Corona-Krise

Starker Rückgang bei Kurzarbeit, Mahrer gegen generelle Arbeitszeit-Reduktion

WKÖ-Präsident Harald Mahrer bei einem Pressegespräch Wirtschaftskammer zur "Weiterentwicklung von Österreichs Wirtschaft" am Dienstag in Wien.
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Erstmals seit dem Höhepunkt der Corona-Krise sank die Zahl der Kurzarbeiter auf unter eine Million, berichtete Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP). Auch die Arbeitslosenzahlen gehen weiter zurück. WKÖ-Chef Mahrer will keine generelle Arbeitszeit-Verkürzung, die Gewerkschaft stellte ein entsprechendes Modell vor.

Wien – Zum ersten Mal seit dem Höhepunkt der Coronakrise liegt die Zahl der Kurzarbeiter in Österreich wieder unter einer Million. Aktuell befinden sich noch 812.745 Menschen in 58.500 Firmen in Kurzarbeit, berichtete Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Dienstag. Damit sind rund 326.000 Personen weniger in Kurzarbeit als in der Vorwoche.

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Aschbacher begründete den Rückgang mit vergleichsweise wenigen Verlängerungsanträgen. Erst 17.000 der insgesamt 110.000 Firmen hätten die Kurzarbeit für weitere drei Monate beantragt. Unternehmen, die mit 1. März Kurzarbeit eingeführt haben, bleibt noch eine Woche Zeit, diese zu verlängern, so Aschbacher.

"Es könnte sein, dass das eine oder andere Unternehmen die Kurzarbeit noch verlängert", erklärte Aschbacher. "Viele Unternehmen sagen aber, es ist nicht mehr notwendig." Mitte Juni sei in vielen Betrieben die Kurzarbeit ausgelaufen – dort kann bis Mitte Juli nachträglich verlängert werden.

Arbeitslosenzahlen gehen weiter zurück

Auch die Arbeitslosenzahlen gehen weiter zurück. Derzeit sind 422.765 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet und 47.611 Personen befinden sich in Schulung. In Summe sind das 470.376 und 10.520 weniger als in der Vorwoche. Im Vergleich zum Höhepunkt der Krise Mitte April ist das ein Rückgang von 118.000 Personen.

Den laufenden Gesprächen über eine Verlängerung der Corona-Kurzarbeit über den Sommer hinaus wollte Aschbacher "medial nicht vorgreifen". Die Ministerin stellte aber fest, dass bestimmte Branchen länger oder zeitverzögert betroffen sind. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) kündigte an, mehrere Lehrberufe zu modernisieren und appellierte an die Firmen, trotz Krise Lehrlinge einzustellen.

Mahrer gegen generelle Arbeitszeit-Verkürzung

WKÖ-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) will sich in den Verhandlungen zu einem neuen Kurzarbeitsmodell nicht auf eine Debatte über eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden einlassen. "Ich spreche mich dezidiert und klar gegen jegliche Form der Arbeitszeitverkürzung aus." Die Gewerkschaft GPA forderte indes in gewissen Fällen eine geförderte Arbeitszeitverkürzung.

"Wir verhandeln sozialpartnerschaftlich ein Kurzarbeitsmodell, nicht aber ein Arbeitszeit-Verkürzungsmodell", sagte Mahrer. Das neue Modell müsse in den Herbst und Winter hinein weiterreichen und müsse "unbürokratischer, fairer und einfacher als jetzt" werden, so der Präsident der Wirtschaftskammer (WKÖ) am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz in Wien. Es solle nur bezahlt werden müssen, was auch tatsächlich gearbeitet werde.

Gewerkschaft stellte "Modell 90 für 80" vor

Die GPA-djp stellte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hingegen das "Modell 90 für 80" vor. Dabei soll die Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert werden. Das Gehalt reduziert sich allerdings nur auf 90 Prozent. Die Differenz soll vier Jahre lang das AMS tragen, um den Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung zu attraktivieren. Voraussetzung sei, dass für die freiwerdende Zeit eine neue Arbeitskraft aufgenommen wird. Das Modell soll freiwillig sein, die betreffenden Arbeitnehmer sollen zustimmen müssen, so die Gewerkschaft am Dienstag in einer Aussendung.

"Das Modell '90 für 80' macht es möglich, dass vier Beschäftigte auf eine Vier-Tage-Woche umstellen und für die freiwerdende Zeit eine zuvor arbeitslose Person angestellt wird. Das kommt dem Wunsch vieler Beschäftigter nach kürzeren Arbeitszeiten nach und bekämpft die Arbeitslosigkeit", so GPA-djp-Chefin Barbara Teiber. Auch Arbeitgeber profitierten von diesem Modell. "Zahlreiche Studien zeigen, dass kürzere Arbeitszeiten die Produktivität steigern", so Teiber.

Parallel setzt sich die GPA-djp weiterhin für ein weiteres Kurzarbeitsmodell ein, das in Unternehmen, die von der Krise hart getroffen wurden, Beschäftigung sichert. Dieses dürfe zu keinen Verschlechterungen für Arbeitnehmer im Vergleich zum jetzigen Modell führen. (TT.com, APA)