Austria Wien, FC Wacker und SKN bangen um Spielerlaubnis
Die Fußball-Bundesliga hat drei Clubs die Spielgenehmigung für die Saison 2022/23 verweigert. Erstligist Austria Wien und sein in der 2. Liga spielendes Zweierteam sowie die beiden weiteren Zweitligisten FC Wacker Innsbruck und SKN St. Pölten erhielten in erster Instanz vom zuständigen Senat 5 keine Lizenz beziehungsweise Zulassung. Das gab die Liga am Mittwoch bekannt. Die Austria wurde zudem mit einem noch nicht rechtskräftigen Punkteabzug sanktioniert.
Die Wiener zittern wie im Vorjahr um den Fortbestand im Profibereich. Erhält die Austria erneut nachträglich die aus finanziellen und - wegen der Vereinsstruktur - rechtlichen Gründen verweigerte Lizenz, muss sie mit einem Abzug von vier Punkten in die kommende Saison starten. Diese Sanktion samt einer 20.000-Euro-Geldstrafe verhängte die Liga für einen Fristverzug bei der Bekanntgabe des geprüften Jahresabschluss. Auch dagegen kann die Austria allerdings Berufung einlegen.
Die Bundesliga ist guter Dinge, die Wiener auch künftig im Boot zu haben. Ihr Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer erinnerte an die „großen Hürden“, die der Club im Herbst 2020 und auch im Vorjahr vor dem Einstieg seiner neuen Investorengruppe zu überwinden hatte. „Die Lizenzverweigerung ist ein Rückschritt, aber die Kurve zeigt klar nach oben“, meinte Ebenbauer. Die „Hausaufgaben“ der Austria im Lizenzierungsverfahren würden „um einiges geringer ausfallen“ als in der vergangenen Saison.
In Wien-Favoriten zeigte man sich optimistisch, einen Ausgang wie im Vorjahr zu finden. Man müsse der Liga weitere Unterlagen vorlegen, erklärte der Club. Vorstand Gerhard Krisch äußerte sich zuversichtlich, „alle Themen rechtzeitig“ klären zu können. Mit dem Einstieg der Investorengruppe um Jürgen Werner sei ein erster Schritt in Richtung der wirtschaftlichen Stabilisierung des Vereins gelungen, so Krisch. „Aufgrund der Komplexität und Einmaligkeit des Investoren-Einstiegs ist es nachvollziehbar, dass die Bundesliga weitere Rückfragen an uns stellt.“
Innerhalb von acht Tagen können die betroffenen Clubs neue Dokumente vorlegen und Einspruch beim Protestkomitee einlegen, das bis spätestens 27. April ein Urteil abgibt. Danach kann innerhalb von acht Tagen eine Klage beim Ständigen Neutralen Schiedsgericht eingebracht werden. Dabei sind allerdings keine neuen Beweismittel mehr zulässig. Eine etwaig notwendige Entscheidung wird dann aufgrund der UEFA-Frist bis 31. Mai getroffen.
Der Sponsoring-Vertrag mit Gazprom ist weiterhin aufrecht, bestätigte ein Clubsprecher der APA. Man habe der Bundesliga einen Liquiditätsplan ohne und mit den Geldern des russischen Energieriesen vorgelegt. Die Austria arbeitet aus moralisch nachvollziehbaren Gründen an einer Vertragsauflösung, allerdings geht es dabei um einige Millionen, die der Club dringend benötigen würde. Darüber hinaus gibt es Zweifel, ob die Gelder aufgrund der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft überhaupt an die Austria fließen könnten.
Gegen den Punkteabzug kann die Austria erst nach Lizenzerteilung Protest einlegen - ebenfalls innerhalb von acht Tagen. Die Bundesliga rechnet damit. „Ein Punkteabzug ist eine der schwersten Sanktionen, die wir haben“, erklärte Ebenbauer. Er verwies auf einen vergleichbaren Fall im Jahr 2020, als Zweitligist Blau-Weiß Linz nach einem „massiven Fristverzug“ ebenfalls vier Punkte abgezogen worden waren. Die Sanktion wurde zuerst auf drei Zähler reduziert und schließlich vom Schiedsgericht aufgehoben. „Es ist damals in den Bestimmungen aber eine Anpassung erfolgt“, betonte Ebenbauer.
