Abwasseranalyse

Österreichs Abwasser: Cannabis Nummer eins, keine Zunahme bei Kokain

Mitarbeiter der jeweiligen Kläranlage entnehmen über jeweils 24 Stunden Proben vom Abwasser, das über die Kanalisation aus dem gesamten Einzugsgebiet zur Kläranlage fließt.
© MUI/D. Bullock

Die Gerichtsmedizin Innsbruck hat die Abwässer von zehn Kläranlagen in Österreich und Südtirol auf Drogenrückstände untersucht.

Von Marco Witting

Innsbruck – Wie viele Drogen werden in Innsbruck so konsumiert? Diese Frage ist geklärt. Im wahrsten Sinne des Wortes – wenn es nach der Untersuchung der geklärten Abwässer durch die Innsbrucker Gerichtsmedizin (GMI) geht. Und das Ergebnis deckt sich mit den Erfahrungen, die die Tiroler Polizei bei den Suchtmitteln macht. Cannabis ist demnach durchaus weit verbreitet, der Konsum von Kokain bleibt konstant hoch.

Acht österreichische und zwei Südtiroler Regionen wurden von der GMI 2019 getestet. Darunter Graz, Bozen und Innsbruck. Damit lassen sich Aussagen über den Drogenkonsum relativ genau messen, schließlich könnten die Forscher auch eine einzige Tablette Ecstasy im Innsbrucker Abwasser eines ganzen Tages nachweisen.

Federführend bei den Tests ist das Team rund um Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Forschungslabors. Seit 2016 führen die Wissenschafter diese Tests durch – knapp 30 Prozent der Tiroler werden dadurch erfasst. Vierteljährlich werden dabei jeweils drei Wochen lang die Teile der Proben untersucht, die von den Kläranlagen ohnehin genommen werden.

Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Forschungslabors an der Innsbrucker Gerichtsmedizin.
© MUI/D. Bullock

Oberacher zu den Ergebnissen: „Cannabis war die dominierende Droge in allen Regionen, wobei in den Städten tendenziell mehr konsumiert wird als im ländlichen Raum.“ Den höchsten Pro-Kopf-Konsum stellte man in Innsbruck fest. Wobei durch die Auswertung natürlich nicht klar wird, wie viele Personen konsumieren und wie viel überhaupt jeder einzelne konsumiert. Aber: Pro 100 Einwohner stellt man in Innsbruck zwischen 2 und 9 Dosen Cannabis fest. Bei Kokain sind es zwischen 0,1 und 1,4 Dosen. Deutlich weniger zu registrieren waren dann schon Amphetamine.

© GMI

Tirol international im Mittelfeld

Im internationalen Vergleich liegt Tirol damit im Mittelfeld. Oberacher erklärt, dass sich durch die Analyse der Abwässer „einfach, kostengünstig, schnell und zeitnah“ Trends am Drogenmarkt analysieren lassen. „Daher hoffen wir auf die notwendige politische Unterstützung, um das Monitoring in Zukunft noch auf weitere Regionen auszudehnen.“ So fehlt beispielsweise die Stadt Wien in der Auflistung noch.

Unterstützung für die Umsetzung eines flächendeckenden Tests gibt es von Stefan Wildt, Leiter der Aus- und Fortbildung beim ÖWAW. „Wir klären – und wollen damit auch bundesweit natürlich auch aufklären.“

Studie

Mitarbeiter der jeweiligen Kläranlage entnehmen über jeweils 24 Stunden Proben vom Abwasser, das über die Kanalisation aus dem gesamten Einzugsgebiet zur Kläranlage fließt. Diese werden dann an die Gerichtsmedizin Innsbruck (GMI) weitergeleitet.

Aufgrund der vorhandenen Expertise und Qualität darf das Innsbrucker Labor als einzige Einrichtung Österreichs am SCORE-Programm teilnehmen.

Im Fokus der Untersuchung standen die Suchtgifte Tetrahydrocannabinol (THC, Wirkstoff in Cannabis), Kokain, Amphetamin (Wirkstoff in Speed), 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA, Wirkstoff in Ecstacy) und Methamphetamin (Wirkstoff in Crystal Meth).

An der Untersuchung mitgearbeitet haben:

Medizinische Universität Innsbruck

Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB)

Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband

Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften beim ÖWAV (Seite in Arbeit)

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