Premier League

Britische Clubs fürchten wegen Brexit eine Transferbeschränkung

Leicester-Profi Christian Fuchs (l.) und Co. müssen noch nicht um ihre Arbeitserlaubnis zittern.
© Graham Wilson via www.imago-images.de

Der englische Fußallverband FA sieht den EU-Austritt auch als Chance, die Zahl der Legionäre zu reduzieren. Die Profiligen gehen auf Konfrontationskurs mit dem Verband.

London – Der Brexit sorgt für Unsicherheit und Diskussionen - auch im britischen Fußball. Zeitgleich mit dem Ende der Transferperiode in England verlässt Großbritannien am Freitag um 24.00 Uhr (MEZ) die Europäische Union. Bis Ende des Jahres tritt eine Übergangsphase in Kraft. Die britischen Ligen streiten mit dem englischen Verband, welche Regeln künftig für Legionäre aus Kontinentaleuropa gelten sollen.

Dass europäische Premier-League-Stars ihre Arbeitserlaubnis verlieren, ist vorerst nicht zu befürchten. Etwa drei Millionen EU-Bürger leben im Vereinigten Königreich. Wer vor Ende der Übergangsfrist in Großbritannien lebt oder dort seinen Wohnsitz hat, kann noch bis Ende des Jahres sein Aufenthaltsrecht beantragen - und darf in der Regel auch bleiben. Umgekehrt gilt das auch für britische Profis in der EU.

Für Spieler, die ab 2021 auf die Insel wechseln wollen, könnte es hingegen schwieriger werden - vor allem, wenn sie keine Topstars sind. Bei der Premier League äußert man sich dazu bisher noch vage. Man habe "eine Reihe von Gesprächen mit der Regierung und Interessenvertretern" über die Auswirkungen des Brexits auf den britischen Fußball geführt, sagte ein Sprecher. Nähere Details nannte er nicht.

Das Thema: Für nicht-europäische Ausländer gelten schon jetzt strenge Auflagen, die bald für alle ausländischen Profis gelten könnten. Um eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, bräuchte ein Spieler dann die Zustimmung des englischen Fußballverbandes (FA) - kurioserweise auch für einen Wechsel nach Schottland. Doch die FA würde die Zahl der ausländischen Spieler gerne reduzieren, weil sie sich dadurch eine Stärkung des englischen Nationalteams erhofft. Zwischen dem Verband und den Ligen droht ein Interessenskonflikt.

Müssen sich kleinere Klubs Sorgen machen?

Für die Zustimmung der FA und die Arbeitserlaubnis muss der ausländische Profi - vereinfacht gesagt - ein etablierter Nationalspieler sein. Der Verband orientiert sich dabei an der FIFA-Rangliste der Nationalmannschaften. Je schwächer das Nationalteam seines Landes eingestuft ist, desto mehr Einsätze werden von einem Spieler verlangt. Bei den Topclubs dürften sich die Sorgen in Grenzen halten. Vereine aus unteren Tabellenregionen oder aus Schottland können sich die ganz großen Stars, die von der arbeitsrechtlichen Frage kaum tangiert werden, aber nur in den seltensten Fällen leisten.

Die Premier League, die für die unteren Ligen zuständige EFL (English Football League) und die schottische Liga sind sich einig. "Der Brexit sollte weder dazu genutzt werden, die Spielerkader im britischen Fußball zu schwächen, noch die Möglichkeiten der Clubs zu beschränken, internationale Spieler zu verpflichten", hieß es in einer Erklärung. Ein dezenter Seitenhieb auf das Vorgehen der FA.

Trotzdem äußerte sich die Premier League diplomatisch und vorsichtig optimistisch. "Wir haben ein positives Arbeitsverhältnis mit der FA und werden weiterhin konstruktive Gespräche mit ihnen und anderen Interessenvertretern führen", hieß es vonseiten der Profiliga. Der Ausgang der Verhandlungen ist aber - wie so viele Details rund um den Brexit - völlig offen. (APA/dpa)

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