1928–2020

„Die Wolke“ machte sie berühmt: Autorin Gudrun Pausewang 91-jährig gestorben

Pausewang war vor allem bekannt für ihre Kinder- und Jugendbücher.
© Anna Meuer/CC BY-SA 3.0

Gudrun Pausewang setzte sich leidenschaftlich für Frieden und Umweltschutz ein. Der Roman „Die Wolke“ über die Gefahren der Atomenergie wurde in den 80ern zu ihrem größten Erfolg. Nun ist die Schriftstellerin im hohen Alter gestorben.

Frankfurt am Main – Die Schriftstellerin Gudrun Pausewang ist tot. Sie starb am Donnerstagabend im Alter von 91 Jahren in der Nähe von Bamberg, wie ihr Sohn am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Pausewang war vor allem bekannt für ihre Kinder- und Jugendbücher. So schrieb sie etwa „Die letzten Kinder von Schewenborn“ (1983) oder den Roman „Die Wolke“ (1987) über die Folgen eines fiktiven Atomreaktorunfalls. Das Buch wurde ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum Bestseller.

Die Schriftstellerin lebte mehr als drei Jahrzehnte im osthessischen Schlitz, wo sie einen Großteil ihrer Bücher verfasste. Seit einem Sturz im Jahr 2016 wohnte Pausewang in der Nähe ihres Sohnes in einem Seniorenheim.

Pausewang war am 3. März 1928 im böhmischen Dorf Mladkov (Wichstadtl) geboren worden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges flüchtete die Familie nach Deutschland. Pausewang machte in Wiesbaden Abitur und wurde Lehrerin. Sie arbeitete unter anderem auch an deutschen Schulen in Südamerika. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1972 ließ sie sich in Schlitz nieder, wo sie mehr als 35 Jahre wohnte. Dort unterrichtete sie Grundschüler.

„Ich bin noch Zeitzeuge. Mein Vater war ein überzeugter Nazi."

Vier Hauptthemen waren für sie prägend, wie sie einst sagte: „Krieg und Frieden“, „die Armut in Südamerika“, „Schutz der Umwelt“ und „Nie mehr Nationalsozialismus“. Über die NS-Epoche sagte Pausewang: „Ich bin noch Zeitzeuge. Mein Vater war ein überzeugter Nazi und ich wurde zum kleinen Nazi erzogen.“

Pausewang war eine leidenschaftliche Verfechterin von Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz. In ihrem Roman „Die Wolke“ schrieb Gudrun Pausewang über die Folgen eines Atomreaktorunfalls. Das 1987 – ein Jahr nach der Tschernobyl-Katastrophe – erschienene Jugendbuch wurde ein Riesenerfolg und avancierte zur Lektüre in vielen Schulen. Mehr als 1,5 Millionen Mal wurde es verkauft und in 16 Sprachen übersetzt. 2006 wurde das Buch fürs Kino verfilmt. 1988 wurde Pausewang dafür mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 wurde das Thema wieder aktuell – und Pausewang war wieder eine gefragte Gesprächspartnerin.

📽 Video | Film-Trailer von „Die Wolke"

Mehr als 100 Bücher, fünf Millionen Exemplare verkauft

Pausewang bekam zahlreiche Preise, darunter eine besondere Ehrung im Jahr 2017: Bei der Frankfurter Buchmesse erhielt sie den mit 12.000 Euro dotierten Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Lebenswerk. Gewürdigt wurde damit ihr vielfältiges und politisches Schaffen. Sie habe unzählige junge Leser darin bestärkt, aktiv die Zukunft mitzugestalten, begründete die Jury ihre Entscheidung.

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Die Schriftstellerin blickte am Ende ihrer Schaffensperiode auf ein eindrucksvolles Gesamtwerk. Sie schrieb nach eigenen Angaben mehr als 100 Bücher. Knapp fünf Millionen Exemplare wurden verkauft. Das für sie prägendste Werk konnte sie nie nennen: „Alle meine Bücher sind mir wichtig, weil sie zeigen, wie das Leben wirklich ist. Und weil sie zeigen, wie man sich den Menschen anpasst – oder auch seinen eigenen Weg geht.“ In ihrem letzten Buch („So war es, als ich klein war“, 2016) hielt sie ihre Kindheitserinnerungen fest. (dpa/TT.com)

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