Arbeitsmarktgipfel: Regierung plant Tourismuspaket
Erste Maßnahmen sollen gegen eklatanten Fachkräftemangel in der Branche helfen. Die Gewerkschaft fordert menschlichere Arbeitszeiten und mehr Wertschätzung.
Im Hotel- und Gastgewerbe wird händeringend nach Arbeitskräften gesucht. Laut Wirtschaftskammerpräsident Harald Mader hätten 80 Prozent der Betriebe echte Schwierigkeiten Mitarbeiter zu finden. "Das Thema Fachkräftemangel trifft uns in allen Wirtschaftsbereichen, ganz besonders aber im Tourismus", so der WK-Präsident am Donnerstag nach dem Arbeitsmarktgipfel Tourismus in der Kammer.
Aus diesem Grund habe die WKÖ gemeinsam mit dem ÖVP-Ministerinnen Christine Aschbacher (Arbeit), Elisabeth Köstinger (Tourismus) und Margarete Schramböck (Wirtschaft) und rund 40 bis 60 Unternehmern über die "Zeitschiene" einiger Gegenmaßnahmen diskutiert. "Ein Teil der Maßnahmen soll schon vor der Sommersaison spürbar werden", stellte der WKÖ-Chef in Aussicht.
Den extremen Mangel an Mitarbeitern im Tourismus herrscht, begründet die Wirtschaftskammer mit dem starken Wachstum der Branche in den vergangenen Jahren. 2019 hätten die Beherbergungsbetriebe erstmals über 150 Millionen Nächtigungen verbucht, betonte Köstinger. Parallel dazu seien im abgelaufenen Jahr 3000 neue Jobs geschaffen worden und in den vergangenen zehn Jahren 40.000. Bis 2023 sollen 60.000 zusätzliche Mitarbeiter gesucht werden.
Arbeitnehmervertreter sehen das anders. Berend Tusch von der Gewerkschaft vida, der sich bei dem heutigen Pressegespräch in Kochmontur unter die Zuhörer gemischt hatte, beschwerte sich bei den Ministerinnen und dem WKÖ-Präsidenten über "die unmenschlichen Arbeitszeiten" und den Mangel an Wertschätzung in der Tourismusbranche. "Warum muss man drei Wochen zwölf Stunden täglich durcharbeiten?", fragte der Vorsitzende des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida.
Überregionale Vermittlung stärken
Dem massiven Mitarbeitermangel in der Branche entgegenwirken sollen - so die nicht wirklich neue Idee - eine stärkere überregionale Vermittlung - vor allem vom Osten Österreichs in Richtung Westen -, neue Tourismus-Lehrberufe, regelmäßige Jobbörsen für Asylberechtigte, eine Weiterentwicklung des Arbeitsmarktservice (AMS) sowie der Rot-Weiß-Rot-Card. "Natürlich ist es auch wichtig, dass wir die Kinderbetreuungsplätze ausbauen und die Flexibilität erhöhen", sagte Arbeitsministerin Christine Aschbacher. Denn es gebe auch 10.000 offene Stellen, die beim AMS gemeldet seien.
In den vergangenen Wochen seien etwa auch die Lehrberufe modernisiert und an die Anforderungen der Zeit angepasst worden, betonte Schramböck. Dazu diene das Programm "be mobile", etwa um "diesen Schritt aus Wien heraus zu erleichtern". Das Projekt sei für heuer und nächstes Jahr mit insgesamt 2,5 Mio. Euro dotiert. Bisher hätten damit 100 Lehrlinge, die Hälfte davon in der Gastronomie, und 70 Jobs für Erwachsene, ein Drittel davon im Tourismus, vermittelt werden können. (APA)