Europa League

EL-Finale Inter gegen Sevilla: Italiens „Wunder“ oder „Spaniens Stolz“

Das Sturmduo Romelu Lukaku (l.) und Lautaro Martínez ist Inters Trumpf im Europa-League-Endspiel.
© LARS BARON

Im Europa-League-Finale am Freitagabend (21.00 Uhr/live DAZN und Puls 4) sind die Positionen klar verteilt. Inter ist der klare Favorit, doch mit Sevilla wartet der Rekord-Pokal-Sieger.

Köln – Nicht weniger als 21 Jahre musste Italien warten, um mit Inter Mailand wieder einen Finalisten in der Europa League (EL) zu stellen. Gegner FC Sevilla hat in diesem Zeitraum nicht weniger als fünfmal die Trophäe in den Himmel strecken können und ist als EL-Rekordsieger trotzdem Außenseiter im Endspiel am Freitag (21.00 Uhr/live DAZN und Puls 4) in Köln. Grund dafür ist in erster Linie die Stärke der Nerazzurri, die im Finalturnier bereits Rekorde aufgestellt haben. „Rekorde zu brechen ist schön. Aber wir sind hier, um zu gewinnen“, sagte Torjäger Romelu Lukaku.

Mit seinem Doppelpack beim 5:0-Halbfinaltriumph über Schachtjor Donezk baute der Belgier seine Bestmarke aus. Er ist der erste Spieler, der in zehn aufeinanderfolgenden EL-Spielen traf. Mit ihm, seinem kongenialen und ebenfalls zweimal erfolgreichen Sturmpartner Lautaro Martínez und einer eisernen Defensive um Routinier Diego Godín scheint Inter kaum zu stoppen.

Italiens Presse schwärmt von Inter

Dieses Inter sei „ein Wunder“ und „der Perfektion nahe“, schrieb die Gazzetta dello Sport am Dienstag. Der Corriere della Sera urteilte: „Auf diesem Niveau hat Inter nur wenige echte Gegner.“ Sogar Trainer Antonio Conte wurde überschwänglich. „Die Spieler verdienen jedes Lob“, sagte er. Nie zuvor gab es in einem EL-Halbfinale oder auch einem des Vorgänger-Wettbewerbs UEFA-Cup einen solch deutlichen Sieg. Und das, obwohl es normalerweise Hin- und Rückspiele gab. „Wir wollen den Pokal zurück nach Italien bringen“, betonte Conte.

Für sein Gegenüber Julen Lopetegui ist das Duell auch eine große Chance. Bei Spaniens Nationalmannschaft wurde er 2018 noch vor dem ersten WM-Spiel entlassen, weil er seinen Wechsel zu Real Madrid angekündigt hatte. Und die Königlichen trennten sich von ihm dann schon im Oktober nach zehn Runden. Neun Monate später übernahm der 53-Jährige Sevilla, am Ende seiner ersten Saison steht er mit den Andalusiern prompt wieder im Finale ihres Spezial-Wettbewerbs, in dem sie noch keine Endspiel-Niederlage erlitten. Zudem geht Sevilla mit dem Selbstvertrauen von zuletzt 20 Pflichtspielen ohne Niederlage ins Finale.

Sevilla hält die spanische Flagge in Europa hoch

Die Andalusier haben den Wettbewerb als ihre Nische und Lieblings-Disziplin auserkoren. „Man sollte überlegen, diesen Wettbewerb umzutaufen und Sevilla League zu nennen. Denn in der Europa League gelten nicht die Gesetze des Fußballs, hier gelten die Regeln des FC Sevill­a“, schrieb die Fachzeitung AS und versuchte das Phänomen zu erklären: „Wenn das Team erst einmal im Viertelfinale steht, treten die Spieler immer in eine mystische, himmlische Dimension, die sie unweigerlich und unabhängig von Umständen zum Titelgewinn führt.“ Und die Marca bezeichnete den FC Sevilla als „Stolz Spaniens“, nachdem Real Madrid und der FC Barcelona in der Champions League frühzeitig die Segel strichen. (tomi, APA, dpa)