Filmpreise

„1917“ räumt bei BAFTAs ab, Preise für Oscar-Favoriten Zellweger und Phoenix

Renee Zellweger bekam den britischen Filmpreis. Sie gilt auch als Favoritin bei den Oscars, die kommenden Sonntag in Los Angeles verliehen werden.
© ADRIAN DENNIS

Das Anti-Kriegsdrama „1917“ ist nach den Golden Globes auch bei den Britischen BAFTAs erfolgreich und räumt in London sieben Trophäen ab. Beste Darsteller werden Joaquin Phoenix und René Zellweger. Auch der südkoreanische Überraschungserfolg „Parasite“ wird ausgezeichnet. =

London – Das Anti-Kriegsepos „1917“ von Regisseur Sam Mendes ist in diesem Jahr der große Gewinner bei den als BAFTAs bekannten britischen Filmpreisen. Bei der glamourösen Preisverleihung in London wurde das neunmal nominierte Drama am Sonntag insgesamt siebenmal ausgezeichnet, unter anderem als Bester Film und als Herausragender Britischer Film. Mendes erhielt im Beisein von Prinz William und Herzogin Kate auch die begehrte Trophäe als Bester Regisseur in der mit Stars aus dem Filmgeschäft gefüllten Royal Albert Hall.

📽 Video | Das waren die BAFTA-Awards:

Wie erwartet bekam Joaquin Phoenix den Preis als Bester Hauptdarsteller für das Comic-Drama „Joker“. Der 45-Jährige, der am Nachmittag an der Tower Bridge gegen Massentierhaltung und Klimawandel protestiert hatte, sorgte in der Royal Albert Hall mit einer Stellungnahme gegen Rassismus für viel Aufsehen. „Ich fühle mich zerrissen“, sagte der 45-Jährige, als er seine goldene BAFTA-Trophäe entgegennahm, „weil so viele meiner Schauspielkollegen, die es verdienen, nicht dieses Privileg haben“. Phoenix bezog sich darauf, dass in diesem Jahr alle zehn nominierten Schauspielerinnen und Schauspieler weiß waren. Die British Academy of Film and Television Arts war deshalb in die Kritik geraten. „Ich glaube, dass wir den People of Colour die klare Botschaft vermitteln, dass sie hier nicht willkommen sind“, sagte Phoenix.

Später äußerte sich auch BAFTA-Präsident Prinz William zu der Kontroverse. „Schon wieder sprechen wir darüber, dass wir mehr tun müssen, um in diesem Sektor und bei der Preisvergabe Diversität zu gewährleisten“, sagte William, der mit seiner Frau, Herzogin Kate, zur Preisverleihung gekommen war. „Das kann heutzutage einfach nicht mehr richtig sein.“

Die Preisträger

Die Produzenten Callum McDougall, Pippa Harris, Regisseur Sam Mendes, Drehbuchautorin Krysty Wilson-Cairns und Produzentin Jayne-Ann Tenggren wurden für "1917" mit dem preis für den besten Film ausgezeichnet.
Laura Dern wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in "Marriage Story" ausgezeichnet. Naomie Harris und Richard E. Grant hatten ihr den Preis überreicht.
Die isländische Musikerin Hildur Gudnadottir wurde für die Filmmusik von "Joker" ausgezeichnet.
Andrew Buckland (l.) und Michael McCusker bekamnen einen BAFTA für den besten Schnitt von "Le Mans '66".
Jacqueline Durrian (Mitte) schuf die Kostüme für "Little Women", Schaupielerin Ella Balinska und  Andrew Scott überreichten ihr dafür den Preis.
Sie gaben "1917" den richtigen Ton:  Scott Millan, Oliver Tarney, Rachael Tate und Mark Taylor (v.l).
Schauspieler Andy Serkis, der unter anderem als "Gollum" in "Herr der Ringe" und "The Hobbit" bekannt wurde, wurde für seinen heraussragenden Beitrag zum britischen Film ausgezeichnet.
Taika Waititi bekam den Preis für das beste adapiterte Drehbuch von "Jojo Rabbit".
Kameramann Roger Deakins bekam den BAFTA für seine Arbeit an "1917".
Nachwuchsschauspieler Micheal Ward poses bekam den Rising Star Award.
Sam Mendesbekam für "1917" den Preis als bester Regisseur.
Der südkoreanische Filmemacher Bong Joon-ho holte mit "Parasite" die Auszeichnung als bester nicht-englischsprachiger Film.
Der "Joker" brachte Joaquin Phoenix den nächsten Preis als bester Hauptdarsteller.
Für "Judy" wurde Renee Zellweger ausgezeichnet.

