„Ostbahn Kurti“ Willi Resetarits 73-jährig verstorben
Viele Jahrzehnte lang hat Willi Resetarits alias Ostbahn Kurti die österreichische Kultur- und Musiklandschaft mitgeprägt und sich für Menschlichkeit und Integration engagiert. Am Sonntagvormittag ist der Musiker, der noch am Samstag den Flüchtlingsball des Integrationshauses eröffnet hatte, im Alter von 73 Jahren tödlich verunglückt.
„Wann die Musik vuabei is“, spielte Resetarits gern als letzte Nummer eines Konzerts, derer in diesem Frühjahr noch zahlreiche geplant gewesen waren. Zuletzt hatte er seine Teilnahme an den beiden Benefiz-Konzerten für die Ukraine am Heldenplatz und im Happel-Stadion wegen einer Corona-Infektion absagen müssen. Nach seinem unerwarteten Tod würdigten zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Politik den Musiker, der stets auch durch sein soziales Engagement in Erscheinung trat.
„Mit Willi Resetarits haben wir einen begeisternden Musiker & einen faszinierenden Menschen verloren“, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter. Als Mitbegründer von SOS Mitmensch, Asyl in Not und des Integrationshauses habe er sich für die Ärmsten in der Gesellschaft eingesetzt. „Er gab ihnen Würde & Hoffnung. Für sein unermüdliches Wirken gilt ihm mein Dank“, schrieb Van der Bellen. Erschüttert zeigte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf Twitter: „Er hat mich durch meine Jugend begleitet & ich habe viele Konzerte besucht. Mit seinen Liedern hat er Generationen begeistert. Sein Gespür für die Sorgen der Menschen, die er darin verarbeitet hat, wird unvergessen bleiben.“
„Er war ein so großartiger, vielseitiger Musiker und hat unser Leben in den schönen und in den schwierigen Zeiten mit dem richtigen Sound und einem großen Stück Weisheit begleitet“, zeigte sich auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betroffen. „Wenn man vom Wienerlied spricht, so war Resetarits ein Titan dieses Genres“, reagierte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einer Aussendung. Würdigungen kamen u.a. auch von Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), den NEOS und der burgenländischen Landespolitik.
Resetarits wurde am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren und wuchs wie seine gleichfalls bekannten Brüder Lukas und Peter kroatisch sprechend auf. Im Alter von drei Jahren kam er nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrock-Gruppe „Schmetterlinge“ auf und machte bereits damals - etwa bei der Arena-Besetzung 1976 - mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam. Mitte der 80er wurde schließlich gemeinsam mit dem Autor und Komponisten Günter „Trainer“ Brödl Resetarits‘ erfolgreichstes Alter-Ego geboren: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen „Bruce Springsteen aus Favoriten“ - neben vielen anderen - erhielt.
Neben Projekten wie dem „Stubnblues“ und Kooperationen mit den Persönlichkeiten des erweiterten Wienerlied-Spektrums - allen voran mit Ernst Molden - widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musikern aus anderen Kulturen. Sein Engagement für Interkulturellen Dialog brachte ihm Auszeichnungen wie den „Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte“, den „Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage“ und den „Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage“. 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie „Kulturerbe“ zum „Österreicher des Jahres“ gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk.
Bestürzt über das plötzliche Ableben zeigte sich auch SOS Mitmensch: „Unser großer Dank gilt seiner beeindruckenden Schaffenskraft und seinem jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte und gegen Rassismus. Er wird uns fehlen und er wird Österreich fehlen“, so die Menschenrechtsorganisation.