Dürr und Ex-Trainer Heigl großteils geständig: "Er brachte mich zum Doping"
Johannes Dürr, Auslöser der „Operation Aderlass“, und sein ehemaliger Trainer Gerald Heigl müssen sich heute in Innsbruck vor Gericht verantworten.
Innsbruck – Der ehemalige Skilangläufer Johannes Dürr muss sich heute am Landesgericht Innsbruck wegen Vergehen nach dem Anti-Dopinggesetz und gewerbsmäßigen schweren Sportbetrugs verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 32-jährigen Niederösterreicher vor, selbst Blutdoping praktiziert zu haben, aber auch anderen Sportlern verbotene Wirkstoffe überlassen zu haben. Mit Dürr gemeinsam wird auch das Verfahren gegen den ehemaligen ÖSV-Langlauftrainer Gerald Heigl verhandelt. Er muss sich ebenfalls wegen Vergehen nach dem Antidopinggesetz und wegen Sportbetrugs verantworten.
„Hier sitzen keine Angeklagten, wie wir sie sonst haben. Beide Anklagen fußen großteils auf den Angaben der Angeklagten Dürr und Heigl selbst. In den Körpern solcher Sportler schlagen zwei Herzen. Dürr wollte noch einmal in die Erfolgsspur und wurde dadurch schwer straffällig. Auch Trainer Heigl hat irgendwann die falsche Abzweigung genommen, die dann irreversibel war und sukzessive in strafbare Handlungen führte“, eröffnete Staatsanwalt Dieter Albert.
Dürr über Heigl: "Brachte mich zum Doping"
Beide Angeklagten zeigten sich zu den Anklagen großteils geständig. Dürr stritt den An- und Weiterverkauf von Dopingmitteln allerdings ab. Alles sei damals in einer Art Kollektiv begangen worden.
Heigl legte ebenfalls ein umfassendes Geständnis ab. Kontakte habe es früh zu einem anderen angeklagten Ex-Trainer gegeben. Von Walter Mayer habe er EPO und Wachstumshormone bekommen und weitervermittelt, dabei jedoch keinen Cent verdient. Mayer habe durchblicken lassen, dass „er uns helfen könne". Es sei der Startschuss des Blutdopings gewesen.
Später hätten die Sportler zu Dopingarzt Marc S. gewechselt. Zu diesem habe Heigl aber keinerlei Kontakt gehabt, was auch Dürr bestätigte. Zudem habe er in seiner Funktion als Übungsleiter keinen Beitrag zu allfälligem Sportbetrug durch Sportler geleistet. Die Trainingspläne habe er aber nicht auf das Doping abgestimmt, auch nicht jene von Max Hauke und Dominik Baldauf, beteuerte Heigl.
Dürr gab jedoch an, Heigl habe ihn einst zum Doping gebracht: „Er sagte: ‚Jetzt haben wir was.‘ Ich sagte: ‚Ja, ich mache es.‘“ Körperlich hätten sich weder das Blutdoping noch Wachstumshormone negativ auf Dürrs Gesundheit ausgewirkt. Heigl gab zu, Dürr und Harald Wurm beim Dopen unterstützt zu haben. Letzterer hätte den Kontakt zu Mayer damals hergestellt. Zumindest bei einer Blutabnahme und auch bei Rückführungen sei er dabei gewesen, gestand der ehemalige Trainer. Das Blut sei damals bei Mayer gelagert worden.
Keine Aussage von Dopingarzt Marc S.
Marc S. teilte aus der deutschen Haft über seinen Anwalt per Fax mit, dass er zu keiner weiteren Zeugenaussage bis zu seinem Strafprozess bereit sei. Eine geplante Videoeinvernahme am Münchener Landesgericht entfiel.
Zudem meldete sich Wurm am Sonntagabend krank ab. Der ehemalige Langläufer, 2016 wegen Dopings und Sportbetrugs zu einer Geldstrafe verurteilt, wollte dem Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Martina Eberherr ein ärztliches Attest nachreichen.
Zwischen allen Prozessbeteiligten gibt es Konsens, dass der Prozess heute dennoch fertigwerden könnte. "Ich bin froh, dass der Tag der Verhandlung nun heute da ist. Es ist für mich nun schon ein Jahr lang extrem belastend", sagte Dürr. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft. Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. (fell, pim)