Als Beste Hauptdarstellerin wurde René Zellweger für ihre Darstellung der Sängerin und Schauspielerin Judy Garland in dem biografischen Drama „Judy“ geehrt. Wie Phoenix hatte Zellweger schon einen Golden Globe dafür bekommen und darf in Los Angeles auf den Oscar hoffen.

In der Kategorie Nebenrolle erhielten Laura Dern („Marriage Story“) und Brad Pitt („Once Upon A Time In Hollywood“) die begehrten Preise. Scarlett Johansson, die sowohl als Hauptdarstellerin („Marriage Story“) als auch als Nebendarstellerin („Jojo Rabbit“) nominiert war, ging in der Londoner Royal Albert Hall leer aus.

Preisträger Pitt war nicht anwesend. Pitts Rede, die seine Schauspielkollegin Margot Robbie vortrug, sorgte aber für einen der Lacher des Abends. Pitt wolle „den Preis Harry nennen“, sagte Robbie, „weil er sich darauf freut, ihn zurück in die USA zu bringen.“ Eine Anspielung auf Prinz Harry. Der Bruder von William hatte kürzlich angekündigt, mit seiner Frau Meghan, einer US-Amerikanerin, zeitweise in Kanada leben zu wollen. Das Paar hatte sich daraufhin von seinen royalen Pflichten weitestgehend zurückgezogen.

Das stargespickte Publikum erlebte in der fast 150 Jahre alten Halle einen launigen Abend, an dem viel gelacht wurde. Vor allem die australische Schauspielerin und Komikerin Rebel Wilson amüsierte die Gäste. In Anspielung auf den in die Epstein-Affäre verwickelten Prinz Andrew und den von seinen royalen Aufgaben zurückgetretenen Prinz Harry sprach sie erst von der Royal Andrew, dann von der Royal Harry Hall. William und Kate lächelten etwas gezwungen.

Wilson machte sich auch über ihren Kinoflop „Cats“ lustig und scherzte, mit der BAFTA-Trophäe - einer goldenen Maske - könne man die Ansteckung mit dem Coronavirus verhindern. Mit Blick auf die Kategorie Beste Regie, in der nur Männer nominiert waren, sagte die Australierin: „Dafür habe ich nicht die Eier.“

Kein Preis für Scorsese-Film, nur einer für Tarantino-Werk

Der neuseeländische Filmemacher Taika Waititi freute sich über den Preis für das Beste Adaptierte Drehbuch für seine Hitler-Satire „Jojo Rabbit“. Der südkoreanische Überraschungserfolg „Parasite“ von Regisseur Bong Joon-ho erhielt zwei BAFTAs - für das Beste Originaldrehbuch und als Bester Nicht-Englischsprachiger Film.

Verlierer des Abends waren zwei hochgelobte Filme, die jeweils zehn Nominierungen erhalten hatten. Für „Once Upon A Time ...“ von Quentin Tarantino bekam Pitt, der nicht anwesend war, den einzigen Preis. Martin Scorseses Mafia-Epos „The Irishman“ ging komplett leer aus. Gemessen an der Zahl der Nominierungen verlief der Abend auch für „Joker“ enttäuschend. Von elf möglichen Preisen erhielt der Film nämlich nur drei. Neben Phoenix‘ Hauptrolle wurden die Filmmusik der Isländerin Hildur Guðnadóttir und das Casting prämiert. (dpa)