Biathlon

Sensationell! Tiroler Landertinger überrascht mit WM-Bronze

Emotionen pur: Dominik Landertinger kämpfte nach dem Rennen mit den Tränen.
© GEPA pictures/ Andreas Pranter

Der Hochfilzener musste sich bei der Weltmeisterschaft in Antholz über 20 Kilometer nur dem Franzosen Martin Fourcade und dem Norweger Johannes Thingnes Bö geschlagen geben.

Antholz – Biathlet Dominik Landertinger hat sich einmal mehr als Mann für Großereignisse erwiesen. Der Tiroler überraschte am Mittwoch in Antholz nach einer bisher miserablen Saison aufgrund von gesundheitlichen Problemen mit WM-Bronze im Einzel über 20 km. Besser als der 31-Jährige waren nur die Superstars Martin Fourcade und Johannes Thingnes Bö.

Video | Landertinger holt Bronze

Nach guter Laufleistung und nur einem Fehlschuss sicherte sich Landertinger seine bereits neunte Medaille bei einem Großereignis. Seine bis dato letzte hatte er 2018 bei Olympia ebenfalls unerwartet wenige Monate nach einer Bandscheibenoperation ebenfalls mit Bronze im Einzel erobert.

Muskuläre Probleme als Spätfolge des Eingriff verhinderten seither weitere Erfolge. Im heurigen Winter lief es nach gar nicht so schlechtem Beginn vor Weihnachten dann überhaupt nicht mehr, deshalb dachte Landertinger bereits an sein Karriereende. In Südtirol gelang ihm aber erneut ausgerechnet bei der WM wieder ein großer Coup.

Das WM-Podium über 20 Kilometer (v.l.): Johannes Thingnes Bö, Martin Fourcade Dominik Landertinger.
© TIZIANA FABI

"Das ist schon überwältigend. Im Dezember bin ich heimgefahren aus Frankreich und habe gedacht, das war es mit dem Sport. Jetzt stehe ich mit der Bronzemedaille da, das ist schon ein Wahnsinn", sagte der in Tränen aufgelöste Landertinger im ORF-Interview. Die lange Suche nach dem Grund für seine Probleme im Laufen sei ausgesprochen schwierig gewesen. "Das war so eine harte Zeit. Da jetzt die Medaille zu machen, das gibt mir so viel. Ich habe eine nach der anderen in die Fresse bekommen, dann trifft man es wieder auf den Punkt, das ist unvorstellbar schön."

Sein erster Dank galt den Betreuern und Ärzten, mit deren Hilfe er schließlich die Ursache und eine Lösung für die muskulären Probleme gefunden habe. Die Bronzemedaille, seine dritte in WM-Einzelbewerben nach Gold 2009 im Massenstart und Silber 2016 über 20 km bedeute ihm noch mehr als die ebenfalls unerwartete vor zwei Jahren bei Olympia.

"Geschossen wie ein Volksschüler"

"Das war noch einmal zäher, weil ich seit eineinhalb Jahren dermaßen weit weg war und wir nicht draufgekommen sind, woran es liegt." Noch vor drei Tagen war er in der WM-Verfolgung nach vier Strafrunden nur 40. geworden und hatte danach gemeint: "Ich habe geschossen wie in Volksschüler und bin gelaufen wie ein Rentner."

Davon war im 20-km-Rennen nichts mehr zu sehen. Am Schießstand verfehlte er wie Fourcade nur eine der 20 Scheiben, bei ihm ging der letzte Schuss daneben. Und auch in der Loipe zeigte sich Landertinger in deutlich besserer Verfassung als zuletzt und überholte mit einer starken Schlussrunde noch den ebenfalls um Bronze laufenden Slowenen Jakov Fak.

