Sport in Tirol

Der Tiroler Sport schaltet langsam vom Not- in den Regelbetrieb um

Wie viele Festspiele steigen im Herbst rund ums Tivoli? Das neue Football-Areal der Swaro Raiders nimmt immer mehr Form an.
© Gruber

Schlägt nach Corona die Stunde des Nachwuchs? Wie sieht die Sponsorenlandschaft aus? Muss man die Ziele korrigieren? Die TT fragte bei Tirols stärksten Mannschaften nach den Planungen für 2020/21.

Von Alex Gruber und Florian Madl

Innsbruck – Es ist 8 Uhr morgens. Während Bauarbeiter rund ums Tivoli weiter am neuen Football-Stadion der Swarco Raiders feilen, lässt Eishockey-Kondi-Coach Florian Stern am Nebenplatz die junge HCI-Garde schwitzen. Nach Corona rückt auch die neue Saison heran – und die berechtigte Frage stellt sich: Was wird einem 2020/21 aufgetischt?

F wie Fußball: Es hängt zur Stunde bei Bundesliga-Aufsteiger WSG Swarovski Tirol in Sachen Zukunft natürlich sehr vieles daran, ob der Klassenerhalt gelingt. Bleibt man erstklassig, laufen mit Anschlussklauseln 14 bis 15 Spielerverträge weiter. Steigt man ab, sind es nur vier bis fünf.

Bleibt man oben, heißt die Heimstätte weiter Tivoli, sonst geht’s zurück nach Wattens. Ein Abstieg hätte auch in Sachen TV-Gelder (siebenstelliger Betrag von Sky) verheerende Folgen. „Die Anspannung ist bei uns im Verein überall spürbar. Die volle Kraft gilt dem Kampf um den Ligaverbleib in den nächsten zehn Tagen“, notiert Sportmanager Stefan Köck. Fußball ohne Zuschauer sei „ein Notbetrieb“ gewesen, die hinteren Kaderplätze werden in der neuen Spielzeit an junge Talente (Felix Kerber, Kilian Bauernfeind, Stefan Lauf ...) vergeben.

Der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Regionalliga macht die Distanz für Juwele kleiner. In Sachen Budget führt Daniel Bierent, Geschäftsführer Wirtschaft, aus: „Die Budget­erstellung bei der WSG für beide Ligen erfolgte wie immer bereits im Jänner. Natürlich müssen wir durch die Corona-Krise, die viele Unternehmen getroffen hat, stets Adaptierungen treffen. Wir bleiben positiv.“ Unbestritten: Die unsichere Situation um Hauptsponsor Swarovski (Kündigungen) könnte eine Rolle spielen.

Zweitligist FC Wacker Innsbruck hält nach der 1:4-Niederlage in Liga zwei weiter Platz drei. Nach dem letztjährigen Bundesliga-Abstieg wurde auf viele junge Tiroler Kicker (Gallé, Satin, ­Hupfauf, Rückkehrer Taferner, Köchl ...) gebaut, die auch 2020/21 das Gerüst stellen. Neo-Trainer Daniel Bierofka wird für den Aufstiegskampf vermutlich von Alfred Hörtnagl, Geschäftsführer Sport, noch das eine oder andere Alphatier bekommen.

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Dass die Rückkehr in die Bundesliga kein Muss sein darf, hat der scheidende Präsident Gerhard Stocker im TT-Interview bereits unterstrichen. „Finanziell haben wir alles im Griff. Großer Dank an Abobesitzer und Sponsoren, die uns sehr gut begleiten und trotz der Corona-­Krise auf Refundiereungen und Gegenleistungen verzichtet haben“, sagt Stocker, der betont, dass nicht alles vom neuen Investor (Hamburger Unternehmerfamilie) getragen werden kann. Die limitierte Sitzplatzvergabe sollte weder die WSG noch den FC Wacker im weitläufigen Tivoli-Areal vor große Probleme stellen.

🏒 E wie Eishockey: Die Legionärsanzahl bei den Innsbrucker Haien wird wieder 10 plus zwei (U24) betragen. Dahinter sollen Tiroler wie Clemens Paulweber, Lukas Bär oder Jakob Wetzlsperger den nächsten Schritt machen. „Die Jungs geben Gas. Die neue Saison bietet eine große Chance“, sagt Kondi-Trainer Florian Stern, der auch andere heimische Cracks beim Sommertraining an EBEL-Niveau heranführen will.

