Hoffen auf den Heimsieg: ÖSV jagt seit 2014 die goldene Abfahrts-Gams
In Abwesenheit des verletzten Streif-Dominators Dominik Paris sind die Karten in der Abfahrt von Kitzbühel neu gemischt. Matthias Mayer und Co. wollen beim Heimspiel ihre Trümpfe ausspielen.
Kitzbühel – Vor der Weltcup-Abfahrt in Kitzbühel am Samstag (Start 11.30 Uhr) scheint der Favoritenkreis so groß wie nie die Jahre zuvor. Denn mit Dominik Paris fehlt der Kitz-Rekordsieger unter den aktiven Fahrern und Topfavorit. Dazu sorgt auch der Umstand, dass die Streif im Training etwas weniger scharfe Krallen gezeigt hat, für neu gemischte Karten. So hoffen die Österreicher auf den ersten Heimsieg seit 2014.
Vor sechs Jahren schwang Hannes Reichelt trotz massiver Rückenschmerzen, die sich als Bandscheibenvorfall herausstellen sollten, als Schnellster im Zielraum ab. Die Bestzeit konnte ihm niemand mehr abjagen. Dieses Jahr soll in Kitzbühel wieder die österreichische Bundeshymne ertönen, wobei Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher dem Duo Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr die größten Chancen zurechnet.
Das weitere Kitz-Programm
Samstag:
11.30 Uhr: Abfahrt (live ORF eins, TT.com-Live-Ticker)
14.00 Uhr: Kitz Charity Trophy
18.00 Uhr: Startnummernvergabe Slalom
18.30 Uhr: Siegerehrung Abfahrt
Sonntag:
10.30 Uhr: Slalom, 1. Durchgang (live ORF eins, TT.com-Live-Ticker)
13.30 Uhr: Slalom, 2. Durchgang (live ORF eins, TT.com-Live-Ticker), anschließend Siegerehrung Slalom
Auf der Suche nach den fehlenden Hundertstelsekunden
„Ich glaube, dass wir mit zwei Leuten zu den Favoriten gehören, die Burschen kennen die Strecke und sind hier schon schnell Ski gefahren. Es ist möglich“, betonte Puelacher. Mayer war in Wengen als Vierter knapp am Stockerl dran. „Es fehlen meistens nur zwei Hundertstel, sieben Hundertstel oder ein Zehntel auf einen Podestplatz, auf einen zweiten Platz oder sonstiges. Von dem her weiß man, dass man gut dabei ist“, meinte der Doppel-Olympiasieger, der am Freitag im Super-G hinter dem Norweger Kjetil Jansrud auf dem zweiten Platz landete.
Kriechmayr dagegen haderte zuletzt mit seinen Leistungen. „Natürlich wurmt mich das“, gab der Oberösterreicher nach Platz acht in Wengen und zehn in Bormio zu. „Wir haben uns natürlich vor der Saison andere Ziele gesteckt. Wir wollten um den Abfahrtsweltcup mitfahren, die letzte Kugel vom Klaus ist doch schon eine Zeit her.“ Der von ihm angesprochene Klaus Kröll holte 2012 den Weltcup.
Dominiert wurde das Rennen um die Downhill-Kugel in dieser Saison von Beat Feuz und Dominik Paris. Der erlitt jedoch am Dienstag beim Super-G-Training in Kirchberg einen Riss des Kreuzbandes und fällt für die übrige Saison aus. Mayer liegt in der Wertung auf Platz vier, Kriechmayr ist Sechster. Klammert man den ebenfalls mit Kreuzbandriss fehlenden Reichelt (18.) aus, findet sich kein weiterer Österreicher in den Top 20.
Der Südtiroler Paris hat die Kitzbühel-Abfahrt 2013, 2017 und 2019 gewonnen. Seine Abwesenheit bietet unter anderem seinem Konkurrenten Feuz die Möglichkeit, nach neun erfolglosen Anläufen seinen ersten Kitz-Sieg einzuheimsen. „Es ist sicher schön, und die Wertschätzung ist logisch“, sagte der Schweizer zu dem merkbar gestiegenen Rummel um seine Person, mit der er in Kitzbühel konfrontiert ist. „Ich bin es aber eh gewohnt von Wengen.“ Feuz war im Geburtsort des Ski-Weltcups bereits dreimal Zweiter.
In den Blickpunkt rückten aber auch der Norweger Jansrud und dessen Landsmann Kilde, Letzterer mit Mayer Ex-aequo-Zweiter im Super-G. Jansrud, der die Abfahrt bereits gewonnen hat, strebt nun das Speed-Double an. Als bisher Letzter hat der Schweizer Didier Cuche im Jahr 2010 Super-G und Abfahrt gewonnen.
Kein Eislaufplatz auf der Streif
Keine Sensation wäre auch ein weiterer Sieg von Thomas Dreßen, dessen Stern vor zwei Jahren in Kitzbühel aufgegangen war. Nach einem Kreuzbandriss kämpfte sich der Deutsche zurück und zählt nun wieder zur Elite. „Der Vorteil ist, wenn man es schon mal gewonnen hat, weiß man, was man zu tun hat, dass man schnell ist“, erklärte Dreßen. „Ziel ist, dass ich meine Leistung abrufe. Ich setze mir keinen Sieg zum Ziel, nur, dass ich gescheit skifahre.“
Doch auch der Franzose Johan Clarey, der am Donnerstag Trainingsbestzeit fuhr, ist ein Spezialist für die Gegebenheiten in Kitzbühel. Dabei haben die praktisch zur Gänze mit Kunstschnee erfolgte Pistenpräparation und der Sonnenschein die typischen Kitz-Verhältnisse in diesem Jahr etwas abgemildert. So war zumindest der Eindruck nach den Trainings. „Wesentlich einfacher“, urteilte etwa Kriechmayr. „Ich habe mir die Fahrt vom Dominik Paris angeschaut, wie der letztes Jahr gewonnen hat, und da war es von oben bis unten ein Eislaufplatz. Das ist heuer nicht der Fall.“