Umfrage

Österreichs Finanzchefs in schlechtester Stimmung seit 2015

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© Reuters

Laut einer aktuellen Umfrage von Deloitte rechnen die heimischen Finanzchefs mit langfristigen Folgen wie sinkenden Umsätzen und einem Rückgang der Beschäftigungszahlen.

Wien - Die rasante Ausbreitung von COVID-19 traft die Weltwirtschaft brutal und unerwartet. Auch die meisten österreichischen Unternehmen spüren bereits die Auswirkungen. Entsprechend verhalten ist die Stimmung: Laut einer aktuellen Umfrage des Wirtschaftsberaters Deloitte rechnen die heimischen Finanzchefs mit langfristigen Folgen wie sinkenden Umsätzen und einem Rückgang der Beschäftigungszahlen.

Bereits zum Ende des Vorjahres zeichnete sich eine gewisse Ernüchterung unter Europas Finanzvorständen ab. Durch die weltweite COVID-19-Pandemie hat sich die Stimmung im ersten Quartal 2020 jedoch nochmals drastisch verschlechtert. Deloitte verzeichnet im aktuellen "CFO Survey" ein Rekordtief seit 2015.

Insgesamt wurden im März rund 1000 Finanzvorstände aus 18 europäischen Ländern zur aktuellen Situation befragt, darunter auch 50 Top-CFOs in Österreich.

Umfrage

Wenig Zuversicht: 64 Prozent der österreichischen CFOs sind pessimistischer als vor drei Monaten

Langfristige Auswirkungen: Zwei Drittel rechnen im nächsten halben Jahr mit Umsatzrückgang

Trüber Ausblick: 43 Prozent der Befragten erwarten sinkende Mitarbeiterzahlen

Reaktive Maßnahmen: Mehr als die Hälfte der Finanzchefs will Ausgaben reduzieren

„Das Coronavirus hinterlässt deutliche Spuren in der österreichischen Wirtschaft. Der Großteil der Finanzchefs zeigt sich daher wenig optimistisch: Rund zwei Drittel der österreichischen Befragten blicken pessimistischer in die finanzielle Zukunft ihres Unternehmens als noch vor drei Monaten“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.

Langfristige Auswirkungen auf Umsatz

Weltweit kursieren die unterschiedlichsten Szenarien zum weiteren Verlauf der Krise und der damit einhergehenden Rezession. Die europäischen Finanzchefs seien derzeit wenig zuversichtlich: Über drei Viertel erwarten innerhalb der nächsten sechs Monaten sinkende Unternehmensumsätze. In Österreich rechnen zwei Drittel zumindest mit einem kurzfristigen Rückgang, 57 Prozent befürchten sogar auf lange Sicht rückläufige Umsatzzahlen.

Anstelle einer schnellen und starken Erholung bereiten sich die Unternehmen auf eine eher schleppende Erholung ihres Geschäftes vor. Das wird sich längerfristig auf den Erfolg der meisten Unternehmen auswirken.
Gerhard Marterbauer, Deloitte-Partner Österreich.

Trüber Ausblick für Beschäftigung

Derzeit fahren, das zeigt die Umfrage, viele europäische Unternehmen ihre Einstellungspläne zurück. Auch unter den heimischen Finanzchefs gehen 43 Prozent der Befragten von einem Rückgang der Mitarbeiteranzahl in den nächsten zwölf Monaten aus. Dieses Ergebnis markiert eine Trendumkehr im Jahresvergleich. Im vorigen Quartal erwarteten die meisten Unternehmen noch einen Anstieg – aber das war vor COVID-19. Auch die Risikobereitschaft nimmt ab: Nur ein Viertel der österreichischen Befragten ist derzeit bereit, höhere Risiken in der Bilanz einzugehen.

„Generell kommt es aktuell zu einer Neubewertung des Risikoumfeldes durch die Finanzvorstände: Die schlechten Konjunkturaussichten haben den Fachkräftemangel derzeit als größten Risikofaktor abgelöst. Auch die sinkende Auslandsnachfrage würden den CFOs momentan Kopfzerbrechen bereiten.

Maßnahmen zur Abfederung

Um die Folgen von COVID-19 für das eigene Unternehmen einzudämmen, setzen viele Befragte auf reaktive Maßnahmen. 55 Prozent der heimischen Unternehmen wollen in erster Linie die Ausgaben reduzieren. Auch neue Arbeitsmodelle für die Belegschaft (52 Prozent ) sowie die Überprüfung der Kommunikation mit wichtigen Stakeholdern (42 Prozent ) stehen jetzt weit oben auf der Unternehmensagenda. Diese Tendenz lässt sich laut der Deloitte Studie in ganz Europa feststellen.

„In der derzeitigen Krise konzentrieren sich die Unternehmen auf die Sicherung der Liquidität und die effektive Nutzung vorhandener Ressourcen. Auch die Digitalisierung wird nun stark vorangetrieben – das kann auch ein Erfolgsfaktor für die Zeit nach der Krise sein“, so Marterbauer abschließend. (TT.com)