Tennis

„Sage Goodbye": Tennisstar Scharapowa beendet Karriere

Maria Scharapowa erklärte ihren Rücktritt.
© WILLIAM WEST

Maria Scharapowa hat fünf Grand-Slam-Titel gewonnen, war einst die Nummer eins der Tennis-Welt. Nach einer Dopingsperre erreichte die Russin nicht mehr ihr einstiges Weltklasse-Niveau. Nun beginnt die 32-Jährige einen neuen Lebensabschnitt.

New York – Ihre außergewöhnliche Rücktrittserklärung setzte Tennisstar Maria Scharapowa gekonnt in Szene. In schicker weißer Bluse und schwarzer Hose nahm die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin und Geschäftsfrau in einem Sessel Platz, neben sich einen Blumenstrauß und blickte auf einschneidende Momente ihrer grandiosen, aber auch umstrittenen Karriere zurück. „Wie lässt man das einzige Leben zurück, das man gekannt hat?“, fragt die Russin, die einst als 17-Jährige in Wimbledon gewann, am Mittwoch rhetorisch: „Tennis – ich sage Goodbye“.

Am 26. Februar 2020 ist die Karriere der einstigen Weltranglisten-Ersten also beendet, die Entscheidung veröffentlicht in einem Essay für die Zeitschriften „Vanity Fair“ sowie „Vogue“ und auch verbreitet in einem Video. Nach einst großen Erfolgen auf den bedeutendsten Tennisplätzen der Welt verabschiedet sich die 32-Jährige ohne eine zuvor als letzten Auftritt angekündigte Turnier-Teilnahme. Und längst nicht mehr als der große Star der Damen-Szene, der sie einst war.

Von 1 auf 373

In diesem Jahr bestritt Scharapowa nur zwei Matches, die sie beide verlor. Mit dem 3:6, 4:6 gegen die Kroatin Donna Vekic bei den Australian Open rutschte sie aus den Top 350, tritt nun als Nummer 373 der Welt ab. „Tennis hat mir die Welt gezeigt - und es hat mir gezeigt, aus welchem Holz ich geschnitzt bin“, schrieb sie. „Nach 28 Jahren und fünf Grand Slam Titeln bin ich bereit, einen anderen Berg zu erklimmen - und auf einen anderen Terrain anzutreten.“

Fast vier Jahre ist es her, als schon einmal darüber spekuliert worden war, ob sie aufhört. Doch damals gestand die einstige Weltklasseathletin bei einem medienwirksam inszenierten Auftritt ihren positiven Dopingtest. Bei den Australian Open 2016 war Scharapowa auf das Herzmedikament Meldonium getestet worden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte es damals neu auf die Liste der verbotenen Mittel gesetzt. Scharapowa hatte sich nicht über die veränderten Regeln informiert.

Ein fataler Fehler. Nach ihrer 15 Monate langen Sperre und dem Comeback im April 2017 in Stuttgart kam die frühere Nummer eins der Welt nicht mehr an ihr einstiges Niveau heran. Immer wieder warfen sie auch erneute Verletzungsprobleme zurück, mehrfach wurde sie im Verlauf ihrer Karriere an der Schulter operiert.

Jedes Grand-Slam-Turnier einmal gewonnen

Scharapowa gewann mehr als 38 Millionen US-Dollar Preisgeld, viele Millionen verdiente sie durch Sponsorendeals und galt als eine der am besten verdienenden Sportlerinnen. Sie holte insgesamt 36 Titel und ist eine von nur zehn Spielerinnen, die jedes Grand-Slam-Turnier einmal gewonnen hat: Neben dem Wimbledon-Titel 2004 triumphierte sie 2006 bei den US Open, 2008 bei den Australian Open sowie 2012 und 2014 bei den French Open. „Sie war ein großer Champion“, übermittelte Tennis-Ikone Billie Jean King auf Twitter.

Über Jahre war die Wahl-Amerikanerin für die WTA ein Magnet für Publikum und Werbepartner. In den vergangenen Jahren waren allerdings andere sportlich in den Fokus gerückt. „Ein Schlüssel meines Erfolgs war, dass ich nie zurück und nie nach vorn geschaut habe“, sagte sie.

In ihrem Essay erinnert sich die 32-Jährige noch einmal daran, wie sie als Vierjährige im russischen Sotschi erstmals auf einem Tennisplatz saß und wie ihre dünnen Beine von der Bank baumelten. Sie blickt darauf zurück, wie sie als Sechsjährige für die große Karriere mit ihrem Vater nach Florida zog. „Indem ich mein Leben dem Tennis gewidmet habe, hat das Tennis mir ein Leben gegeben. Ich werde es jeden Tag vermissen“, schrieb Scharapowa. (dpa)

Verwandte Themen