Popeln & poppen bis in den Reierabend: Das war die achte „Bachelor“-Folge
Pünktlich zum Halbfinale eröffnet der „Bachelor“ sein Bettbüro: Bei den „Alb-Dreamdates“ begeht der Poolizist unseres Vergrauens prompt zwei Schlaftaten, bei Nummer drei bleibt es bloß beim Übelfall. Wioleta heult, Desirée betet, Diana popelt – und Basti? Der hat die Nase auch gestrichen voll. Und bekommt endlich Sprachunterricht. Eine TV-Kritik.
Von Tamara Stocker
Innsbruck – Habt ihr sie auch schon gesehen? Diese Menschen mit Mundschutz. Überall. Es ist schon beängstigend, zu welchen Verhütungsmitteln die Leute mittlerweile greifen, um sich vor den keimtriefenden Kussangriffen des „Bachelors“ zu schützen. Aber selbst davon lässt sich unser Dottore Amore nicht aufhalten – und zitiert seine drei Patientinnen daher auch in Woche acht zur Immundtherapie.
Unfreiwillige Popelarität
Nach Bastis Stippvisite in Deutschland wird der Überliebenskampf der Übriggebliebenen wieder in Mexiko ausgetragen. Also quasi „back to the rotz“, wie Diana es nennen würde, gehen ihr doch im türkisblauen Meer sämtliche gelbgrüne Riechkolb-Klumpen flöten – und das ausgerechnet, während Basti ihr grad' das Gesicht ableckt. „Du hast mega viele Popel hier vorne“, versucht er just nach dem Kuss seine Diagnase so schnittblumig wie möglich zu umschreiben. Sein Geheimrezept: Bauernschnäuzer. Nur leider hat Diana so gar keinen Bock drauf, vor ihm zu nasturbieren. „Soll ich dir zeigen wie man's macht?“, bietet der Rotzbremser seine Hilfe an. Und damit hätten wir den erotischen Höhepunkt dieser Staffel erreicht. Tiefpunkte hatten wir ja schon genug.
Immerhin den Meeresboden erreicht der Drache, den Basti wenig später nicht steigen lässt, sondern volley im Ozean versenkt – und ich bin ja so froh, dass sich unser Waterboy auch nachdem er Silikone Leah daheim gelassen hat, so sehr für die Plastikverschmutzung des Meeres einsetzt. Diana hat sich indes nicht nur endlich den Finger in die Nase, sondern weitere Ziele gesteckt: Sie will dem Basti Deutschnachhilfe geben. Ok. Ich sag's mal so: Da hast du höhere Erfolgsaussichten, wenn du versuchst, einem Goldfisch einen dreifachen Rückwärtssalto beizubringen, während er sich eine Zigarette anzündet. Sie findet's nämlich nicht so ßßßßexy, dass Basti kein scharfes S aussprechen kann. „Kannst du nicht ßßßßßßurfer sagen?“ – „Sörfa. Passt doch.“ – „Nein, du sagst Sörfa. Einmal hast du auch sägsi gesagt, aber es heißt ßßßßexy.“ – „Hä, was ist da fürn Unterschied, ich hör's gar nicht.“ Ja, Leute. Ähm. Wenn man den Ton abdreht, dann geht's eigentlich.
Der Bettkampf ist eröffnet
Das Schweigen der Schlemmer gibt's dann beim anschließenden Candlelight-Dinner. Journalismus-Studentin Diana gehen nämlich schon langsam die Fragen aus – aber Basti stresst das eher weniger: „Ich find's schön, wenn ich auch mal 20 Minuten nicht rede.“ Junge, warum machst du das dann nicht endlich mal? Diana füllt die unangenehme Stille mit infantilem Gekichere und interessierten Blicken ins umliegende Gebüsch: „Ich guck mich um ...“ – Joa, das mach ich beim Unterhosenkaufen im C&A auch immer.
Ihrer eigenen Unterbuxe entledigt wird Diana dann wenig später, als der „Bedchelor“ sie im Hotelzimmer begutnachtet. „Ja, wir sind uns sehr nah gekommen, auch viel intensiver, als ich gedacht hätte zuvor“, lautet sein Frühstücks-Fazit und auch Diana ist maximal impressed: „Ja, er ist ein ganz toller Kuschler.“ Süß. Das sag ich zu meiner Katze auch immer. Der Zuschauer jedenfalls wird zum Abschluss dieses „Dreamdates“ (ja, die Anführungszeichen sind volle Absicht), noch mit einer rotzfrechen Großaufnahme in Dianas Nasenlöcher belohnt – Kamera-Karl, bester Mann dort! Dicht gefolgt von Limousinen-Luis.
„Bachelor“-Folge verpasst?
