2153 Milliardäre besitzen mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung zusammen
Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter stark auseinander. Auch die Wohlstands-Kluft zwischen Männern und Frauen ist groß. Denn, so zeigt ein Oxfam-Bericht: Frauen arbeiten weltweit pro Tag zwölf Milliarden Stunden unbezahlt.
Davos – 2153 Milliardäre gibt es weltweit, und diese besitzen mehr Vermögen als 60 Prozent der Weltbevölkerung zusammen – das sind 4,6 Milliarden Menschen. Alle Frauen in Afrika besitzen zusammen weniger als die 22 reichsten Männer der Welt. Zahlen, die das massive Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich deutlich machen. Sie entstammen dem Ungleichheitsbericht der Hilfsorganisation Oxfam, der am Montag kurz vor Beginn der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos veröffentlicht wurde.
Der Unterschied zwischen Arm und Reich auf der Welt ist laut Oxfam weiterhin dramatisch hoch – und die Schere geht weiter auseinander. Auch die Vermögenskonzentration habe an der Spitze im vergangenen Jahr weiter zugenommen, betonte die Organisation. Oxfam beruft sich dabei unter anderem auf die Finanznachrichtenagentur Bloomberg, deren Angaben zufolge das Vermögen der 500 reichsten Menschen der Welt im Vorjahr um ein Viertel gestiegen ist.
Frauen arbeiten pro Tag zwölf Milliarden Stunden unbezahlt
Vor allem auch zwischen Frauen und Männern ist der Wohlstand Oxfam zufolge ungleich verteilt. Demnach besitzen Männer 50 Prozent mehr Vermögen als Frauen. Ein Grund für die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist der diesjährigen Studie „Time to Care“ (deutsch etwa „Zeit, sich zu kümmern“) zufolge von Frauen geleistete Arbeit zu Hause – wie etwa Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder Sorge für den Haushalt.
„Frauen und Mädchen leisten den Löwenanteil unbezahlter Haus-, Pflege, und Fürsorgearbeit – weltweit pro Tag weit mehr als 12 Milliarden Stunden.“ Dies entspreche einem Gegenwert von mehr als 11 Billionen US-Dollar pro Jahr, wenn diese mit dem Mindestlohn bezahlt würden. Das sei 24 Mal mehr als der Umsatz der Tech-Riesen Apple, Google und Facebook zusammen. Für Frauen stelle diese unbezahlte Arbeit häufig eine Armutsfalle dar.
Der Oxfam-Ungleichheitsbericht
Oxfam nutzt als Grundlage Daten der Schweizer Großbank Credit Suisse sowie Vermögensschätzungen des US-Magazins Forbes. Die Organisation weist darauf hin, dass ihre Werte nicht zwingend vergleichbar sind mit den Ergebnissen der Vorjahre.
„Unsichtbarer Motor“
„Die unbezahlte Arbeit der Frauen ist der unsichtbare Motor unserer Wirtschaft“, sagt der Geschäftsführer von Oxfam India, Amitabh Behar. „Das müssen wir ändern.“ Der Einfluss von sogenannter Care-Arbeit auf Einkommen, Vermögen, Bildungschancen und Armutsgefährdung erfahre im Zusammenhang mit Ungleichheit zu wenig Aufmerksamkeit, sagte Ellen Ehmke, Analystin für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. „Wir sollten den Wert dessen anerkennen.“
„Der direkte Zusammenhang zwischen Vermögensungleichheit und Care ist, dass Frauen viel weniger Vermögen aufbauen können über ihr Leben, weil sie einen Großteil ihrer Arbeit in unbezahlter Pflege und Fürsorge leisten“, sagte Ehmke. In ländlichen Gebieten ärmerer Länder verbringen Frauen täglich bis zu 14 Stunden mit Pflege- und Fürsorgearbeit, wie Oxfam berichtet. „Auch Mädchen müssen dabei häufig mithelfen.“ Die Klimakrise verschärfte die Situation – unter anderem weil etwa Wege zu Wasserstellen länger werden oder der Anbau von Gemüse schwieriger werde.
Problematik besteht auch in reichen Ländern
Auch in reicheren Ländern verschärfe die vornehmlich von Frauen geleistete Fürsorgearbeit die Ungleichheiten im Wohlstand. Solange es nicht ausreichend öffentlichen Angebote gebe für etwa Kinderbetreuung, könnten in Familien mit hohem Einkommen beide Eltern viel früher wieder arbeiten gehen als in Familien mit niedrigerem Einkommen. Dadurch werde die Ungleichheit zwischen Haushalten noch weiter vertieft.
Oxfam fordert, mehr in öffentliche Kinderbetreuung und soziale Absicherung in armen Ländern zu investieren, sowie weltweit Frauenrechte und -organisationen zu stärken. Auf der ganzen Welt müssten zudem Konzerne und Menschen mit sehr großem Vermögen einen fairen Anteil zum Allgemeinwohl beitragen. (TT.com, APA/dpa/AFP)