Champions League

Abfuhr statt Zäsur: ManCity-Urteil stellt Financial Fair Play der UEFA infrage

Manchester City wandert auch in der kommenden Saison wieder in den Champions-League-Lostopf.
© FABRICE COFFRINI

Der Internationale Sportgerichtshof Cas hat Manchester City die Starterlaubnis für den Europapokal gegeben. Das Urteil könnte wegweisend sein. Die UEFA-Finanzregeln stehen mehr denn je infrage.

Lausanne – Durch einen Freispruch für Pep Guardiolas Manchester City geraten die Finanzregeln für einen gerechteren europäischen Fußball mehr denn je zur Farce. Der Internationale Sportgerichtshof CAS kippte am Montag den Champions-League-Ausschluss der Citizens, den die Europäische Fußball-Union im Februar wegen „schwerwiegender Verstöße“ gegen das Financial Fair Play verhängt hatte - die anhand geleakter Dokumente aufgedeckten Tricksereien des aus Abu Dhabi alimentierten Clubs bleiben damit praktisch ungesühnt.

„Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die FFP-Regeln der UEFA das überleben werden. Genau genommen, wird die UEFA die Auswirkungen überstehen?“, fragte Englands Fußball-Ikone Gary Lineker am Montag bei Twitter stellvertretend wohl auch für viele Fans. Bestätigt wurde von den CAS-Richtern lediglich eine Geldstrafe, diese wurde aber von 30 auf 10 Millionen Euro reduziert - und nicht wegen des Finanzgebarens, sondern wegen der mangelhaften Zusammenarbeit des Clubs mit den UEFA-Ermittlern ausgesprochen.

Man City hatte alle Vorwürfe stets abgestritten und war entsprechend gegen die UEFA-Strafe vor den CAS gezogen. Der Sieg vor dem höchsten Sportgericht dürfte für den Premier-League-Zweiten noch höher zu bewerten sein als die vier Meisterschaften, die der Club seit dem Einstieg von Scheich Mansour vor knapp zwölf Jahren geholt hat. City hatte sich am Samstag durch ein 5:0 bei Brighton & Hove Albion auch sportlich die erneute Königsklassen-Teilnahme gesichert. Der FC Chelsea muss als Dritter nach einem 0:3 bei Sheffield United dagegen bangen.

Das Urteil sorgt nicht nur dafür, dass die teuer zusammengekaufte Mannschaft um Star-Trainer Guardiola nicht auseinanderfällt. Es legitimiert auch das Geschäftsmodell des Vereins und damit just jenes Verhalten, dem das bereits 2009 beschlossene Financial Fair Play entgegenwirken sollte. Der Club teilte am Montag in wenigen Zeilen mit, er sehe sich in seiner Beweisführung bestätigt. Ein schnell wieder gelöschtes Foto bei Instagram zeigte einen strahlenden Guardiola.

Durch von „Football Leaks“ veröffentlichte Dokumente war herausgekommen, dass City zwischen 2012 und 2016 Sponsoreneinkünfte weit über Gebühr bewertet haben soll. Als Sponsoreneinnahmen aus Abu Dhabi deklarierte Gelder, sollen in Wirklichkeit vom Club-Besitzer gezahlt worden sein. Dagegen ging die UEFA vor. Der CAS stellte aber fest, dass die Beweise unzureichend oder die Taten verjährt seien. Nur die Verweigerungshaltung des sechsmaligen englischen Meisters während der Untersuchung wurde bemängelt.

UEFA hält an ihren Finanz-Spielregeln fest

Das Urteil von Lausanne dürfte 40 Kilometer weiter westlich am Ufer des Genfer Sees für Entsetzen gesorgt haben. Öffentlich versuchten die Verantwortlichen in der UEFA-Zentrale in Nyon zu beschwichtigen. Der Verband betonte, dass die CAS-Richter festgestellt hätten, dass „viele der mutmaßlichen Verstöße wegen der in den UEFA-Regularien vorgesehen Fünfjahresfrist verjährt“ seien.

Trotz der Niederlage vor dem CAS betonte die UEFA erneut, dass die eigenen Finanzregeln in den vergangenen Jahren „eine signifikante Rolle“ gespielt haben, die UEFA und die Club-Vereinigung ECA „bleiben ihren Grundsätzen verpflichtet“. Mehr als 40 Vereine wurden bisher wegen Verstößen gegen das FFP bestraft. Doch meistens traf es kleine Clubs aus dem Osten und Südosten des Kontinents. Manchester City wäre der erste richtig große Verein gewesen, dem die Grenzen aufgezeigt worden wären. Nun stehen die Regeln in ihrer jetzigen Form mehr denn je infrage. Und City könnte in etwas mehr als einem Monat erstmals die Champions League gewinnen. (dpa)

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