Coronakrise

IWF: Corona-Rezession kostet die Welt Billionen, kein Land verschont

Die globale Wirtschaftsleistung wird nach Berechnungen des IWF in diesem und im nächsten Jahr insgesamt um 12,5 Billionen Dollar (11 Billionen Euro) geringer ausfallen.

Washington – Wegen der Coronakrise wird die globale Wirtschaftsleistung nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem und im nächsten Jahr insgesamt um 12,5 Billionen Dollar (11 Billionen Euro) geringer ausfallen.

Die Welt erlebe in diesem Jahr „die schlimmste Rezession" seit der Weltwirtschaftskrise vor rund 90 Jahren, sagte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath am Mittwoch. „Kein Land bleibt verschont", sagte sie bei der Vorstellung der jüngsten IWF-Wirtschaftsprognose.

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Als Konsequenz der Krise werde die öffentliche Verschuldung relativ zur Wirtschaftsleistung dieses Jahr den bisherigen Höchststand vom Ende des Zweiten Weltkriegs übertreffen. Die Konjunktur müsse gestützt werden und ärmere Länder bräuchten zudem mehr Hilfe der reichen Länder, forderte Gopinath. „Diese Krise ist nicht vorbei", betonte sie. Staaten müssten sich aber nach der Pandemie bemühen, die Verschuldung wieder durch Einsparungen zu begrenzen.

Besonders Industrieländer betroffen

Der IWF rechnet in diesem Jahr mit einem globalen Wirtschaftseinbruch um 4,9 Prozent, vor allem weil Verbraucher wegen der Coronakrise weniger konsumieren. Im April hatte der IWF noch ein Schrumpfen von 3 Prozent vorhergesagt. Für 2021 erwartet die Organisation eine Erholung. Die globale Wirtschaft soll dann um 5,4 Prozent zulegen. Gopinath warnte allerdings, dass eine zweite Coronawelle Anfang 2021 mit neuen Ausgangsbeschränkungen das Wachstum zunichte machen könnte.

Die Gruppe der Industrieländer wird nach Einschätzung des IWF besonders von der Coronakrise betroffen sein. Für die Länder der Eurozone geht der IWF in diesem Jahr von einem Wirtschaftseinbruch von 10,2 Prozent aus. Für Frankreich, Italien und Spanien prognostiziert der IWF in diesem Jahr nun ein deutlich stärkeres Minus um jeweils mehr als 12 Prozent. Für die USA, die weltgrößte Volkswirtschaft, erwartet der IWF einen Rückgang um 8 Prozent (April-Prognose: 6,1 Prozent).

In Deutschland soll das Bruttoinlandsprodukt um 7,8 Prozent schrumpfen, wie der IWF mitteilte. Im April war der Währungsfonds noch von 7,0 Prozent ausgegangen. Die „Wirtschaftsweisen" des Sachverständigenrats der deutschen Bundesregierung hatten in ihrer Prognose vom Dienstag mit einem Rückgang um 6,5 Prozent gerechnet.

IWF: „Katastrophaler Schlag für den Arbeitsmarkt"

Der globale Wirtschaftseinbruch bedeute „einen katastrophalen Schlag für den Arbeitsmarkt", erläuterte der IWF. Besonders betroffen davon seien die ärmeren und weniger gebildeten Arbeitnehmer, die meist nicht von Zuhause arbeiten könnten, hieß es. Wegen der Pandemie würden viele Menschen erneut in die Armut abrutschen. Auch die zeitweise Schließung von Schulen treffe Kinder in ärmeren Staaten besonders hart, erklärte der IWF.

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Die in Washington ansässige Organisation warnte zudem, dass sich die Lage auf den Finanzmärkten trotz der Interventionen von Zentralbanken wieder zuspitzen könnte. Die jüngste positive Entwicklung der Märkte „scheint nicht mit den Veränderungen der zu Grunde liegenden wirtschaftlichen Aussichten zusammenzuhängen", warnte der IWF. Sollte es zu einer erneuten Zuspitzung der Lage an den Märkten kommen wie zu Anfang des Jahres, drohten auch Schuldenkrisen, hieß es weiter.

Der IWF hat seit Beginn der Coronakrise bereits an viele Entwicklungs- und Schwellenländer Nothilfen vergeben, um deren Wirtschaft und Wechselkurs zu stützen. Die Finanzierungen umfassen bisher rund 25 Mrd. US-Dollar. Zu den größten Empfängern gehörten unter anderem Ägypten, Pakistan, Nigeria und Ghana. (APA/dpa)

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