🌹 TV-Kritik zur ersten Folge: Mit Schirm und Charme zur Schamparade
🌹 TV-Kritik zur zweiten Folge: Lästerlust, Lippenfrust und Denkverlust
🌹 TV-Kritik zur dritten Folge: Knutschen und kotzen im Keif-Kollektiv
🌹 TV-Kritik zur vierten Folge: Ein Nesquickie und viel Voodoo-Kack(ao)
🌹 TV-Kritik zur fünften Folge: Vom Schmusi zum Schmollchi
🌹 TV-Kritik zur sechsten Folge: Gieriges Brunstschwimmen im Girlpool
🌹 TV-Kritik zur siebten Folge: Mogli fummelt im Dschummelbuch
Göttliche Wortglauberei
Letzterer hat aber erstmal Pause und wird vom Kutschen-Kurt vertreten, der Desirée und Basti durch die historische Stadt Izamal chauffiert und vor einer Kathedrale absetzt. Aus „Reschpekt vor der denem Glauben“ [sic!] bedeckt Basti Desis Schultern mit einem gelben Tuch und stellt sicher, dass zumindest ihre Arschbacken noch gut sichtbar aus den Hotpants raushängen. Beim gemeinsamen Sitzen auf der Amenbank beichten sich die beiden, dass sie kirchlich heiraten wollen und sind somit als Pärchen wohl maximal kompabibel. Zwar kennt sich unser gefängniserprobte Göttergatte mit Verboten besser aus als mit Geboten, aber: „In der Bibel steckt sehr viel Gutes drinnen, ich hab' mir sehr viel positive Sachen da rausgezogen.“ Hach ja, wer erinnert sich beispielsweise nicht an Sebastian 29:1: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Schwan.“
Desis Enthaltsamkeit ist dem Geiligen Sebastian allerdings nach wie vor eine Dornenkrone im Auge, weshalb sie nach dem gemeinsam zubereiteten letzten Abendmahl prompt das sexte Sakrament empfängt: Die Wasserweihe. „Ist eigentlich ein bisschen zu kalt für den Pool“, versucht die Frommnatur noch, ihren Hals aus dem Schlingel zu bekommen, aber der beharrt auf seinen erregiliösen Pflichten: „Ich verhelfe dir für Wärme ;) .“
Beim gemeinsamen Zölibad gibt Keuschheitsgürtelträgerin Desi nochmal alles und versucht, den Kickboxer zu ertränken, indem sie sich ähnlich fest auf seinen Rücken klammert, wie Jesus anno dazumal am Kreuz festgetackert war. Doch der wehrt das Klitsch(nass)-K.o. gekonnt ab: „Ich finde es war der passende Moment, um zu schauen, wie sie reagiert, wenn ich sie küsse. Sie war ziemlich überrascht, dass ich sehr offen für Nähe bin.“ Brudi, das Einzigste, das mich gerade überrascht, ist, dass du sie nicht gleich gefragt hast ob sie „dein segn ;)“ will.
Zu dieser Ehre kam Desi aber vielleicht in der Nacht, jedenfalls befand sie früh morgens: „Man könnte auf jeden Fall was draus machen.“ Und Schlafftablette Sebastian überzog sie ebenfalls mit Komplimenten: „Mit dir kann man super einkaufen gehen. Wir sind ein gutes Stück weitergekommen.“ Und: „Das war wie bei Romeo und Julia – voll romantisch.“ Quick Reminder: Romeo und Julia sterben am Ende beide, aber gut, jeder hat seine eigenen Vorstellungen von Romantik.
Streichel- und Speichelgelüste
So auch RTL, die bisher aus den „Dreamdates“ das Maximum rausgeholt haben: Rotz und Wasser, Drachensteigen, Kutschfahrt, Kirche, Supermarkt. Was kommt als nächstes? Hüpfburg oder Wasserrutsche? Nein! In der Not treibt's den „Bachelor“ natürlich aufs Boot, wo Wioleta Käptn Knasti-Basti gleich mitteilt, wie anspruchsvoll sie in Sachen Männern ist: „Du bist mein Traumtyp.“ Zu Beginn habe sie noch gedacht, Basti wäre ein „Checker“ (* aber es stellte sich schnell heraus, dass er bloß ein Nixchecker ist). „Und ich fand, wir hatten einen wirklich schönen ersten Kuss", schießt sie noch nach, und Basti fällt nicht mehr ein als „Unser Kuss meinst du? Ähm, ja, mega.“ Hui, da rattert's scheinbar im Oberstübchen – welcher war das noch gleich gewesen?
Beim anschließenden Flamingos-aus-der-Ferne-beobachten geht dem schwangesteuerten Würgermeister gleich einer ab: „Ich würd' gern ein paar Streicheln." Wio wittert die Gefahr, reagiert geistesgegenwärtig und entführt Basti stattdessen in den Speichelzoo, wo seine Beschlürfnisse bekanntermaßen ebenso befriedigt werden. Beim abendlichen Dinner hat Wio höchstens Beziehunger, den Rest vom Festmahl rührt das Model nämlich nicht an. Basti klagt dafür über Bauchschmerzen: „Ich hab wohl was Schlechtes gegessen“ – und ich werde das Gefühl nicht los, dass Desi am Vortag wissentlich die Guacamole vergiftet hat. Well done, Girl!
