Kühe erschrecken als Trend: Bauern warnen vor „Kulikitaka-Challenge“
Tiere zu Merengue-Musik in Panik versetzen: TikTok-Nutzer posten solche Videos derzeit als „Kulikitaka-Challenge“. Landwirte warnen davor, sich zu beteiligen. Sie halten den Trend sogar für lebensgefährlich.
München – Die sogenannte „Kulikitaka-Challenge", die derzeit im Internet regen Zulauf hat, sorgt bei den heimischen Landwirten für große Verärgerung. Bei diesem neuen Trend versuchen Menschen, Kühe durch das Wedeln mit den Händen zu erschrecken, unterlegt wird das Ganze mit einem Song namens „Kulikitaka". Für Kärntens Landwirtschaftskammerpräsident Johann Mößler ist das Ganze schlicht Tierquälerei.
📽 Video | Eine Sammlung von Clips der TikTok-„Kulkitaka-Challenge"
„Ich halte das für abartig, was da stattfindet", sagte Mößler am Donnerstag gegenüber der APA. Es sei das genaue Gegenteil von dem, was er sich von verantwortungsvollen Nutzern der heimischen Natur erwarte, nämlich einen sorgsamen Umgang mit Umwelt und Tieren. Er sei an sich auch dagegen, solchen Trends durch zu vehemente Kritik auch noch die gewünschte Plattform zu verschaffen. „Das ist ja eine kalkulierte Provokation, um mit der ganzen Sache möglichst breite Aufmerksamkeit zu bekommen", sagte Mößler.
Ein Problem sieht Mößler vor allem darin, dass dabei Unfälle passieren könnten: „Ich frage mich, was passiert, wenn dann einmal etwas passiert. Werden diese Leute, die zuerst die Tiere provozieren, womöglich auch noch den Bauern klagen, weil dessen böse Kuh sie verletzt hat?" Er halte das nicht für ausgeschlossen, meinte er.
Auch in Deutschland wird über das Thema diskutiert. „Diese Aktionen sind kein Spaß, sondern lebensgefährlich und tierschutzwidrig", sagte der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Udo Hemmerling, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Normalerweise friedliche Rinder würden sich gerade mit Kälbern aggressiv verteidigen: „Wenn eine rund 700 Kilogramm schwere Kuh oder ein noch schwererer Bulle so erschreckt und gereizt wird, hat ein Mensch keine Chance."
Eigentlich sind gerade Rinder nach Auskunft des Bauernverbandes sehr neugierige Tiere und haben kaum Scheu, auf Menschen zuzugehen. Würden sie aber ohne Vorwarnung erschreckt, setzten sie entweder zur Verteidigung oder unkontrolliert zur Flucht an. Die Folge: Die Rinder können die Menschen und andere Tiere ebenso verletzen, wie sich selbst. „Hier werden unnötig Risiken für Mensch und Tier in Kauf genommen, nur um Klicks und Aufmerksamkeit zu erzielen", so ein Verbandssprecher.
Immer wieder kommt es – auch ohne Hampelmann-Allüren – zu Unfällen, wenn Wanderer auf Almen Mutterkühen zu nahe kommen. Das kann auch rechtliche Probleme mit sich bringen.
Am 28. Juli 2014 war im Pinnistal, einem Seitental des Stubaitals, eine 45-jährige Deutsche, die mit ihren Hund unterwegs war, von Kühen plötzlich attackiert und zu Tode getrampelt worden. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen den Hinterbliebenen und dem Landwirt – die TT berichtete – gab es im Mai dieses Jahres eine höchstgerichtliche Entscheidung. Dem Witwer stehen nach diesem Urteil rund 54.000 Euro und eine monatliche Rente von 600 Euro zu. Der Sohn bekommt rund 24.000 Euro sowie eine monatliche Rente in der Höhe von 180 Euro. (APA, dpa, TT.com)