Corona-Krise

Impfstoff aus abgetriebenen Föten: Australischer Bischof äußert Bedenken

(Symbolbild)
© APA/dpa

Einer der bisher vielversprechendsten Impfstoff-Kandidaten gegen das Coronavirus geht auf Zelllinien eines abgetriebenen Fötus zurück. Bischöfe in Australien fordern, einen "ethisch unumstrittenen" Impfstoff verfügbar zu machen.

Sydney, London – Angesichts der voranschreitenden Forschung von mehreren möglichen Impfstoffen gegen Covid-19 haben Bischöfe in Australien und Großbritannien zu deren ethischer Perspektive Position bezogen. Es sei wichtig, einen "ethisch unumstrittenen" Impfstoff verfügbar zu machen, falls dies möglich sei, erklärte der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, laut Angaben der englischsprachigen Ausgabe von Vatican News (Dienstag) in der Zeitschrift The Catholic Weekly, wie Kathpress meldet.

Bei einem der bisher vielversprechendsten Impfstoff-Kandidaten stelle sich das Problem, dass er auf Zelllinien eines abgetriebenen Fötus zurückgehe. Für den Covid-19-Impfstoff des Pharmakonzerns AstraZeneca in Zusammenarbeit mit der Oxford University laufen derzeit bereits groß angelegte klinische Studien am Menschen. Laut in der Zeitschrift The Lancet veröffentlichten Ergebnissen dürfte der Impfstoff bei den Teilnehmern starke Immunreaktionen hervorrufen.

Zurück geht er allerdings auf eine Zelllinie (HEK-293), die aus embryonalen Nierenzellen eines im Jahr 1973 abgetriebenen Mädchens gezüchtet und dann klinisch reproduziert wurde. U.a. die australische Regierung hat kürzlich eine Absichtserklärung zur Herstellung dieses Impfstoffs unterzeichnet, sollte sich dieser als erfolgreich erweisen.

"Menschen haben ein Recht auf Wahlmöglichkeiten"

Erzbischof Fisher rief in Erinnerung, dass die WHO bisher insgesamt 167 Impfstoffkandidaten für Covid-19 identifiziert habe, von denen sich 29 bereits in der klinischen Erprobung befinden. Die Regierungen sollten sich auf die "ethisch unumstrittenen Kandidaten" fokussieren, um keine moralischen Bedenken hervorzurufen. Menschen hätten ein Recht auf Wahlmöglichkeiten.

Die Verwendung des AstraZeneca-Impfstoffes könne ethisch vertretbar sein, wenn es keinerlei Alternativen zur Herstellung geben würde. "Dies zu tun, hieße nicht, bei Abtreibungen in der Vergangenheit oder in der Zukunft zu kooperieren." Dennoch zeigt sich Fisher darüber "zutiefst beunruhigt".

Bereits Ende Juli hatten sich zwei katholische Bischöfe Englands, die in ihrer Bischofskonferenz für die Bereiche Gesundheit und Lebensschutz zuständig sind, zu der Problematik geäußert. Die katholische Kirche unterstütze die Entwicklung von Impfungen zum Schutz der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft, schrieben die Bischöfe Paul Mason und John Sherrington. Die dabei verwendeten embryonalen Zelllinie könnten für Katholiken ein "Dilemma" darstellen, es gelte jedoch zwischen gegenwärtiger "unethischer" Beschaffung von Impfstoffen und der Verwendung historischer Zelllinien zu unterscheiden. Auch Mason und Sherrington hofften dabei auf die Möglichkeit einer "ethischen Beschaffung" eines Impfstoffes.

Die britischen Bischöfe zitierten auch eine Mitteilung der Päpstlichen Akademie für das Leben aus dem Jahr 2017. Dabei wird kirchlicherseits festgestellt, dass "alle klinisch empfohlenen Impfungen mit gutem Gewissen verwendet werden können und dass die Verwendung solcher Impfstoffe nicht irgendeine Art von Zusammenarbeit mit dem freiwilligen Schwangerschaftsabbruch bedeutet". (APA)

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