Außer der Austria erhielten alle übrigen elf Bundesligisten das Oberhaus-“Pickerl“ in erster Instanz und ohne Auflagen. Das gilt auch für die aufstiegswilligen Austria Lustenau und FAC Wien sowie den GAK. Ebenbauer wertete das als gutes Zeichen - auch dafür, wie die Clubs die Folgen der Corona-Pandemie verdaut haben.
Akut ist die Lage allerdings in Tirol, wo der FC Wacker mittlerweile ums Überleben ringt. Zuletzt wurde beim aktuell Tabellenneunten von Mietschulden bei Stadion und Spielerunterkünften, beim Catering, der Security-Firma, Spielervermittlern und ausstehenden Gehaltszahlungen berichtet. Sogar die Austragung des kommenden Heimspiels am Freitag gegen den GAK soll zwischenzeitlich gewackelt haben. Die Lizenz wurde aus finanziellen und infrastrukturellen Gründen verweigert.
Die aktuell handelnden Personen um Präsident Kevin Radi hoffen darauf, dass die zugesagte Finanzspritze in Höhe von drei Millionen vom aktuellen Investor zeitnah verabreicht wird. Laut „Tiroler Tageszeitung“ ist aber auch bei einem Wiener Millionär um eine Zwischenfinanzierung in der Höhe von 5,5 Millionen Euro angefragt worden. Um die Lizenz, die nicht gleichbedeutend mit einer Fortbestandsgarantie ist, zu erhalten, sind etwa finanzielle Sicherheiten für die kommende Saison vorzuweisen.
Radi wurde von der Kunde der Bundesliga „aufgrund des Zeitdrucks und der aktuellen finanziellen Herausforderungen“ deshalb „wenig überrascht“. „Trotzdem bleiben wir guter Dinge, dass wir binnen der Nachreichfrist alle relevanten Aufgaben erledigen können und so am Ende die Lizenz erhalten.“
„Überrascht“ hingegen zeigte sich in St. Pölten Matthias Gebauer, der Geschäftsführer Wirtschaft. Er räumte jedoch ein, „dass zahlreiche langjährige Sponsoren Verträge besitzen, die nur mehr für die derzeit laufende Spielzeit Gültigkeit haben“. Ein Großteil dieser Partner habe dem Club aber Absichtserklärungen vorgelegt, wonach sie auch weiterhin an Bord bleiben wollen. „Diese wurden vonseiten des Senats für die Lizenz allerdings leider als noch nicht ausreichend erachtet - dies gilt es für uns zu akzeptieren“, sagte Gebauer. Er sprach von „weit fortgeschrittenen“ Gesprächen bezüglich entsprechender Verträge.
In der 2. Liga ist nur noch ein Platz vakant. Es ist möglich, dass es zum fünften Mal in Folge keinen sportlichen Absteiger geben wird. Die Anzahl der Absteiger hatte sich bereits wegen ausbleibenden Aufstiegsinteresses aus dem Westen von drei auf zwei und nach dem Zulassungsverzicht des FC Juniors OÖ auf eins reduziert. Letztmals sportlich stieg Horn 2016/17 ab.
„Ziel ist immer, dass die Entscheidung am Rasen fällt“, betonte Ebenbauer und stellte nüchtern fest: „Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt keine 28 Mannschaften für die zwei höchsten Spielklassen.“ Er sei aber zuversichtlich, dass sich das mit dem Nachreichen von Unterlagen noch ändern werde. Aus den Regionalligen dürften bei sportlicher Qualifikation die beiden Ost-Vertreter Vienna und Stripfing/Weiden sowie aus der Liga Mitte Hertha Wels und die Amateure von Sturm Graz aufsteigen.