Corona-Krise

Lockerung für viele Italiener zu langsam: Premier Conte zunehmend unter Druck

Ein Mann mit Mundschutz im Bezirk Trastevere in Rom.
© TIZIANA FABI

Das so schwer von der Corona-Pandemie betroffene Italien wagt die langsame Öffnung. Trotz der vielen Toten geht das vielen nicht schnell genug. Auch Regionen wie die Lombardei, die für die Wirtschaft Italiens so wichtig sind, fordern eine raschere Rückkehr zu einer "neuen Normalität".

Rom – Der italienische Premier Giuseppe Conte, der eine minimale Lockerung der Ausgangssperre und des Produktionsstopps ab kommendem Montag angekündigt hat, steht zunehmend unter Druck. Mehrere Regionen – vor allem die vom Coronavirus am wenigsten betroffenen – fordern "mutigere" Schritte in Richtung Normalisierung und die Wiederbelebung der schwächelnden Wirtschaft.

Während Rom nur mit Trippelschritten die Ausgangssperre lockert, zeigt sich die Region Venetien mutiger. Seit dieser Woche kann man im Freien in der Wohngemeinde Sport betreiben, wobei aber der Sicherheitsabstand eingehalten werden muss. Bürger können sich innerhalb der Region bewegen, um Ferienwohnungen oder Boote zu erreichen, die außerhalb der Wohngemeinde vor Anker liegen. Restaurants und Pizzerien dürfen Take-away-Speisen anbieten.

"Die Menschen wollen wieder arbeiten. Nach zwei Monaten Quarantäne wollen die Leute wieder zu ihrer Tätigkeit zurück. Die Rezession Venetiens bedeutet Rezession für ganz Italien", warnte der Präsident Venetiens, Luca Zaia.

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Auch Lombardei, Venetien und Piemont fordern Lockerungen

Die Lombardei, Venetien und Piemont – Italiens Wirtschaftsmotor – verschärfen den Druck auf die Regierung Conte für eine umfangreichere Neuaufnahme der Produktion nach Ende des Lockdowns am Sonntag. Die Lombardei plant einen gestaffelten Neustart produktiver Aktivitäten ab Montag. So soll die Arbeit nicht auf fünf, sondern auf sieben Tage mit unterschiedlichen Zeiten verteilt werden. Damit will man Stoßzeiten und Andrang in den öffentlichen Verkehrsmitteln vermeiden, erklärte der lombardische Präsident Attilio Fontana. Die Wiederaufnahme der Produktion soll unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen und unter Einhaltung sozialer Distanz erfolgen.

Ähnlicher Ansicht ist der Präsident des Piemonts Alberto Cirio. "Italien muss neu starten, das benötigen unsere Familien, die Unternehmen und unsere Regionen. Wir sind uns der Gefahren bewusst, doch wir müssen zu einer neuen Form der Normalität zurückfinden", sagte Cirio. Auch Trentino Südtirol und Friaul streben eine frühzeitige Aufnahme wirtschaftlicher Tätigkeiten an. Einheitliches und strenges Vorgehen war in der akuten Corona-Phase wichtig, in der jetzigen Phase könne man die Wirtschaft wieder in Bewegung bringen.

Infektionen je 100.000 Einwohner – Kurvengrafik.
© APA

Kalabrien lockert entgegen Regierungsvorgaben früher

Die süditalienische Region Kalabrien lockerte bereits ab dem (heutigen) Donnerstag ihre Maßnahmen. So können Bars, Restaurants, Pizzerien und Zuckerbäckereien mit Tischen im Freien wieder aufmachen, was laut der Regierung eigentlich erst am 1. Juni erfolgen sollte. Wichtig ist dabei, dass der Abstand eingehalten wird und Hygienemaßnahmen ergriffen werden. Auch Märkte im Freien dürfen wieder öffnen.

Die Regierung bleibt indes hart. Sie will alle Bestimmungen anfechten, die mit den Regierungsverordnungen nicht übereinstimmen. Die Epidemiekurve sei zwar rückgängig, das Coronavirus sei jedoch nicht besiegt. Daher müsse Italien noch mit größter Umsicht vorgehen, um ein Wiederaufflammen der Seuche zu verhindern.

Ab kommendem Montag können Industrie und Bauwirtschaft die Tätigkeit wieder aufnehmen. Museen und Bibliotheken öffnen ab dem 18. Mai. Kleinhandel, Gastronomie und Friseure und Tourismus müssen bis zum 1. Juni zum Neustart warten. (APA)

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