Basti, der Kotzbrocken
Wio bringt ihr Mitgefühl mit einem einfühlsamen: „HAHAHAHAHAHA“ zum Ausdruck und auch sonst trägt sie zum Gesprächsfluss so wenig bei („Wie planst du denn dein Leben so in den nächsten Jahren?“), dass ich schon aus drei Kilometern Entfernung sehen kann, wie es Basti unter der Zunge juckt – aber bevor es ins Wasserbecken geht, lässt er sie noch wissen: „Ich find's schön, dass wir zusammensitzen, das ist schon mal mega. Und ich find's mega, dass du lachen kannst, weil nicht viele Menschen können lachen.“ Getoppt wird das alles nur noch durch einen peinlichen Schleichertanz zu Wios Lieblingslied aus dem Film „Ein ganzes halbes Jahr“ – was insofern romantisch ist, weil auch hier der Typ am Ende stirbt. Halleromeoundjuliah, das ist alles so unangenehm, ich möchte nie wieder ein Date haben. Also nicht, dass ich überhaupt welche hätte, aber ... ach, lassen wir das.
Wenig später verstummt Lachtigall Wio jedenfalls, denn auch bei der obligatorischen Mundbefeuchtung im Pool kommt wenig Stimmung auf – mit Ausnahme von Bastis Magenverstimmung. „Den Bachelor plagt Übelkeit“, kommentiert der Off-Sprecher die Szene, und ich stimme vollinhaltlich zu: Grammatik: übel. Vergangenheit: übel. Charakter: übel. „Mir war schon die ganze Zeit schlecht und ich hab das versucht zu unterdrücken“, klagt der Übeltäter – und bringt damit mein Befinden während dieser ganzen Staffel auf den Punkt. Aber irgendwann muss es einfach raus.
Sein Innerstes will er allerdings nicht mit Wio teilen, weshalb er die gemeinsame Übelnachtung platzen lässt. Die aber will sich von ihrem Anbrechpartner nicht so einfach abwimmeln lassen: „Mir ist das egal, ob du kotzen musst, ich halt dir dann den Topf“, versucht sie ihn noch unter Tränen von ihren Qualitäten als richtiger Deckel zu überzeugen. Aber es hilft alles nix – die Darmfiesta findet ohne weibliche Bettgleitung statt, was bei Wio alle Dämme brechen lässt. Mensch, da hat sich die Hübschlarve doch alles „sooo schön vorgestellt“ und dann kriegt der Kotzbrocken die Scheißerei – tja, schlechtes Timing würd' ich sagen; beim kakaostrophalen Date in der Schoko-Wanne wär' der Durchfall nämlich fix nicht aufgefallen.
Drei Rosen = 50:50-Chance
Als hätte sie gerade ihre eigene Hochzeitsnacht verpasst, kann Wio auch am nächsten Morgen noch keinen Schluchzstrich unter das abgebrochene Übelnachtungsdate ziehen. Sie heult. Verschwindet am Klo. Und heult weiter. „Mir fehlen zehn Stunden“, plärrt sie, als hätte sie im Vorfeld schon dafür bezahlt gehabt, um mit ihren Konkurrentinnen sexuell gleichziehen zu können. Denn eines steht seit dem Anbeginn des Frauenansehens fest: Man überzeugt einen Mann erst von sich, wenn man eine Nacht mit ihm verbracht hat.
Kloschüsselküsser Basti ist von dieser Jammerlappalie jedenfalls maximal angepisst: „Ihre schlechte Laune hätte sie mir nicht die ganze Zeit so reinpressen müssen.“ Tja, selbst Schuld – wenn du ihr schon nix reinpresst, lieber Basti, muss sie das eben erledigen. Aber weil sie halt „das hübscheste Mädchen, das er je gedatet hat“ ist, bekommt sie trotzdem eine Finalrose geschenkt. Für Wio trotz verpasstem Beischlaf ein echter Liebesbeweis: „Er hat sich für mich entschieden. Persönlich. Als Menschen.“ Mhm, fix, es liegt sicher nicht nur an deinem Aussehen.
Desirée sieht angesichts der Ausgangslage – drei Frauen, zwei Rosen – eine „50:50“ Chance, weiterzukommen. Bei so viel Rechenschwäche wundert es wenig, dass der Scheiterbildungsbeauftragte sie hochkant rauswirft und stattdessen Gymnasallehrerin Diana in die Abschlussklasse aufsteigen lässt. Nur fair, schließlich hat sie endlich dafür gesorgt, dass die Tinte aus dem Füller kommt ...