Massiver Stellenabbau

Krisen-Gipfel wegen Swarovski-Kündigungen am Freitag

Am Freitag findet bereits der Krisengipfel bei Swarovski statt.
© Swarovski

Nach der Ankündigung der Firma Swarovski, bis zu 1800 Stellen zu streichen, gingen in Tirol die Wogen hoch. Auch LH Platter steht in der Kritik. Er forderte am Mittwoch vom Konzern einen „großzügigen Sozialplan“. WK-Chef Walser fordert eine „differenzierte Kritik".

Innsbruck – Wie heute bekannt wurde, findet am morgigen Freitag ein Krisengipfel zu den geplanten 1800 Kündigungen bei Swarovski statt. Dazu lädt Landeshauptmann Günther Platter. Daran teilnehmen werden die Sozialpartner und die Führung von Swarovski.

„Ich möchte wissen, was geplant ist seitens der Unternehmensführung", so Platter. Jetzt sei das Unternehmen am Zug, es brauche es einen „ großzügigen Sozialplan, damit die Menschen wissen, wie es weitergeht", erneuerte der Landeshauptmann seine Forderung. „Und wir werden mit den Sozialpartnern, mit dem AMS beraten, wie wir Unterstützung geben können", kündigte Platter an. Man müsse sich etwa anschauen, ob es Umschulungsmöglichkeiten im Rahmen einer Arbeitsstiftung gebe. Man habe vor, „maximale Unterstützung" zu geben", versicherte der Landeschef.

📽️ Video | Krisengipfel angekündigt

Swarovski löste mit dem angekündigten massiven Personalabbau eine Empörungswelle aus, auch Landeshauptmann Günther Platter steht in der Kritik.

WK-Chef Walser fordert differenzierte Kritik

Während die Empörung in der Tiroler Landespolitik wegen des Swarovski-Stellenabbaus in den vergangenen Tagen allenthalben groß gewesen ist, rückte der Präsident der Wirtschaftskammer Tirol, Christoph Walser, zur teilweisen Verteidigung des Konzerns aus. In einer Aussendung am Donnerstag forderte er eine „differenzierte Kritik" bzw. Betrachtung der Causa ein.

„Betriebswirtschaftlich notwendige Entscheidungen sind das eine, die gewählte Vorgehensweise das andere", meinte der schwarze Wirtschaftskämmerer. Natürlich sei „jede einzelne Kündigung bedauernswert", so Walser. Aber kein Beobachter sei in der Lage, die „dahinterstehenden betriebswirtschaftlichen Überlegungen" zu bewerten oder die Notwendigkeit anzuzweifeln, wandte sich Walser gegen „Zurufer von außen".

Swarovski steht zweifellos unter hartem internationalem Konkurrenzdruck und muss sich zu Maßnahmen durchringen, die den Bestand des Standortes sichern.
Christoph Walser, Präsident der Wirtschaftskammer Tirol

Ganz ungeschoren kommt der Konzern allerdings auch bei Walser nicht davon. Denn die öffentliche Kritik an der Vorgehensweise bei den Kündigungen kann er nachvollziehen: „Zum Kündigungsgespräch per E-Mail eingeladen zu werden, ist keine Art, die einem Arbeitgeber wie Swarovski ansteht". Auch ortete der Wirtschaftskammerchef eine Unsicherheit unter der Belegschaft wegen der sich ständig ändernden Zahlen über die betroffenen Stellen. Hier sei Swarovski gefordert, klare Angaben zu machen.

Verteidigt wurde der Kristallkonzern indes wenig überraschend auch von der Tiroler Industriellenvereinigung (IV). "Wir sind alle massiv bedrückt über die bei Swarovski notwendig gewordenen Schritte. Schuldzuweisungen und klassenkämpferische Aussagen würden allerdings keinen Arbeitsplatz retten", erklärte deren Geschäftsführer Eugen Stark. Man hätte einen faireren Umgang mit "dermaßen massiv betroffenen Industriebetrieben" erwartet. Stark wies auch die Forderung auf Rückzahlung der Gelder für die Kurzarbeit durch Swarovski zurück. Diese sei völlig unverständlich, entbehre jeglicher rechtlicher Grundlage und würde letztlich die Arbeitnehmer treffen.

„Swarovski muss Farbe bekennen"

Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl
© Vanessa Rachlé

Der schwarze Tiroler Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl hat im Vorfeld des Krisengesprächs am Freitag im Landhaus Klarheit vonseiten des Kristallkonzerns Swarovski gefordert. „Bevor wir nicht wissen, wohin die 1600 Stellen verlagert werden, machen Sozialplan-Gespräche keinen Sinn", betonte er am Donnerstag in einer Aussendung.

Der Konzern müsse Farbe bekennen, verlangte Zangerl. Die harte Gangart der Konzernführung – wonach 1800 Stellen am Stammsitz in Wattens bis 2021/22 gekündigt werden sollen – sorge für „tiefe Betroffenheit". „Diese Kündigungen sind unverzüglich zu stoppen", sagte Zangerl hinsichtlich des Abbaus der ersten 200 Mitarbeiter. Deren Aufgaben würden „künftig von Männedorf in der Schweiz aus erfüllt", meinte er.

Er wollte außerdem von Swarovski wissen, „wohin jene 1600 Arbeitsplätze verlagert werden, die danach in Etappen am Stammsitz Wattens abgebaut werden sollen. Nach Serbien, Thailand, Indien?", fragte sich Zangerl. Der AK-Präsident ist laut Auskunft des Landes ebenso wie die anderen Sozialpartner zum Krisengespräch geladen. (TT.com, APA)

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