehlung für Macron ab. Sollte die Rechtspopulistin Le Pen an die Macht kommen, drohten „desaströse Folgen für das Land und für folgende Generationen“, sagte die konservative Kandidatin Pécresse am Sonntagabend in Paris.
Der beim Votum drittplatzierte Linkspolitiker Mélenchon sprach sich zwar nicht direkt für Macron aus, forderte aber dezidiert dazu auf, nicht für Le Pen zu stimmen: „Ihr dürft Frau Le Pen eure Stimme nicht geben“, betonte er am Sonntagabend.
Sowohl Macron als auch Le Pen waren schon 2017 in der Stichwahl gewesen, die der Zentrumsliberale damals klar für sich entscheiden konnte. Dieses Mal dürfte es aber knapper werden. Viele linke Wählerinnen und Wähler haben in Umfragen erklärt, dass sie anders als 2017 Macron in der Stichwahl nicht wählen würden, nur um einen Einzug der Rechtspolitikerin Le Pen in den Élysée-Palast zu verhindern. Diese Wahlberechtigten muss Macron nun überzeugen, ihre Meinung zu ändern und in der zweiten Runde am 24. April doch für ihn zu stimmen.
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