Russland/Frankreich

Kremlkritiker Nawalny in Berlin aus Spitalsbehandlung entlassen

Alexej Nawalny erholt sich langsam von dem Giftanschlag.
© Handout / Instagram account @navalny / AFP

Der 44-jährige russische Oppositionelle Alexej Nawalny erholt sich weiter von einem Giftanschlag. Sein Gesundheitszustand hat sich mittlerweile so weit verbessert, dass er aus stationärer Behandlung entlassen werden konnte.

Paris/Moskau/Berlin – Nach 32-tägiger Behandlung ist der vergiftete russische Kremlkritiker Alexej Nawalny aus der Berliner Charité entlassen worden. Das teilte das Krankenhaus am Mittwochmorgen mit. Der Patient sei am Dienstag aus der stationären Behandlung entlassen worden. Der Gesundheitszustand Nawalnys habe sich „soweit gebessert, dass die akutmedizinische Behandlung beendet werden konnte“.

Die behandelnden Ärzte halten „auf Grund des bisherigen Verlaufs und des aktuellen Zustandes des Patienten eine vollständige Genesung für möglich“, erklärte die Klinik weiter. „Eventuelle Langzeitfolgen der schweren Vergiftung können aber erst im weiteren Verlauf beurteilt werden. Nawalny hatte nach Klinikangaben 24 Tage auf einer Intensivstation gelegen. Zuletzt hatte sich sein Zustand gebessert.

📽️ Video | Nawalny aus Berliner Spital entlassen

Zum aktuellen Aufenthaltsort Nawalnys machte die Charité keine Angaben. „Die öffentliche Mitteilung zum Gesundheitszustand von Herrn Nawalny erfolgt im Einvernehmen mit ihm und seiner Ehefrau“, hieß es nur. Der 44-Jährige hatte seinen Weg der Genesung zuletzt mit mehreren Instagram-Fotos dokumentiert. Er dankte bereits in einer am Samstag veröffentlichten Nachricht den „brillanten Ärzten“ der Klinik. Noch vor kurzem aber habe er nicht einmal Menschen erkannt und nicht begriffen, wie das Reden geht. „Das hat mich zur Verzweiflung getrieben, weil ich ja im Grunde schon verstanden habe, was der Doktor will, aber ich wusste nicht, woher ich die Worte nehmen soll.“ Nawalny wies dabei auch darauf hin, dass es noch viele Probleme zu lösen gebe. Das Telefon fühle sich in der Hand an wie ein Stein. „Und sich selbst Wasser einschenken ist eine richtige Attraktion.“

Der Kreml-Kritiker war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zunächst wurde Nawalny nach einer Notlandung in einem Krankenhaus in Omsk behandelt, zwei Tage später wurde er auf Drängen seiner Familie und seiner Unterstützer zur Behandlung in die Berliner Klinik Charité gebracht.

📽️ Video | Jölli (ORF) aus Berlin

Rechtshilfegesuchen der russischen Behörden in Frankreich

Unterdessen ist bei der französischen Regierung ein Rechtshilfegesuch der russischen Behörden zum Fall des vergifteten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny eingegangen. Das Gesuch werde geprüft, teilte das Außenministerium in Paris am Dienstag mit. Die Priorität der französischen Regierung liege aber darauf, dass Moskau "die Umstände und Verantwortlichkeiten hinter dem Mordversuch" an Nawalny aufkläre, der auf russischem Territorium verübt worden sei, betonte ein Ministeriumssprecher.

Wasser, dass der Kreml-Kritiker getrunken hatte, war eindeutig mit einem Nervenkampfstoff vergiftet worden.
© Handout / Instagram account @navalny / AFP

Labors in Frankreich wie auch in Schweden hatten den Befund eines Speziallabors der deutschen Bundeswehr bestätigt, wonach der prominente Kritiker des russischen Staatschefs Wladimir Putin "zweifellos" mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Die Substanz war in der früheren Sowjetunion entwickelt worden. Moskau weist den Verdacht vehement zurück, staatliche russische Stellen könnten Nawalny gezielt vergiftet haben.

Nach Angaben der deutschen Regierung wurde Nawalny "zweifelsfrei" mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der sogenannten Nowitschok-Gruppe vergiftet. Labors in Frankreich wie auch in Schweden hatten den entsprechenden Befund eines Speziallabors der deutschen Bundeswehr bestätigt. Die Substanz war in der früheren Sowjetunion entwickelt worden. Moskau weist den Verdacht vehement zurück, staatliche russische Stellen könnten den prominenten Kritiker von Präsident Wladimir Putin gezielt vergiftet haben. (APA/AFP)