Der Tiroler Amateur-Sport fährt im Herbst Corona-Slalom
Der Profi-Sport bewegt sich in Blasen, der Amateur- und Nachwuchssport muss ohne diese auskommen. Die neue Realität nach Corona: Sitzplatz-Regulierung, Fiebermessen und der Gebrauch des Hausverstands.
Von Florian Madl und Tobias Waidhofer
Innsbruck – Montag, 9.30 Uhr, Trainingsgelände der Swarco Raiders in Innsbruck. Mit einem elektronischen Fiebermesser geht Coach Kevin Herron auf die jungen Akteure zu, die neue Realität im Sport lautet bis hin zum Nachwuchs Sicherheit. Im Kontaktsport, wo Babyelefanten keinen Platz hätten, geht Vorsicht vor Nachsicht. Niemand weiß das wohl besser als der Deutsch-Amerikaner: Die Saison der Kampfmannschaft wurde beendet, noch steht Herron als neu bestellter Headcoach der Footballer ohne Spiel da.
Die Infektionszahlen stiegen zuletzt, die viel diskutierten Maßnahmen vor Beginn des Schuljahrs färben auch auf die Freizeit ab. Was also ist die neue Realität im Tiroler Amateursport?
Z wie Zuschauerbeschränkung: Je nach Kapazität ihres Geländes werden die Vereine, etwa im Amateur-Fußball, von Behördenseite unterschiedlich eingestuft. Während auf Stehplätzen weniger Anhänger auf die Anlage dürfen, waren es bei entsprechender Infrastruktur (Stadion mit Sitzplatztribüne) mehr als 500. Bemerkenswert: die Form der Umsetzung. Während manche Vereine die Toleranzgrenze nach oben ausreizten, Abstandhalten kaum bis nicht erkennbar war und teilweise Fotografen gebeten wurden, die Seiten zu wechseln, damit Corona-freundliche(re) Bilder entstehen, bemüht man sich an anderen Standorten, zum Beispiel in Reutte, bei der Reichenau oder auch auf vielen anderen Tiroler Sportplätzen, um penibles Einhalten. Da werden Namenslisten geführt, Plätze abgeklebt und Durchsagen gemacht. „Das Konzept muss den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Die Clubs geben sich große Mühe“, notierte Josef Geisler, der Präsident des Tiroler Fußballverbandes, das Bemühen der meisten Clubs.
Die Abstandsregeln landauf, landab zu kontrollieren, ist bei beispielsweise 124 Unterhaus-Partien am vergangenen Wochenende ein Ding der Unmöglichkeit. Es bleibt nur, an den Hausverstand der Zuschauer, Funktionäre und Spieler zu appellieren.
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C wie Corona-Förderung: Die jüngsten Zahlen rund um den NPO-Unterstützungsfonds (Non-Profit-Organisationen) zur Basisförderung lassen österreichweit keinen Ansturm auf die staatliche Unterstützung für Amateursport erkennen, wie Sport-Sektionsleiter Philipp Trattner weiß. Von den 15.000 gemeldeten Vereinen fragten bis vor einer Woche erst 1400 an – nicht einmal zehn Prozent. Noch geringer scheint das Tiroler Interesse: Gerade 15 Ansuchen kommen bis zum heutigen Tag aus dem heimischen Amateurbetrieb (2000 Tiroler Sportvereine), Bundesliga-Teams vom Handball, Volleyball, Eishockey und Fußball ausgenommen. „Manche Vereine verzichten, weil sie Rücklagen haben und die Hilfe nicht für notwendig halten. Wir haben aber alle Vereine noch einmal über den Fonds informiert“, verweist Landessportamtsleiter Reinhard Eberl auf sein bereits zweites Rundschreiben. Bis zum 31. Dezember ist die Förderung noch möglich.