Salzkammergut

Corona-Cluster im Urlaubsort: 29 Fälle in St. Wolfgang

Ein unbeschwerter Spaziergang durch das idyllische Zentrum von St. Wolfgang scheint dieser Tage angesichts der jüngsten Corona-Fallzahlen kaum möglich.
© BARBARA GINDL

„Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“ heißt’s in einem bekannten Lied. Derzeit ist den Touristikern in der Region aber nicht zum Lachen: Die Corona-Krise hat sie fest im Griff.

St. Wolfgang – Die Zahl der Infizierten im Coronavirus-Cluster in St. Wolfgang im Salzkammergut (Bezirk Gmunden) hat sich Samstagmittag von 28 auf 29 erhöht. Im Laufe des Tages wurden insgesamt 628 Abstriche vorgenommen, wie ein Sprecher des Landes am Abend zur APA sagte. Teilergebnisse wurden für den späten Abend erwartet. Zugleich hat die Gemeinde auf ihrer Homepage Bewohner, Gäste und Tourismusmitarbeiter ersucht, am Samstagabend möglichst zu Hause beziehungsweise in den Unterkünften zu bleiben.

„Das ist keine behördliche Anordnung, sondern eine Empfehlung des Landeskrisenstabs, bis die Testergebnisse vorliegen“, sagte Hans Wieser von der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft. Das Ersuchen habe auch nur für den Samstag gegolten. In der Information werden alle Betroffenen um Verständnis für den Schritt ersucht und gebeten, die bekannten Schutzmaßnahmen genau einzuhalten.

309 der Tests fielen auf Tourismusmitarbeiter, vor allem in den betroffenen Betrieben, aber auch bei Praktikantinnen und Praktikanten anderer Häuser. Die anderen 319 Tests wurden bei Gästen oder Einheimischen durchgeführt, die vom Angebot Gebrauch machten, sich bei der Drive-In-Station bei der Dienststelle des Roten Kreuz St. Wolfgang auf Kosten des Landes testen zu lassen. Die Ergebnisse werden für heute erwartet.

Bei der jüngsten bekannt gewordenen Infektion handelt es sich um eine Kontaktperson eines infizierten Praktikanten. Ein erkrankter Kabinettsmitarbeiter des Außenministeriums, der am Freitag positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden war und sich vergangenes Wochenende privat am Wolfgangsee aufgehalten hatte, wird laut Krisenstab nicht zum jüngsten Ausbruch gezählt. Es sei unklar, wo er sich angesteckt hat.

Urlauber an einem Ufer des Wolfgangsees.
© BARBARA GINDL

Unterdessen berichtete Tourismus-Chef Wieser von ersten Stornierungen von Gästen. Eine konkrete Zahl konnte er nicht nennen, es sei aber nicht dramatisch. „Wir haben aber sehr viele Rückfragen, wo sich Gäste über die aktuelle Situation informieren wollen. Und es gibt absurderweise Gäste, die sich melden, weil sie jetzt eine Möglichkeit sehen, ein freies Zimmer zu bekommen.“ Ob der jüngste Ausbruch an Infektionen zu einem Imageschaden für die Region führe, könne er nicht beurteilen.

Wie Alois Lanz, der Bezirkshauptmann von Gmunden, am Samstag erklärte, seien 26 der Erkrankten Tourismusschüler und zwei ihre Vorgesetzten. „Bis dato ist niemand schwerer erkrankt“, sagte Lanz. „Die Betroffenen wundern sich oft, wenn wir sie anrufen, dass sie überhaupt erkrankt sind.“

Die Behörden sind sich mittlerweile sicher, dass die Ansteckungen nicht in den betroffenen Betrieben, sondern in der Freizeit stattgefunden haben. „Die infizierten Praktikanten waren auf unterschiedliche Quartiere verteilt untergebracht und wohnten vielfach in Doppel- und Dreibettzimmern“, sagt Wieser von der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft. In ihrer Freizeit sei es immer wieder zu Treffen der Gruppen gekommen – in Lokalen, nach der Sperrstunde offenbar aber oft auch im privaten Bereich.

Aufgrund der aktuellen Situation wurde die Sperrstunde in St. Wolfgang vorübergehend von 1 Uhr auf 23 Uhr vorverlegt. (APA, TT)