Steckbrief des Tiroler Biathleten Dominik Landertinger:

Dominik LANDERTINGER (31 Jahre)

Geboren: 13. März 1988 in Braunau/Oberösterreich

Wohnort: Hochfilzen/Tirol

Größe/Gewicht: 1,88 m

Familien: ein Sohn mit Marion (14 Monate)

Verein: HSV Hochfilzen

Hobbys: Radfahren, Autos, Fischen

Homepage: http://www.dominik-landertinger.com

Größte Erfolge:

Olympia (2 Silber, 2 Bronze): Silber Sprint 2014 Sotschi, Silber Staffel 2010 Vancouver, Bronze Einzel (20 km) 2018 Pyeongchang, Bronze Staffel 2014 Sotschi

WM (1 Gold, 2 Silber, 2 Bronze): Gold Massenstart und Silber Staffel 2009 Pyeongchang, Silber Einzel 2016 Oslo, Bronze Staffel 2017 Hochfilzen und Einzel 2020 in Antholz

Weltcup: 2 Siege (2 Massenstart), Gesamtdritter 2012/13, Disziplinsieger Massenstart 2008/09

Junioren-WM: Staffel-Gold und Sprint-Silber 2007, Staffel-Silber und Einzel-Bronze 2006

Seinem einzigen Fehlschuss trauerte er nicht nach. "Das war das perfekte Rennen an dem Tag, an dem ich es gebraucht habe." Auf Fourcade - er holte seinen zwölften WM-Titel, den vierten in dieser Disziplin - fehlten ihm fast eineinhalb Minuten. Weltcup-Dominator Bö sicherte sich trotz zwei Schießfehlern rund eine halbe Minute vor Landertinger Silber. Fak wurde acht Sekunden hinter ihm Vierter.

Auch ÖSV-Cheftrainer Ricco Groß freute sich über das ersehnte Edelmetall. "Jetzt haben wir die Medaille, auf die wir hingearbeitet haben. Der Fehler ist bitter, aber mit einem Fehler oder besser gesagt 19 Treffern war es ein super Rennen. Es war für ihn eine sehr schwierige Zeit, aber im Endeffekt ist es aufgegangen", meinte Groß.

Restliches ÖSV-Team enttäuschte

Im Gegensatz zum Bronzemedaillengewinner vermochte der Rest des ÖSV-Teams diesmal nicht mit der Spitze mitzuhalten. Felix Leitner, bisher mit zwei neunten WM-Rängen der beste Österreicher, wurde mit fünf Strafminuten 27., Simon Eder nach vier Fehlern 40. Julian Eberhard beendete das Rennen nach sogar acht verfehlten Scheiben vorzeitig.

Die nächsten Chancen erhält Landertinger am Wochenende in der Staffel und im Massenstart. Davor sind am Donnerstag Eder und Lisa Hauser in der Single-Mixed-Staffel im Einsatz. "Wir sind guter Stimmung auf das, was noch kommt", betonte Groß. (TT.com, APA)

Ergebnisse Biathlon-WM vom Mittwoch in Antholz (ITA):

Herren, Einzel (20 km): 1. Martin Fourcade (FRA) 49:43,1 Min. (1 Schießfehler=Strafminute) - 2. Johannes Thingnes Bö (NOR) +57,0 Sek. (2) - 3. Dominik Landertinger (AUT) 1:22,1 Min (1) - 4. Jakov Fak (SLO) 1:30,2 (1) - 5. Benjamin Weger (SUI) 2:25,5 (2) - 6. Tarjei Bö (NOR) 2:33,6 (3). Weiter: 27. Felix Leitner (AUT) 4:59,5 (5) - 40. Simon Eder (AUT) 6:03,1 (4). Nicht im Ziel: Julian Eberhard (AUT) (8)

Weltcup-Gesamtstand nach 16 von 24 Bewerben: 1. Fourcade 752 Punkte - 2. Quentin Fillon Maillet (FRA) 658 - 3. J.T. Bö 630. Weiter: 19. Eberhard 277 - 21. Eder 235 - 24. Leitner 196 - 42. Landertinger 88

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