Häusliche Gewalt dürfte zunehmen: Land und Bund versichern Hilfe
Experten befürchten, dass die häusliche Gewalt in Zeiten der Quarantäne und Ausgangsbeschränkungen zunehmen wird. Der Bund hat deshalb am Donnerstag ein Maßnahmenpaket vorgestellt. Auch vonseiten des Landes gibt es Unterstützung für Betroffene.
Innsbruck, Wien – Angesichts der von der Regierung und den Ländern verordneten Bewegungseinschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus befürchten Experten eine Zunahme der Fälle von häuslicher Gewalt. Um dem entgegenzuwirken, haben Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) am Donnerstag ein Maßnahmenpaket vorgestellt.
Diese zwei Maßnahmen wurden ins Leben gerufen:
➤ Die Polizei hat auch künftig die Möglichkeit, das Formular für eine einstweilige Verfügung gleich mitzunehmen. Um sicherzustellen, dass dieses beantragt werden kann, ohne dass das Opfer das Haus verlassen muss.
➤ Im Gesetz sei eine Möglichkeit geschaffen worden, Antragsstellungen nun auch elektronisch erfolgen zu lassen.
Zadic stellte klar, dass trotz des Notbetriebes von Justiz und Gerichten, Vorsorge getroffen worden sei. Bei der Staatsanwaltschaft und bei den Gerichten gebe es verstärkten Journal- und Rufdienst. Auch wenn der Gefährder sich in Quarantäne befindet, hätte die Polizei Lösungen parat – ein Notruf sei deshalb keinesfalls zu scheuen.
⚓ Hilfe per Chat: "Halt der Gewalt!"
Ab Donnerstag steht die Seite haltdergewalt.at täglich von 15 bis 22 Uhr für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen zur Verfügung. Hilfesuchende Frauen und Mädchen können sich mit einem selbstgewählten Benutzerinnennamen anmelden und ein Passwort anlegen.
Gewaltprävention auch auf Landesebene
Traurige Erfahrungswerte, dass in Zeiten von Corona-Maßnahmen die Gewalt steigt, gebe es aus China, so Gabi Plattner, Leiterin des Tiroler Frauenhauses. „Die Maßnahmen gegen das Virus sind dringend notwendig. Dringend notwendig ist aber auch gerade jetzt der Ausbau von Unterstützungsmaßnahmen für Gewaltbetroffene“, so Plattner weiter.
Mit „Gewaltprävention Tirol“ wurde in Tirol ein eigener Budgetposten vorgesehen, der Beratungsstellen, Maßnahmen und Projekte subventioniert, die ihren Fokus auf Gewaltprävention und Opferschutz haben. Gerade in dieser außergewöhnlich herausfordernden Zeit seien Gewaltprävention und Opferschutz besonders wichtig, so Landesrätin Fischer.
Wichtige Kontakte
➡️ Notrufnummer des Tiroler Frauenhauses: 0512 342112. Diese ist rund um die Uhr erreichbar. Zusätzlich bietet das Tiroler Frauenhaus eine Online-Beratung an: wohnen@frauenhaus-tirol.at
➡️ Frauenhelpline: 0800 222 555. Eine telefonische Beratungseinrichtung für alle Opfer von familiärer Gewalt bzw. von Gewalt in Beziehungen.
➡️ Frauen im Brennpunkt bieten die Online Frauenberatung an: Für Fragen zu Existenzsicherung, Beruf, Partnerschaft, Sexualität oder Gewalt – keine Telefonseelsorge.
➡️ Auch die Corona-Sorgen-Hotline 0800 400 120 des Landes Tirol und der Diözese Innsbruck steht für Anliegen von Frauen zur Verfügung.
Kindern das Coronavirus erklären: Erziehungsberatung hilft
Die Erziehungsberatung des Landes Tirol bietet eine Hotline zur Bewältigung des familiären Alltags an. „Wenn Kindern oder Eltern die Decke auf den Kopf fällt, braucht es Strategien oder Unterstützung, um diese Zeit am besten bewältigen zu können“, sagt Landesrätin Fischer, zuständig für die Kinder- und Jugendhilfe des Landes. Gleichzeitig leistet die Erziehungsberatung Hilfestellung, wenn Eltern nicht wissen, wie sie ihren Kindern diese außergewöhnliche Situation erklären können.
➡️ Die Erziehungsberatung des Landes Tirol ist Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und am Freitag bis 12 Uhr erreichbar: 0512 508 2972. (TT.com/tkl)
📽 ZiB-Beitrag | Maßnahmen gegen häusliche Gewalt