Angeführt von Clemens Paulweber (l.) stählt die junge Eishockey-Garde der Haie beim Sommertraining die Muskeln.
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Welche Perspektiven könne die Haie Talenten wie Nachwuchsteamspieler Lukas Jaunegg und Co. bieten? 5000 erlaubte Zuschauer bei Indoor-Veranstaltungen (mit Distanzregeln) werden sich in der Tiwag-Arena (ca. 3000 Plätze) nicht spielen. „Das wird eine schöne logistische Aufgabe“, schmunzelt Obmann Günther Hanschitz.

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In der Kaderplanung ist vorerst Neo-Coach Mitch O’Keefe am Zug. In einer internationalen Liga muss man die Entwicklung in den kommenden Wochen abwarten. „Finanziell ist der Gürtel noch enger zu schnallen“, bestätigt Hanschitz Verluste. „Ein sportliches Ziel kann man mit vielen Ungewissheiten nicht nennen. Wir wollen dennoch eine attraktive Mannschaft stellen.“

Richie Wöss (r.), Edel-Routinier von Handball Tirol, bleibt in der Natur seinem Weg treu.
© Handball Tirol

🤾‍♂️ H wie Handball: „Man plant vorsichtiger. So gesehen ist die Investition in den Unterbau, die uns immer am Herzen lag, noch wichtiger“, führt Handball-Tirol-Sportchef Thomas Lintner aus. Beim HLA-Team in Schwaz sollen etwa Emanuel Petrusic oder der zweite Goalie Tobias Alber verstärkt zum Zug kommen.

In Sachen Budgeterstellung schaue es „nach vielen Gesprächen und positiven Rückmeldungen“ nicht so schlecht aus. Mit der Stadt Schwaz befinde man sich in Gesprächen, wie man die Osthalle bei Heimspielen mit „nummerierten Sitzen“ besetzen könne. „Wir sind in den Vorbereitungen. Bis Mitte August kann sich noch einiges ändern“, weiß Lintner mit Blickrichtung Infektionszahlen. Ziel bleibe auch in der neuen Spielzeit zunächst die Qualifikation für die Top sechs und das obere Play-off.

🏈 A wie American Football: Man könne sich, bestätigt Swarco-Raiders-Managerin Claudia Nuener, auf die Sponsoren verlassen: „Die sind weiter an unserer Seite.“ Ob es zu Auswirkungen komme, „kann man erst Ende des Jahres sagen“. Die Kardinalfrage: Finden im Herbst noch Veranstaltungen statt? Sonst ginge es mit der Kampfmannschaft erst 2021 weiter. Hinter den europäischen Wettbewerben steht vorerst ohnedies ein großes Fragezeichen.

In Sachen Nachwuchs zeigt sich Managerin Nuener zuversichtlich: „Wir haben im Verein Leute, die uns gut unterstützen. Die hielten mit den Spielern Kontakt, organisierten online Kraft- und Ausdauertraining. Die Rückmeldungen sind jedenfalls gut.

🏀 B wie Basketball: Die Raiders fiebern bereits der 2. Bundesliga entgegen – die Corona-Phase fiel schließlich in die spielfreie Zeit.

🏐 V wie Volleyball: Für das Hypo Tirol Volleyballteam geht es nach dem Abschied aus der ersten deutschen Liga unter gänzlich anderen Voraussetzungen in der zweiten österreichischen Liga weiter. Zurück zu den Wurzeln heißt das Motto – eine mit U17-Spielern erweiterte „Studenten-Mannschaft“ wird das neue Projekt in Angriff nehmen. Was den Nachwuchs anbelangt, kann Pressesprecher Christian ­Sigl nur Positives vermelden: „Alle sind heiß darauf, dass es wieder losgeht.“

Auch Therese Achammer, Obfrau der VC-Tirol-Damen, glaubt nicht an Rückgänge im Nachwuchs. Das Budget sei unverändert, die Hoffnungen auf eine Top-4-Platzierung in der kommenden Saison ungebrochen. Spielerinnen aus Argentinien und Kanada sollen – ein Visum vorausgesetzt – dazu beitragen.

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